Megan Marie Hart feiert in Detmold die jüdische Seele

Detmold. Im Rahmen der Reihe &bdquo;Anders als die Anderen (?)“ zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus hat die US-amerikanische Sopranistin Megan Marie Hart in einer Liedmatinee rund 200 Gästen des Landestheaters die Vielfalt jüdischer Gesangskunst vermittelt.

Als eindrucksvolle Hommage an die Musik jüdischer Komponisten schuf sie gemeinsam mit Pianist Mathias Mönius einen Raum des Gedenkens. Als säkulare Jüdin engagiert sich Hart intensiv für jüdische Kultur. Von 2015 bis 2020 sang sie im Landestheater Detmold, bis sie ans Staatstheater Darmstadt wechselte. Im Nachgespräch berichtete sie von antisemitischen Anfeindungen, wie sie von Rechtsradikalen als &bdquo;Opernjüdin“ diffamiert wurde, als sie Wagner sang. Als Spinto-Sopran gelang es ihr, die Botschaft gegen das Vergessen und der Wachsamkeit lyrisch zart und mit dramatischem Ausdruck umzusetzen.

Dramaturgin Emilia Ebert moderierte Die Matinee spannte einen weiten Bogen von Old-Hollywood-Klassikern über jiddische Arien bis hin zu Kunstliedern. Dramaturgin Emilia Ebert moderierte das Konzert.

Mit Jerome Kern und Oscar Hammersteins &bdquo;All the Things You Are“ eröffnete Hart den Vormittag im goldenen Timbre mit einer zarten Eleganz, die das Publikum bannte. Feinfühlig gestaltete sie melodische Phrasierungen und endete im brillanten Spitzenton. Klavier und Sängerin standen in schönster Klangbalance in &bdquo;The Silent Spring“ von Harold Arlen und E.Y. Harburg. Bewegend waren ihre Interpretationen der Lieder aus Bernsteins &bdquo;West Side Story“. Mit kristallklarer Stimme verlieh sie &bdquo;I Have a Love“ viel Schwung. Wie ein dahinschwebendes Gebet erlangte &bdquo;Somewhere“ große Intimität.

Einer der bedeutendsten Komponisten jüdischer Kunstlieder war Lazar Weiner (1897-1982). Mit seinem impressionistisch angehauchten Lied &bdquo;Dos Gold fun Dayne Oygn“ (Das Gold deiner Augen) und Sholom Secundas &bdquo;Eyn mol in Leb’n“ (Einmal im Leben) zeigte Hart die Bandbreite ihres Könnens. Ihre klare Diktion und ihr warmes Timbre ließen die Texte lebendig werden, während die mit osteuropäischer Folklore durchsetzten Melodien eine Welt voller Sehnsucht eröffnete. Das Lied &bdquo;Ikh vil es Her’n Nokhamol“ (Ich will es noch einmal hören) von Abraham Ellstein (1907-1963), einem Pionier des amerikanisch-jüdischen Musiktheaters, beeindruckte in einer Mischung aus Lebensfreude und Melancholie.

Die &bdquo;Drei Lieder“ op. 22 von 1929 des österreichisch-amerikanischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) waren ein Highlight. Hart verstand es, die feinen Nuancen dieser spätromantischen Lieder herauszuarbeiten, wobei Mönius auf dem Klavier mit Präzision begleitete. Die &bdquo;5 Gedichte Primo Levi“ von Simon Sargon (1938-2022), der jüdische Musik mit der Moderne verbindet, berührten das Publikum mit ihrem Bezug zur Shoah. Das zentrale Lied &bdquo;Shema“ (Höre!) entwickelte große Dramatik. Für den lang anhaltenden Applaus bedankte sich das Duo als Zugabe mit der Gebetsvertonung &bdquo;Avinu Malkeinu“ (Unser Vater, unser König) von Max Janowski.

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