Bewerber klagt gegen Rektor der HfM Detmold: So entscheidet das Arbeitsgericht

Detmold. Die Emotionen kochen im kleinen Saal des Arbeitsgerichtes hoch. Es wird laut, so mancher Vorwurf geht unter die Gürtellinie. Irgendwann erhebt die Vorsitzende Richterin Jana Reuter selbst die Stimme. &bdquo;Ich möchte nicht, dass Sie sich in meinem Sitzungssaal anschreien“, sagt die Richterin. Die Fronten zwischen Kläger Arne Wiegand und dem Rektor der Hochschule für Musik, Prof. Dr. Thomas Grosse, sind verhärtet. Ihre Anwälte drehen sich im Kreis. Stunden später steht das Urteil: Das Gericht schmettert die Klage ab.

Dass es keine Welt geben wird, in der Bewerber Arne Wiegand trotz Listenplatz 1 die im Frühjahr 2024 ausgeschriebene Professur mit Schwerpunkt Populäre Musik an der Hochschule für Musik in Detmold doch noch antritt, scheint allen Beteiligten klar zu sein. Hilfsweise hatte sein Anwalt Dr. Wolfang Wesener aus Recklinghausen daher neben der Hauptklage beantragt, die Professur wegen diverser Verfahrensfehler neu auszuschreiben.

Zwei unvereinbare Seiten Der Kläger selbst wirft dem Rektor im Kern vor, sich nicht nach Kompetenz entschieden, sondern die Empfehlung der Auswahlkommission für ihn als Top-Kandidaten willkürlich übergangen zu haben. &bdquo;Mir geht es um Chancengleichheit, die war von Anfang an nicht gegeben“, sagt der Kläger. Professor Dr. Thomas Grosse bestreitet das.

Der Rektor argumentiert, Wiegand habe ein dürftiges Konzeptpapier für die Zukunft des Tonmeisterinstituts abgegeben und im persönlichen Gespräch strategisch nicht überzeugt. &bdquo;Die Eignung des Klägers ist nicht bestritten worden. Ich blicke aber auf die Fähigkeit, ein Institut zu leiten und dieses weiterzuentwickeln.“

Der Kammertermin selbst entwickelt sich zum argumentativen Ping-Pong-Spiel, in dem sich die Anwälte aushebeln wollen. Rechtsanwalt Dr. Marcel Sonntag aus Paderborn, der den Rektor vertritt, reagiert gereizt. &bdquo;Sie sollten die Kollegen, mit denen Sie zusammenarbeiten wollen, nicht durch den Dreck ziehen, das ist ganz schlechter Stil“, sagt er. Was die Gegenseite teilweise von sich gegeben habe, erklärt der Fachanwalt für Arbeitsrecht, sei nah dran an Verleumdung.

Entscheidung des Gerichts klingt schon im Saal an Mittendrin lässt die Vorsitzende anklingen, was erst am späten Nachmittag feststeht. &bdquo;Die Klage wird abgewiesen“, heißt es dann im Tenor des Urteils. Richterin Reuter weist in dem mit Studierenden und Professoren voll besetzten Saal auf eine wichtige Hürde hin. &bdquo;Das Gericht kann die Auswahl nicht treffen und auch nicht die Leistung der Bewerber bewerten.“

Da der auf Listenplatz 2 gewählte Bewerber nachweislich ebenfalls als geeignet gilt, kann der Kläger aus Sicht der Kammer nicht zwangsläufig die einzig richtige Wahl sein. Was die beanstandeten Verfahrensfehler angehe, müsse die Kammer prüfen, ob diese nicht im Organisationsermessen der Hochschule lägen.

Hochschule sieht sich bestätigt Dass am Ende nicht mal der Hilfsantrag durchgeht, ist für Dr. Wolfgang Wesener eine herbe Niederlage. &bdquo;Damit hätte ich nicht gerechnet - und ich kann es auch nicht nachvollziehen.“ Zunächst müsse aber abgewartet werden, wie die Kammer das Urteil schriftlich begründet. Auch sein Mandant wirkt von der Entscheidung überrascht. &bdquo;Das ist wie ein Freifahrtschein für Rektoren“, sagt Wiegand. Sein Frust ist greifbar.

Die Hochschule für Musik Detmold fühlt sich durch das Urteil in ihrem Handeln bestätigt, teilt Rektor Professor Dr. Thomas Grosse auf Anfrage mit. Berufungsverfahren zu optimieren, sei aber ein ständiger Prozess, sagt er. Daher könnte die schriftliche Urteilsbegründung im aktuellen Fall Anhaltspunkte ergeben, um &bdquo;die Berufungsverfahren in Zukunft noch besser auszugestalten und rechtssicher zu gestalten.“

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