Klanggewaltiges Festivalfinale in der Konzerthalle Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Mit einem klanggewaltigen Finale ist das Festival &bdquo;Klassik zu Pfingsten“ ausgeklungen, das die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) unter dem Motto &bdquo;Brahms und Bruckner“ ausgerichtet hat. Vier Tage lang widmete sich das Festival den beiden fast gleichaltrigen Komponisten, die in Wien lebten und deren musikalische Handschriften kaum unterschiedlicher sein könnten: Johannes Brahms (1833-1897), der Bewahrer der klassischen Tradition im Sinne Beethovens, und Anton Bruckner (1824-1896), der mit seinen monumentalen Sinfonien musikalische Formen seiner Zeit sprengt und neue Wege geht.

Eröffnet wurde das Festival mit einem kammermusikalischen Abend, der ganz im Zeichen von Brahms stand. Der russische Cellist Ivan Skanavi, einer der führenden Cellisten der kommenden Generation, und die japanische Pianistin Mana Oguchi präsentierten ein fein abgestimmtes Programm mit Bearbeitungen von Brahms-Liedern, der Es-Dur-Klarinettensonate op. 120/2 sowie der kraftvollen Cellosonate F-Dur op. 99 von 1886. Skanavi entlockte seinem Cello von Matteo Goffriller (1720) facettenreiche Klangfarben. Ein markantes Pizzicato leitete den zweiten Satz der Cellosonate ein, dem im lyrischen Gesang eine traumhaft schöne Melodie folgte. Das Klavier unterlegte einen leuchtenden Klangteppich, über dem sich der Solist schwelgend entfalten konnte. Das Duo verabschiedete sich mit dem Wiegenlied &bdquo;Guten Abend, gut´ Nacht“ von Brahms als Zugabe.

Ein erster Höhepunkt war das erste sinfonische Konzert der NWD unter der bewährten Leitung des international profilierten Dirigenten Frank Beermann, der in Detmold studiert hat. Auf dem Programm stand Bruckners monumentale 8. Sinfonie c-Moll, die als Gipfelpunkt seines Schaffens gilt und 1892 die sinfonische Dauer einer Sinfonie sprengt. Die 80-minütige Aufführung offenbarte in eindrucksvoller Weise die architektonische Wucht und spirituelle Tiefe von Bruckners Musik. Grandios ist die vorgeschriebene Bläser- und Schlagwerk-Besetzung mit dreifachen Holz- und Blechbläsern, acht Hörnern und drei Harfen, die eine große Klangorgie ermöglicht. Mit großer Präzision und emotionaler Wucht zog das Werk rund 350 Gäste in den Bann.

Das zweite Kammerkonzert, als Matinee gestaltet, überzeugte durch seine stilistische Vielfalt. In Werken von Beethoven, Mozart, Bruckner, Dukas und Brahms zeigten der in Detmold aufgewachsene Carsten Duffin, Solohornist beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Tobias Feldmann, der mit 26 Jahren Geigenprofessor in München wurde, und Pianistin Silke Avenhaus, Honorarprofessorin in München, ihre große musikalische Klasse. Besonders das abschließende Horntrio op. 40 von Brahms sorgte für Begeisterung. Bei der Bearbeitung der &bdquo;Musik zu einem Ritterballett“ von Beethoven beeindruckte im Jagdlied die Fernwirkung des Horns, das hinter der Bühne spielte. Die Violine glänzte in der Romanze mit feinem Pizzicato. Perlende Klavierläufe und facettenreiche Tongebung der Geige paarten sich in der Geigensonate G-Dur KV 301 von Mozart. Bei der &bdquo;Villanelle“ für Horn und Klavier, die Paul Dukas als Prüfungsstück für die Pariser Hornklasse schrieb, wechselte Duffin vom ventillosen Naturhorn zum Doppelhorn für rasche Skalen und Stopftöne, die er mit Bravour meisterte. Als Zugabe erklang die Romanze der Oper &bdquo;Die Verschworenen“ von Franz Schubert im Arrangement für Horntrio.

Der krönende Abschluss des Festivals stand wieder im Zeichen von Brahms. Unter Leitung von Frank Beermann spielte die NWD dessen 1. Sinfonie in c-Moll op. 68, die häufig als &bdquo;Beethovens Zehnte“ bezeichnet wird – eine Hommage und Weiterentwicklung der klassischen Sinfonik für deren Vollendung der Komponist 14 Jahre brauchte. Die NWD ließ die sinfonischen Funken im zupackenden, tänzerischen und perfekten Zusammenspiel sprühen und fesselte rund 400 Gäste.

Die international gefragte Geigerin Lena Neudauer, Professorin für Violine in Saarbrücken, brillierte mit einer einfühlsamen Interpretation von Brahms’ einzigem Violinkonzert D-Dur op. 77 aus dem Jahr 1878 – ein musikalischer Glanzpunkt zum Ausklang des Festivals. Sie ließ ihre Geige von Philipp Augustin (2015) wunderbar lyrisch singen und nahm einen beeindruckenden Dialog mit dem Orchester auf, in dem die Oboe immer wieder für gelungene Übergänge sorgte. In der Solokadenz von Joseph Joachim gestaltete sie ein intimes Zwiegespräch mit sich selbst und sorgte für einen sphärischen Ausklang.

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