Meisterhafte Interpretationen in der Salzufler Konzerthalle

Bad Salzuflen. Die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) hat im siebten Abonnementkonzert rund 500 Gäste der Konzerthalle durch meisterhafte Interpretationen und beeindruckende Klangästhetik gefesselt. Unter Leitung von Chefdirigent Jonathan Bloxham standen klassische Raffinesse und nordische Klangwelten in idealer Balance.

Den Auftakt des Abends bildete Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5, das auch als &bdquo;Emperor Concerto“ (Kaiserkonzert) bekannt ist, krönt es doch das Konzertschaffen des Meisters. Nach seiner Uraufführung 1811 im Gewandhaus Leipzig galt es als längstes und schwerstes Klavierkonzert der Zeit. Der Pianist steht nicht ständig im Vordergrund. Er muss im sinfonischen Gefüge einen feinfühligen Dialog mit dem Orchester aufnehmen, das ihn als Hauptakteur an die Hand nimmt. Die Tonart Es-Dur unterstreicht den heroischen Charakter des Werkes, in dem Orchester und Solist gleichberechtigte Partner sind. Auf eine zu improvisierende Kadenz wird zugunsten der sinfonischen Anlage verzichtet.

Der junge britische Pianist Martin James Bartlett (28) trat als Solist auf und bewies einmal mehr seine außergewöhnliche Virtuosität und Sensibilität für den sinfonischen Dialog. Die perfekte Balance zwischen Kraft und Schönheit tarierte er feinfühlig aus. Seinen frühesten Erfolg feierte er 2014, als er zum &bdquo;BBC Young Musician of the Year“ ausgezeichnet wurde. Sein Debüt bei den &bdquo;BBC Proms“ gab er 2015 mit Gershwins &bdquo;Rhapsody in Blue“. Im Folgejahr spielte er zum 90. Geburtstag der Queen. Der Preisträger des &bdquo;Prix Serdang 2022“ feierte Erfolge bei Sommerfestivals in Luzern und Moritzburg und konzertiert mit namhaften Orchestern.

Brillantes Spiel Bereits in den ersten Takten des monumentalen Eingangs präsentierte Bartlett nach drei markanten Orchesterschlägen ein brillantes Spiel, das durch technische Perfektion, fein nuancierte Phrasierung, prägnante Tongebung und eine bemerkenswerte dynamische Bandbreite bestach. Besonders beeindruckend war das Zusammenspiel mit dem Orchester – Bloxham und die NWD hielten eine ausgewogene Balance zwischen orchestraler Kraft und solistischer Sensibilität und spielten punktgenau in feinster Klangsprache. Bartletts organisches Klavierspiel entwickelte sich konsequent aus den Orchesterklängen heraus. Ein fesselndes energetisches Zusammenspiel füllte die Konzerthalle mit perlenden Klavierläufen, die Bartlett voller Elan und Hingabe meisterte.

In dahinschwebender Schönheit gelangen die lyrischen Passagen des zweiten Satzes. Das Orchester bereitete einen sinfonischen Klangteppich, auf dem sich der Solist in bester Klangverschmelzung voller Poesie entfalten konnte. Das präzise Pizzicato der Streicher paarte sich mit seinem kantablen Spiel. Im nahtlosen Übergang folgte das mitreißende Finale, ein Rondo, das das Publikum mit unbändiger Energie und strahlender Leichtigkeit in seinen Bann zog. Der begeisterte Applaus wurde gleich mit zwei Zugaben belohnt. Mit einer Einleitung im Stile Beethovens spielte er &bdquo;The Man I love“ von George Gershwin und ungemein lyrisch &bdquo;Von fremden Menschen und Ländern“ aus Robert Schumanns Zyklus &bdquo;Kinderszenen“.

Selten aufgeführt Es folgte die dritte Sinfonie C-Dur op. 52 des finnischen Komponisten Jean Sibelius, die selten aufgeführt wird, sich jedoch durch Transparenz, rhythmische Prägnanz und einzigartige nordische Klangsprache auszeichnet. Das Werk wurde 1907 mit dem Sinfonischen Orchester Helsinki von Sibelius selbst uraufgeführt. Es steht als Übergangswerk stilistisch zwischen der romantischen Intensität der ersten Sinfonien und der herben Komplexität der späteren Werke. Unter Bloxhams präziser und zugleich leidenschaftlicher Leitung entfaltete das Orchester eine klangliche Vielschichtigkeit in feinen dynamischen Übergängen, die von der ersten bis zur letzten Note fesselte.

Federnde Celli erfreuten im tänzerischen Zusammenspiel. Die Streicher zeichneten sich durch klare Linienführung und geschmeidigen Klang aus, während die Bläser in den pastoralen Passagen mit warmer, leuchtender Tongebung überzeugten. Das Orchester meisterte melodische Wendungen voller Pathos. Der zweite Satz wiederholte eine eingängige Melodie im Walzertakt, deren Begleitung variiert wurde. Es entstand ein monothematischer minimalistischer Eindruck. Besonders das finale Allegro erzielte mit seinen sich stetig steigernden Motivwiederholungen einen triumphalen Charakter, der große Intensität und strukturelle Klarheit entwickelte.

Das Konzert wird am Dienstag, 25. März, ab 19.30 Uhr im Detmolder Konzerthaus wiederholt.

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