Detmolder Kammerorchester beweist musikalische Raffinesse und beeindruckende Klangfülle

Detmold. Das Detmolder Kammerorchester lud am Dienstagabend zu einem ganz besonderen Orchesterkonzert ins Konzerthaus der Hochschule für Musik Detmold. Es galt, mit Giselher Klebe eine Persönlichkeit zu würdigen, die große Spuren an der Hochschule für Musik sowie in Detmold und weit darüber hinaus hinterlassen hatte.

Mit dem Festival &bdquo;Giselher Klebe_100 | Detmold“ wird eine Persönlichkeit geehrt, die seit 1957 an der Hochschule tätig war, 1962 zum Professor für Komposition berufen wurde und ihr bis zu seinem Tod im Jahr 2009 eng verbunden war. Seine Vielseitigkeit und Eigenständigkeit drückt sich in seiner Musik aus, die Tonalität und Atonalität kombiniert, was nun am Dienstag bestens in dem Konzert zu hören war.

Doch das begann mit dem &bdquo;Brandenburgischen Konzert Nr. 3 G-Dur“ von Johann Sebastian Bach, dessen barocker Charakter gleich im ersten Satz Allegro zum Ausdruck kam. Das Kammerorchester trat in kleiner Besetzung auf, dirigiert von dem renommierten Geiger und Dirigenten Daniel Stabrawa. Der zweite Satz, von Bach nur mit zwei Akkorden notiert, hatte es in sich. Das Adagio, als &bdquo;Mosaik“ gespielt, enthielt ein Zwischenspiel für zehn Streicher, das Martin Christoph Redel komponiert hatte, ein früherer Schüler von Giselher Klebe.

Hochdekoriertes Aufgebot Die musikalische Verwandtschaft zu Klebe manifestierte sich in einer modernen Klangsprache, die danach in &bdquo;Poèma lirico“, dem Doppelkonzert für Violine, Klavier und Streichorchester op. 136 von Giselher Klebe, ebenfalls zu hören war. An der Violine brillierte Eckhard Fischer, vielfacher Preisträger internationaler Wettbewerbe, und, wie sein Pendant am Klavier, Christian Köhn, an der Hochschule für Musik tätig.

Beide Interpreten verliehen dem Stück, das auch den Beinamen &bdquo;Der dunkle Gesang“ trägt, eine ungeheure Intensität und brachten die Gefühlsschwankungen Klebes hervorragend zu Gehör. Der hatte mit dieser Komposition den Tod seiner Frau Lore zu verarbeiten versucht und integrierte sein Aufbäumen, die Wut, die Trauer und die Verlorenheit in eine klare, verständliche Tonsprache zwischen Expressivität und Strenge. Sein Bestreben, moderne Ausdrucksformen mit traditionellen Strukturen zu verbinden, verschaffte ein exzellentes Hörerlebnis.

Schlüsselwerk eines Antifaschisten Ebenfalls beeindruckend das 1739 in London entstandene &bdquo;Concerto grosso B-Dur op. 6/7“ von Georg Friedrich Händel, in seinen fünf Sätzen abwechslungsreich in Tempo, Ausdruck und Form gestaltet. Hier vereinte sich Prunk und Anmut, Strenge und Lebensfreude, eine ideale Zusammenfassung von Händels reifem barocken Stil.

Den Schluss des Konzerts bildete die &bdquo;Kammersinfonie für Streichorchester op. 110a“ von Dimitri Schostakowitsch. Hier handelte es sich um die Bearbeitung seines achten Streichquartetts, op. 110, für Streichorchester, die der Leiter des Moskauer Kammerorchesters, Rudolf Barshai, mit Genehmigung des Komponisten vornahm. Das Stück ist ein Schlüsselwerk des Antifaschisten Schostakowitsch, der sein gesamtes Schaffen als Trauerarbeit für die Opfer verstand. Zugleich sollte es sein eigenes Requiem sein, woraus sich die Fülle von Zitaten aus früheren Werken erklärt.

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