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Konzert

Kirchenmusik in Bad Salzuflen: Vier Solisten, Chor und Orchester begeistern

Bad Salzuflen. Leid, grausame Qualen, Tränen, Folter – und der Schrei nach Gott. Felix Mendelssohn Bartholdy und Gioachino Rossini haben das, jeder auf seine Art, musikalisch ergreifend zum Ausdruck gebracht.

Ihre Werke sind jetzt in der katholischen Liebfrauenkirche erklungen: Der von Mendelssohn vertonte 42. Psalm („Wie der Hirsch schreit“) und Rossinis „Stabat mater“. Es sang der Chor musica vocalis mit vier Solisten, es spielten Mitglieder der Bielefelder Philharmoniker unter der Leitung von Burkhard Schmidt.

Niemand bleibt unberührt

Ein transparent und sauber singender Chor und ein ebenso spielendes Orchester, dazu vier bestens disponierte und klug gestaltende Solisten, deren große Stimmen wunderbar zu Rossini passten – das waren die Voraussetzungen für eine Musik, die wohl keinen Zuhörer unberührt ließ.

Der starke, raumgreifende Sopran von Meike Leluschko ergriff das Publikum gleich in der ersten Arie bei Mendelssohn: „Meine Seele dürstet nach Gott“. Im folgenden Rezitativ („Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht“) zeigte sie, dass sie auch leicht in der Höhe sein kann. Und die Worte „Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir“ sang sie zart und zugleich intensiv – kurz: glaubwürdig.

Der getaufte Jude Mendelssohn Bartholdy hat das von Luther übersetzte alte Gebet des Volkes Israel in all seiner aufrüttelnden Dramatik genial zum Klingen gebracht. Und wenn der Chor am Ende mit prächtigem Klang markant singt: „Harre auf Gott!“, wenn dieses Harren, dieses Warten, mit Paukenschlägen forciert, mitreißend vorwärtsdrängt, dann verbinden sind Ungeduld und Zuversicht.

Das Mitleiden der Muttergottes, die das Sterben ihres Sohnes am Kreuz mitansehen muss, ist das Thema des „Stabat mater“ von Rossini. Dass er vorher überaus erfolgreiche Opern komponiert und dass er seine Wurzeln im italienischen Belcanto hatte, ist bei dieser geistlichen Musik unüberhörbar.

Solisten harmonieren vollkommen

Wiederum glänzte Meike Leluschko mit ihrem majestätischen Sopran. Die Altistin Annika Henriot mit eindrucksvollem Stimmumfang stand ihr in nichts nach, ebenso Rudolf Reimers strahlender, heller Tenor. In der Arie „Cujus animam gementem“ reizte er es aus, den Affekt der trauernden Seele stark zu gestalten. Der Bass Robin Frindt sang farbig, machtvoll in mittlerer Lage bis in schwarze Tiefe, lediglich in der Höhe nicht ganz so voll. Alle Solisten harmonierten vollkommen als Quartett, aber auch mit dem Orchester und dem Chor.

Der mittelalterliche Text ist heute in Teilen schwer erträglich – etwa, wenn Gott vom Betrachter des Leidens angefleht wird, von Christi Blut trunken und von seinen Wunden wund zu werden. Doch Rossini legt über alles eine musikalische Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die dem Schrecklichen eine andere Dimension gibt. Am Ende singt der Chor triumphal „in sempiterna saecula“ in strahlender Polyphonie, als sollte die Ewigkeit Klang werden.

Ein kostbares Ereignis zum Ewigkeitssonntag. Und ein würdiges Jubiläumskonzert der Kulturinitiative „musica 2000“ – mit ihrem Herzstück, dem Chor –, die seit 25 Jahren das kulturelle Leben in Bad Salzuflen bereichert.

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