Konzert in Lemgo: Ergreifende Erhabenheit aus Stimmen und Orchester

Lemgo. Die würdige Kirche St. Marien, eine der schönsten frühgotischen Hallenkirchen Westfalens, bildete am Sonntagabend den Rahmen für ein Klangerlebnis der besonderen Art. Zur Aufführung kamen aus dem &bdquo;Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach die Kantaten I, III und IV BWV 248, mit denen Chor und Orchester der Bach-Werkstatt das auch in den Seitenschiffen vollbesetzte Gotteshaus komplett begeisterten.

Die regelmäßig stattfindende Bach-Werkstatt wendet sich an alle Sängerinnen und Sänger und fortgeschrittene Instrumentalisten (alle Streicher), welche die Werke Johann Sebastian Bachs lieben. Das Projekt ist eine Kooperation verschiedener großer Musikinstitutionen. Pultführer des Orchesters sind Musikerinnen und Musiker der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford, Konzertmeister war Thomas Brogsitter. In den Chor sind zahlreiche Mitglieder der Marien Kantorei Lemgo integriert, womit ein riesiges Gesangsensemble auf der Bühne stand, das nicht nur in dichten Reihen die Breite des Kirchenschiffs ausfüllte, sondern noch bis weit in die Seitenschiffe reichte. Und es ist eine Höchstleistung, diese große Anzahl Sängerinnen und Sänger derart präzise zu einem absoluten Top-Niveau zu führen.

Publikum darf mitsingen Noch vor Konzertbeginn ein kurzes Ansingen der Choräle, bei dem St. Marien-Kantor Volker Jänig, der die Leitung innehatte, das Publikum mit ins Boot nahm, denn an die Konzertbesucher war die herzliche Einladung ergangen, die Choräle mitzusingen. Das Weihnachtsoratorium BWV 248 ist ein sechsteiliges Oratorium für Soli (SATB), gemischten Chor und Orchester, dessen einzelne Teile erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aufgeführt wurden.

Die Teile I, II, IV und VI wurden zweimal an einem Tag aufgeführt, abwechselnd morgens und nachmittags in den Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai, die Teile III und V nur in St. Nikolai. Der erste Teil – am 1. Weihnachtstag – begann mit einem mächtigen Einstieg, jubilierend und stark von den Bläsern unterstützt, und der Chor setzte mit einem kraftvollen &bdquo;Jauchzet, frohlocket! Auf preiset die Tage!“ ein. Die Weihnachtsgeschichte &bdquo;Es begab sich aber zu der Zeit“ war dem Rezitativ überlassen, das Jonathan Dräger, Tenor, vortrug, gefolgt von einem weiteren Rezitativ, nunmehr gesungen von Anna-Maria Koßbau, Alt.

Starke Mannschaft im Kirchenschiff Auch die folgende Arie interpretierte sie mit wunderbar wandlungsfähiger Stimme, eine Stimme, welche mühelos den riesigen Kirchenraum füllte. Das traf ebenfalls auch auf Jonathan Dräger und den später auftretenden Bass Jakob Jänig sowie Sopranistin Anne Richter zu. Überhaupt bot das mächtige Kirchenschiff genau die richtige Akustik für Aufführung des Weihnachtsoratoriums, denn sowohl die Gesangsstimmen als auch Chor und Orchester konnten in großer Strahlkraft und doch deutlich akzentuiert überall perfekt wahrgenommen werden. die Kantate III – am 3. Weihnachtstag – führte die Weihnachtsgeschichte fort.

Der Chor begann, das Rezitativ von Tenor Jonathan Dräger brachte die Hirten dazu, die gen Bethlehem gehen, dann wiederum der Chor, und Jakob Jänig, Bass, antwortete mit einem Rezitativ. Besonders beeindruckend sein Duett mit Anne Richter, Sopran, &bdquo;Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen tröstet uns und macht uns frei.“ Rezitative, Arien und Choräle wechselten miteinander, wobei die jubilierenden Choral-Partien eine besonders strahlende Aura durch die als &bdquo;Bachtrompeten“ bezeichneten verkürzten Piccolotrompeten entfalteten.

Freude ist spürbar Die Kantate IV – am Fest der Beschneidung Christi – berichtet, dass erstmals der Name Jesus genannt wird, verbunden mit heißer Ergebenheit und Hoffnung. Für Tenor, Bass und Sopran in Rezitativen, Arien und Chorälen ergaben sich brillante Auftritte. &bdquo;Mein Jesus heißet meine Lust, mein Jesus labet Herz und Brust“, doch auch &bdquo;Sollt ich nun das Sterben scheuen? Nein, dein süßes Wort ist da!“, inhaltlich ist in allen Teilen die Freude über die Geburt Christi deutlich spürbar. Der gewaltige Eindruck, den das heutzutage populärste und am häufigsten aufgeführte von allen größeren Werken Bachs beim Publikum hinterließ, zeigte sich am nicht enden wollenden Beifall zum Schluss.

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