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Augustdorf

Senner Pferde bekommen Zuwachs

Augustdorf. Die Augustdorferin Annette Strohdiek hat ein ganz besonderes Hobby - sie züchtet Senner Pferde, Deutschlands älteste Pferderasse. Jetzt freut sie sich über tierischen Nachwuchs.

"Venus" kam am 25. April auf die Welt und benimmt sich noch wie ein kleiner Wildfang. Langsam wird sie aber immer zahmer. "Noch vor zwei Wochen konnte man sie fast gar nicht streicheln. Jetzt wird es aber immer besser", verrät Strohdiek. Bei dem Versuch, das Fohlen handzahm zu machen, hat sie sich schon mal den ein oder anderen blauen Fleck eingehandelt. Trotzdem würde sie ihr Hobby zu keinem Zeitpunkt eintauschen wollen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Klaus Steinmeier hält die Vorsitzende des Heimatvereins Augustdorf fünf Senner Pferde.

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Die Haltung in der Vergangenheit

Einen Stall brauchen die Senner Pferde eigentlich nicht. Laut der Biologischen Station Paderborn-Senne liefen die Stuten mit ihren Fohlen jahrhundertelang frei in der Senne und im lippischen Wald - auch im Winter. So prägten sie die Landschaft. Lediglich die Hengste wurden eingefangen und zu Reit- und Jagdpferden ausgebildet. Mehr Infos gibt es unter www.bs-paderborn-senne.de oder www.senner.de .

Die Pferderasse, die bereits 1160 zum ersten Mal urkundlich Erwähnung fand, wurde über Jahrhunderte vom lippischen Herrscherhaus gezüchtet. "Ab dem 16. Jahrhundert war die Zucht auf dem Gestüt Lopshorn untergebracht, wo auch das Jagdschloss errichtet wurde", führt Annette Strohdiek zur Geschichte der Senner Pferde aus. 1935 wurde das Gestüt aufgelöst. In der Zeit danach wären die Senner fast ausgestorben, aber es fanden sich immer wieder Menschen, die als Züchter Rasse am Leben erhielten.

"2006 wurde der Zuchtverband für Senner Pferde gegründet, und heute gibt es wieder 52 Tiere", freut sich Strohdiek. Für sie ist diese Rasse einzigartig: "Sie gelten als hart, robust und haben ein gutes Nervenkleid." Auch aus diesem Grund werden seit 1999 einige Senner Wallache und Stuten für die Beweidung von Grasflächen des Naturschutzgebiets Moosheide in der Senne genutzt, was dem Erhalt der Landschaftsform dienen soll.

Diesen Weg wird "Venus" wohl aber nicht einschlagen. "Man kann jetzt schon erkennen, dass das Fohlen einen guten Gang hat", urteilt Klaus Steinmeier, der einige seiner Pferde zur Zeit "einfahren" lässt. "Das bedeutet, dass sie damit vertraut gemacht werden, eine Kutsche zu ziehen", erklärt er weiter. "Die Pferde werden entweder als Fohlen nach einem halben Jahr verkauft oder nach vier Jahren eingeritten. Das ist wichtig, da die Senner spätreif sind", erläutert Strohdiek die Rasse.

Von all diesen Plänen bekommt die kleine "Venus" nichts mit. Bis November wird das Fohlen noch bei Mutter "Coleen" bleiben und von ihr gesäugt . Erst dann wird es auf eine andere Koppel gebracht.

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