Augustdorf. Die kompakte Gemeinde Augustdorf ist zwar mit rund 9.828 Einwohnern (Stand Ende 2015) einer der kleineren Orte Lippes, dennoch vielen Menschen in ganz Deutschland bekannt. Zigtausende von Soldaten sind in der größten Heereskaserne Deutschlands – gemessen an der Zahl der Soldaten – stationiert gewesen. Die LZ sprach mit Oberst Siegfried Zeyer über den Bundeswehr-Standort.
Am Standort befinden sich zurzeit als größte Einheiten das Panzergrenadierbataillon 212und das Panzerbataillon 203. Junge Rekruten müssten sich erst an die Abläufe gewöhnen, doch dann fühlten sich die meisten hier wohl. Das sei auch daran sichtbar, dass sich viele Soldaten nach Ende ihrer Zeit in der Sennerandgemeinde niederließen.
Auch Abwechslung gibt es in der Freizeit; ein großes Fitnessareal mit zwei Sporthallen und Beachvolleyballfeldern steht zur Verfügung. Wer möchte, kann sich ein Mountainbike ausleihen. Außerdem ist die Betreuung umfangreich. Das betrifft etwa Hilfe beim Umzug, Veranstaltungen sowie die Betreuung von Angehörigen.
Oberst Siegfried Zeyer (55) ist seit 2013 in Augustdorf stationiert und stellvertretender Brigadekommandeur, außerdem versieht der die Aufgaben des Standortältesten. Ihm obliegt damit die Repräsentation des Standortes nach außen, beispielsweise bei offiziellen Veranstaltungen der Bezirksregierung und des Kreises Lippe. Er organisiert die Abläufe in der Kaserne und untersteht in der Funktion dem Landeskommando in Düsseldorf. Zeyer ist seit 34 Jahren Soldat und war schon an vielen Orten stationiert; bislang hat er bereits elf Wechsel mitgemacht.
Einige Soldatenfamilien lassen ihr Kind in der Kita „Stachelbär" neben der Kaserne betreuen. Hier werden Plätze für Soldatenfamilien vorgehalten, es gibt sogar eine Tagesbetreuung für Akutfälle. Ideal ist für das Militär, dass es mit dem „Stapel" unmittelbar angrenzende Übungsgelände und Schießanlagen gibt.
Die Panzerbrigade 21 „Lipperland" ist 1959 hier aufgestellt worden. Die Besetzung von Arbeitsstellen hier sei gut, versichert Oberst Zeyer – ein weiteres Zeichen für die Beliebtheit des Standorts. Nur für das Nachrichtenwesen seien Bewerber rar. Des Weiteren sind auch etliche nicht-militärische Mitarbeiter in Einrichtungen auf dem Gelände tätig.
Der Standort Augustdorf befindet sich im steten Wandel: Traditionsreiche Verbände wurden aufgelöst. Darunter sind die Panzerbataillone 213 und 214, das Panzeraufklärungsbataillon 7 oder zuletzt das Panzerartilleriebataillon 215 und die Brigadeeinheiten, die Panzerpionierkompanie 200 und die Aufklärungskompanie 210 im Jahr 2015.
Dafür kamen neue Verbände wie das Panzerbataillon 203, das 2006 aus dem Sauerland nach Augustdorf verlegt wurde, sowie Servicestellen der Bundeswehrinhouse-Gesellschaften, die Bundeswehr Fuhrpark Service GmbH und die Heeresinstandsetzungsgesellschaft Landsysteme mbH, hinzu. Auch nahm im Spätjahr 2015 das Sanitätsversorgungszentrum Augustdorf mit Teilen aus dem ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus Detmold seinen Betrieb auf. Im Sommer 2016 zog das Aufklärungsbataillon 7 an den Standort Ahlen im Münsterland um.
Bis zur Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 2011 gab es am Standort 4050Dienstposten, 2500 sind es inzwischen – ohne die Zivilangestellte. „Das ist jetzt die Zielbelegung", versichert Oberst Siegfried Zeyer. Der Bund steckt Geld in die Sanierung der Unterkünfte: Von 2015 bis 2021 fließen 80 Millionen in Neubauten sowie in die Unterhaltung.
In diesem Jahr soll das Soldatenheim „Haus Senne" fertig werden, auch die Sanierung der Schwimmhalle ist ein größeres Projekt. 2018 steht ein Neubau für den Stab der Panzerbrigade 21 an. „Wir sind in der glücklichen Lage, jedem Unterkunft gewähren zu können", erklärt der Zeyer. Das ist nicht überall so. Die Standorte sind lediglich verpflichtet, Soldaten bis zum Alter von 25 Jahren eine Unterkunft zu stellen.
Zu Kommunen in der näheren Region bestehen Patenschaften, beispielsweise nach Lage, Lemgo und Paderborn. Wie wichtig ist dieses gesellschaftliche Engagement? „Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist sehr gut", bestätigt Siegfried Zeyer. 2015 haben Soldaten beim Umzug der DRK-Kindertagesstätte in Augustdorf geholfen. Durch den Bundeswehrstandort profitieren Geschäfte und Handwerksbetriebe.