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Diese Erinnerungen verbinden die Lehrer mit der Augustdorfer Hauptschule

Cordula Gröne

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Schöne Arbeit aus dem Kunstunterricht: Die ehemaligen Lehrer (von links) Michael Hegge, Dieter Wellmeier, Udo Weber und Klaus Mai mit einer Arbeit von Siebtklässler, die inzwischen Mai aufhebt. - © Cordula Gröne
Schöne Arbeit aus dem Kunstunterricht: Die ehemaligen Lehrer (von links) Michael Hegge, Dieter Wellmeier, Udo Weber und Klaus Mai mit einer Arbeit von Siebtklässler, die inzwischen Mai aufhebt. (© Cordula Gröne)

Augustdorf. Nur noch wenige Tage und die Erich Kästner-Schule wird geschlossen; die letzten 19 Schüler verlassen sie dann. Klaus Mai, Dieter Wellmeier, Udo Weber und Michael Hegge waren Lehrer an der Hauptschule – und sie lag ihnen am Herzen. Die vier werfen einen Blick zurück.

Der Schulbetrieb hat über Jahrzehnte auch das Leben in der Gemeinde geprägt. Tausende Schüler besuchten sie, nahmen dabei viel mit für ihr späteres Leben. Etliche leben immer noch in der Sennerandgemeinde. Die Lehrer haben noch viele Namen von Schülern parat, die im Beruf erfolgreich geworden sind, darunter auch einige Augustdorfer Gewerbetreibende. Auch sportlich gab es Erfolge.

"Wir waren im Ort sehr präsent", sagt Klaus Mai, von 1987 bis 2003 Schulleiter. "Weil wir immer wieder aus dem Haus herausgingen und Ergebnisse unserer Arbeit vorgestellt haben." Heute noch zu sehen sind die künstlerische Gestaltung des Treppenhauses im Seniorenzentrum und ein Gemälde im Rathaus.

Information

Entwicklung der Bildungsstätte

1965 wurden die Volksschulen I und II zugunsten der neuen Zentralschule geschlossen. 1968 entstand die Hauptschule, deren Schülerzahl rasch wuchs. 1968 besuchten 463 Schüler das Gebäude an der Haustenbecker Straße 2, unterrichtet von fast 40 Lehrkräften. 1990 beschloss der Rat wegen erneuten Raumbedarfs einen Neubau. Eine bauliche Erweiterung erfolgte 1995. Die Schule führte als eine der ersten in Lippe den Ganztagsbetrieb ein.

Udo Weber weiß von Familien, die mehrere Kinder mit künstlerischer Begabung zur Erich Kästner-Schule schickten. Ob diese an anderen Schulformen entdeckt worden wären, bleibt fraglich. Das betrifft auch handwerkliche Fähigkeiten. Dieter Wellmeier nennt die Kombination von Werkunterricht und Sport als Besonderheit, wobei ein Trimmpfad und ein Baumhaus gebaut wurden.

Dank der Hilfe des Kreises wurden ökologische Projekte umgesetzt, so eine Streuobstwiese in der Partnerstadt Wanzleben und in der Senne das Heideprojekt zum Erhalt des Ziegenmelker-Lebensraumes. Dafür bekam die Schule den Umweltpreis der Gemeinde und fuhr zur Ehrung durch den Bundespräsidenten nach Berlin.

Seit den 90er Jahren widmete sich die Schule besonders der Berufsförderung. Es gab Kooperationen mit einer Detmolder Tanzschule und mit einer Vielzahl von Betrieben. Klaus Mai: "Das war ein wichtiges Netzwerk."

Doch es mussten auch Probleme gemeistert werden. Mit dem Zuzug vieler Spätaussiedler gab es Klassen, in denen bis zu 70 Prozent fremdsprachige Schüler saßen. Sie mussten besonders sprachlich gefördert werden. "Nach einem Jahr sprachen die perfekt Deutsch", erinnert sich Udo Weber. Anfang der 80er Jahre wurden Förderklassen mit türkischen Schülern eingerichtet. Gleichzeitig wurden interkulturelle Feste mit Institutionen und Vereinen initiiert. Einige Jahre lang hatten Jugendliche aus dem Heidehaus immer mal wieder Schwierigkeiten bereitet – auch das ist Vergangenheit.

Klaus Mai zollt den Eltern Respekt – "die haben sehr gut zur Schule gestanden". Gern erinnert sich Udo Weber auch an Klassenfahrten. Einziger Wermutstropfen – aus religiösen Gründen durften viele Schüler nicht mitfahren. Integration sei bei ihnen nie ein Thema, sondern selbstverständlich gewesen, meinen die Lehrer übereinstimmend. Wellmeier erinnert an ein schwerbehindertes Mädchen, das sogar auf Klassenfahrt mit nach Berlin fuhr. Mit dem Rollstuhl wurde sie zur U-Bahn hinunter getragen.

Gern hätte es Michael Hegge gesehen, der seine Kollegen als sehr engagiert erlebt hat, wenn aus der Haupt- eine Gesamtschule geworden wäre. Leider habe der Elternwille mehr Gewicht gehabt als das Lehrervotum.

Hauptschulen in Lippe

Die Hauptschule ist ein Auslaufmodell. Im Kreis haben in den vergangenen zehn Jahren neun Hauptschulen zu gemacht. Teilweise wurden sie aber zu Sekundarschulen.

Neben der Hauptschule Augustdorf schließen auch noch die Hauptschulen in Extertal, Horn-Bad Meinberg, Schlangen und Lage-Maßbruch. 2019 verlässt der letzte Jahrgang die Hauptschule in Blomberg. Damit läuft dann auch diese aus. Danach sind erst einmal keine weiteren Schließungen geplant, sagt Lisa Grünreich vom Kreis Lippe. Drei Hauptschulen verbleiben.

Schüler aus dem letzten Jahrgang, die ihren Abschluss nicht schaffen und die Klasse wiederholen müssen, müssen auf anderen umliegenden Schulen ihren Abschluss nachholen. Das könnte eine Sekundar- oder Gesamtschule sein. Diese Schulformen sollen die auslaufenden Hauptschulen auffangen.

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