Der Fall der Roten Kugel von Detmold: Was kommt an ihren alten Platz?

Detmold. Mit mancher Kunst ist es schwierig, zum Beispiel mit der roten Kugel vom Kreisverkehr an der Richthofenstraße. Nachdem sie die abschüssige Gerade hinab auf die Barntruper Straße gerollt war, soll sie nun den neuen Kreisverkehr an der Bielefelder Straße zieren. Die Stadt will sicherstellen, dass sie dort radikal gut verankert wird, damit nichts mehr passiert. Und: An den alten Standort soll ein neues Kunstwerk der Kugel-Künstlerin kommen, um die leeren Ständer zu nutzen. Ideen sollen dazu mit den Detmoldern gemeinsam gesammelt werden.

Eine sichere Verankerung für die Kugel ist fraglos nötig, damit sie im Ernstfall nicht mehr kullern kann. Denn die Kugel könnte auf der abschüssigen Sichterwiese zur Wilhelm-Busch-Straße hin mächtig Fahrt aufnehmen und in die Vorgärten donnern. Überhaupt war das Objekt auf Hohenloh zugeschnitten – und nicht, um das neue Gewerbegebiet &bdquo;Alte Ziegelei“ zu markieren.

Das geht nicht so weiter Schon kurz nach der Einweihung 2002 am Kreisverkehr Richthofenstraße hatte sich die Kugel aus der Verankerung gelöst. Die neue Verankerung hielt bis April dieses Jahres, nachdem die Kugel zwischendurch schon mal abgehängt und gesäubert worden war. Im Frühjahr hatte sie sich zunächst aus den Seilen befreit, wurde aber wieder fixiert. Im Mai hatten Unbekannte sie dann komplett aus den Seilen gelöst – sie rollte auf die Barntruper Straße. In allen Fällen ging erhebliche Gefahr für Fußgänger und Autofahrer von dem Objekt aus: Das signalrote Objekt ist rund 2 Tonnen schwer und hat einen Durchmesser von viereinhalb Metern. Und damit war klar: Das geht nicht so weiter.

Die Kugel wurde eingemottet – und drohte ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die für viel Geld angeschaffte Überdachung für die Waldbühne am Hermannsdenkmal. Mit der war es ebenfalls immer schwierig, nicht nur aus Gründen des Naturschutzes, sondern auch wegen der Statik: Fasst der Wind darunter, wirken erhebliche Kräfte sowie, über die Jahre hinweg, auch Korrosion und Materialermüdung, und es sind massive Fundamente für die Ständer zur Befestigung nötig. Ähnlich ist es bei einem so schweren, großen Objekt wie der Kugel – wenngleich die immerhin etwas stromlinienförmiger ist. Dennoch erhielt sie beim Bau einen siebenfachen Sicherheitszuschlag in der statischen Berechnung.

Künstlerische Intention neu definieren Für die Stadt stand aber schnell fest, dass nach dem Absturz für das Kunstwerk im Stadtbild ein neues Plätzchen gefunden werden sollte. Sie agierte dabei sensibel und nahm die Künstlerin Gabriele Staarmann mit ins Boot. Grundsätzlich soll die Kugel an die Sonne, den Mond und die Erde erinnern und schweben – so wie am früheren Fliegerhorst ja so manches schwebte. Sie sollte einen besonderen Ort als Wegpunkt markieren und außerdem - aus Sicht der Schöpferin - mit Sicht und ausgerichtet zum Hermannsdenkmal ein Gegenstück zu ihm bilden. Dazu noch der militärische Aspekt des Denkmals und der früheren Hobart-Barracks - klingt rund. Doch die künsterlische Intention, so scheint es, ist am neu gewählten Standort nicht mehr gegeben. Also ist eine Umdeutung nötig, und die fand sich.

&bdquo;Es gab in den vergangenen Monaten mehrere intensive Gespräche zwischen der Künstlerin Gabriele Staarmann und Verantwortlichen aus der Verwaltung“, schildert Stadt-Sprecherin Daniela Lang, &bdquo;in denen gemeinsam das Für und Wider verschiedener Standorte erläutert wurde. Die Beratungen führten zu dem Schluss, dass die rote Kugel nicht mehr an ihrem alten Platz aufgehängt werden soll.“

In den Gesprächen habe der neue Standort auf dem Kreisel am Eingang zum neuen Gewerbegebiet &bdquo;Alte Ziegelei“ an der Bielefelder Straße einen großen Konsens gefunden. &bdquo;Er ist, was die Wahrnehmung des Kunstobjekts angeht, sicher ein sehr prominenter Platz, da die Bielefelder Straße täglich von tausenden Menschen frequentiert wird“, schildert Daniela Lang. Vor Ort entsteht das neue, nachhaltige Gewerbegebiet. So, wie seinerzeit die rote Kugel das &bdquo;Eingangstor“ zu dem veränderten Stadtteil Hohenloh darstellte, solle sie künftig Eyecatcher für das neue Gewerbegebiet sein: quasi in ähnlicher Mission an einem anderen Ort.

Erneut ein Hang Der, so hatte die Stadt kürzlich mitgeteilt, liege nicht an einem Hang – die angrenzende Sichterwiese ist allerdings durchaus ein Hang, weswegen dort auch für viel Geld Kanäle verlegt und Vorsorge getroffen werden musste, dass vom neuen Gewerbegebiet aus Regenwasser nicht herabschießt und Klüter Verhältnisse schafft. Zwar ist der Hang nicht so kurz und steil wie zuvor, dafür länger und mit klarem Höhenunterschied von der Bielefelder- bis zur Wilhelm-Busch-Straße. Deswegen will die Stadt die Kugel von vornherein mächtig zementieren: &bdquo;Der neue Standort ist ideal. Da wir dort mit der Bauphase gerade erst beginnen, kann die Integration des Kunstwerks von Anfang an sicher geplant werden“, hatte Corinna Rox, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Detmold, bereits in einer Mitteilung erklärt. Die Gefahr eines erneuten Wegrollens lasse sich so direkt bauartbedingt ausschließen.

Daniela Lang flankiert für die Stadt: &bdquo; Damit die Kugel nicht wieder mutwillig irgendwohin gerollt werden kann, wie es im Mai passiert ist, wird sie maximal stabil im Boden verankert. Wann genau die Kugel im neuen Kreisverkehr Quartier bezieht, hängt vom Baufortschritt im Gewerbegebiet Sander ab. Deshalb lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch kein belastbares Zeitfenster dafür nennen. Sicher ist nur: so schnell wie möglich.“

Bürger machen mit Und was passiert am Kreisel an der Richthofenstraße? Bleiben dort die schmucklosen Ständer stehen? Ja, aber sie sollen ein neues Werk halten. D ie Stadt plant gemeinsam mit der Künstlerin ein völlig neues Kunstprojekt für die verbliebenen Pylonen und setzt dabei auf eine breite Bürgerbeteiligung . &bdquo;In einem partizipativen Workshop-Verfahren“, so Daniela Lang, &bdquo;sollen Ideen direkt aus der Bevölkerung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gesammelt und entwickelt werden. Geplant ist eine öffentlichkeitswirksame Abschlussveranstaltung, bei der die entstandenen Exponate ausgestellt und Entwürfe per Projektion im Innen- und Außenraum erlebbar gemacht werden.“

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