Augustdorfer pflegen Andenken an verschwundene Gehöfte

Augustdorf. 80 Jahre ist es her, dass Menschen in Augustdorf und Schlangen Haus und Hof verlassen mussten. Der Truppenübungsplatz Senne wurde erweitert; das sogenannte Nordlager auf dem heutigen Kasernengelände errichtet. In der Sennerandgemeinde standen der Wehrmacht 40 Gebäude im Weg, darunter drei Wochenendhäuser. Wo sie standen und wem sie gehört haben, dokumentiert eine neue Karte, die in einer Gemeinschaftsarbeit von Olaf Biere (49) und Jürgen Rosenberg (67) entstanden ist – mit unterschiedlichen Aufgaben.

Olaf Biere hat für sein Interesse familiäre Gründe. Seine Vorfahren hatten einen Hof in der Senne, den sie verlassen mussten, weil die Wehrmacht Schießbahnen für die Soldaten errichten wollte. &bdquo;Es ist vielfach untergegangen, dass auch in Augustdorf 40 Bauernhöfe verlassen werden mussten", sagt er. Seit langem hat er sich mit der Familiengeschichte beschäftigt. Rund 200 Augustdorfer mussten in den Jahren 1937 bis 1941 wegziehen. Manche, erzählt Biere, hätten nur ein halbes Jahr Zeit gehabt. Zwei Eigentümer, deren Höfe nicht im Ankaufgebiet lagen, verloren den größten Teil ihres Flächenbesitzes und verkauften daher freiwillig.

Die Reichsumsiedlungsgesellschaft kaufte den Besitz jeweils an und kümmerte sich um neue Häuser und Bauernhöfe. Viele fanden eine neue Heimat auf der Moorlage in Horn.

Der 49-Jährige recherchierte und ermittelte die Namen der letzten Eigentümer und Hausnummern. Im Bielefelder Jürgen Rosenberg fand er einen kompetenten Fachmann, der die Informationen umsetzte und in detailreicher Arbeit am Computer eine Karte zeichnete. Er nutzte alte Karten als Grundlage, vor allem eine aus der Zeit zwischen 1937 und 1941. Die Briten hätten die alten Karten später fortgeschrieben, erläutert der Kartograf, der seiner Leidenschaft für Karten vor allem hauptberuflich frönt. Olaf Biere habe eine hervorragende Vorarbeit geleistet, lobt Rosenberg.

"Wir wollten etwas schaffen, was bleibt", erklärt Biere. Noch heute sei vielfach an alten Obstbäumen oder verwilderten Hecken erkennbar, dass sich dort Gebäude befunden hatten. Diese waren Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Iris Diekmann vom Heimatverein Augustdorf erinnert sich, dass in ihrer Kindheit das massenweise vorhandene Obst noch gepflückt werden durfte. Auch hätten bis in die 80er Jahre noch Hausruinen an der Haustenbecker Straße gestanden.

Bis in die 50er Jahre hinein wurde auch der Heimathof von der &bdquo;Anstalt Bethel" betrieben, weil er während des Krieges die Ernährung der Bevölkerung sicherstellte. Da Baumaterial knapp war, kamen sogar Leute mit Bollerwagen aus Paderborn, um Sandsteine der Häuser mitzunehmen, erzählt Olaf Biere.

Der für die neue Karte gewählte Ausschnitt zeigt insbesondere die Standorte der Gebäude samt Namen. Rosenberg gab ihr aber ein besonderes Gepräge, indem er Heide- und Waldflächen mit weicher Farbe darstellte. &bdquo;Jeder Weg, Baum und Buchstabe ist einzeln gezeichnet", versichert er. Während der Arbeit sei seine Vorstellung von der Landschaft mit den Karten gewachsen. Der 67-Jährige sagt ausdrücklich: &bdquo;Es hat mir sehr viel Spaß gemacht." Auch die Treffen mit dem Heimatverein seien eine Bereicherung gewesen.

Vereinsvorsitzende Annette Strohdiek und Iris Diekmann vom Vorstand freuen sich über die neue Karte und profitieren darüber hinaus auch vom Engagement Bieres und Rosenbergs, die für ihre Arbeit keine Entlohnung nehmen. Die Karte ist käuflich zu erwerben, das dabei eingenommene Geld erhält der Augustdorfer Heimatverein. Olaf Biere möchte weiter Geschichte aufarbeiten. Er arbeitet bereits an einer Chronik der ältesten Häuser Augustdorfs bis etwa 1901. Dafür sucht er noch Fotos oder andere Dokumente.

Formate und Preise Die vierfarbige Karte (50 mal 70 Zentimeter) aus Karton ist für 30 Euro im Office Alternatives für Bürobedarf, Pivitsheider Straße 31 in Augustdorf, zu erwerben oder kann bei Olaf Biere, E-Mail: olaf.biere@gmx.de, bestellt werden. Mit einem Aluminiumrahmen kostet sie 42,50 Euro. Auf Anfrage kann auch eine Format von 594 mal 841 Millimeter bestellt werden.

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