Bundeswehr-Museum: Zeitreise durch die Augustdorfer Militärgeschichte

Augustdorf. Hinter den hohen Zäunen der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf untergebracht, ist es für Zivilisten nicht zu sehen: das ehemalige Stabsgebäude mit der Militärgeschichtlichen Sammlung (MGS) des Standortes. Neben den auf dem Kasernengelände verteilten alten Panzern, gibt es in dem Gebäude innerhalb und außerhalb eine insgesamt 1700 Quadratmeter große Schau mit den verschiedensten Exponaten. Doch man muss kein Soldat sein, um das Museum besuchen zu können. Auch Zivilisten sind herzlich willkommen, betont Oberstabsfeldwebel Günter Schlüter. Der Reservist ist der Ansprechpartner für das Museum und macht Führungen.

Zu jedem Exponat weiß Schlüter eine ganze Menge zu erzählen. Auch wenn die Schilder und Erklärungstafeln sehr selten etwas zu wünschen übrig lassen, sind die Informationen und Anekdoten des pensionierten Oberstabsfeldwebels das Salz in der Suppe. &bdquo;Viele wissen nicht, dass der Korea-Krieg maßgeblichen Anteil an der Gründung der Bundeswehr hatte“, sagt er.

Demokratisches Werteverständnis Die MGS der Panzerbrigade 21 dient vorrangig der politisch-historischen Bildung und ist Teil des staatsbürgerlichen Unterrichts, an dem alle Soldaten im Rahmen der Ausbildung teilnehmen. Das Museum sei wichtig, um bei den Soldaten die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu vertiefen.

In der Sammlung geht es besonders um die Bundeswehr seit der Gründung bis heute. Die Ausstellung ist in sechs Themenbereiche aufgeteilt: das Traditionsverständnis der Bundeswehr, die Entwicklung des Militärs in der Region Lippe, die Garnisionsgeschichte der Gemeinde Augustdorf, die Einbindung in das Bündnis, die Entwicklung der gepanzerten Kampftruppen und die Geschichte der aufgelösten Einheiten. Die Wehrmacht wird zum Großteil bewusst nicht präsentiert und thematisiert. &bdquo;Hitlers Wehrmacht ist für die Bundeswehr nicht traditionsstiftend“, erläutert Schlüter.

Zwei Pferde beim Panzerbataillon Auf die Frage, was sein außergewöhnlichstes Stück sei, antwortet Schlüter nach kurzer Überlegung, dass er mehr als nur eines hat. Allerdings sei der neueste Fund ein ganz besonderer: ein altes Maschinengewehr 08/15. Das wurde von der britischen Range Control im Sommer 2023 entdeckt. Dass die Waffe auf dem Truppenübungsplatz und dazu noch mit einem aufgeschraubten Manöverpatronengerät gefunden wurde, lässt vermuten, dass es sich bei dieser Waffe um ein ehemaliges Darstellungs-MG handelt, wie es unter anderem bei der Reichswehr und der Wehrmacht verwendet wurde. Das sehr verrostete Gewehr ist nun Teil der Ausstellung.

Doch nicht nur Waffen oder alte Uniformen gibt es zu entdecken. Die Geschichte des Standorts soll besonders beleuchtet werden. Dazu gehören auch die Pferde &bdquo;Atze“ und &bdquo;Alwine“, die das aufgelöste Panzerbataillon 214 bis Ende der 60er Jahre besaß. &bdquo;Das waren quasi die Maskottchen des Bataillons“, ergänzt er. Ein weiteres Highlight der Sammlung ist die ausgestellte Panzerabwehrrakete SS11. Eine der letzten verschossenen Panzerabwehrlenkflugkörper wurde durch die Panzerjägerkompanie 210 in Augustdorf auf dem Truppenübungsplatz Bergen abgefeuert.

Auch Rommel ist ein Thema Ein ganz besonderes Exponat ist ein - auf den ersten Blick - unscheinbarer Holzstuhl. Auf dem hatte Generalfeldmarschall Rommel (zu dem Zeitpunkt noch Feldmarschall) während des Halts vor Dünkirchen im Mai 1940 Platz genommen. Er war von einem Kneipenbesitzer in Nordfrankreich aufbewahrt worden. Der Stuhl gelangte durch eine ehemalige Sekretärin des Panzeraufklärungsbataillons 7 ins Augustdorfer Museum. Die Besucher haben zusätzlich die Möglichkeit, die verschiedenen Uniformen seit Einführung der Bundeswehr zu sehen. Ein Exemplar hat es Schlüter besonders angetan. Der Kampfanzug von 1956 bis 1959. Doch warum war der so besonders? &bdquo;Das Gewebe hat stark geknistert. Das war natürlich schlecht für Aufklärungsmissionen, wenn der Feind einen wegen der Kleidung schon hört“, führt Schlüter aus.

Besucher, die sich für die Sammlung interessieren, haben die Möglichkeit, unter www.mgs-augustdorf.info ein Formular auszufüllen und sich somit für einen Besuch und einer Führung anzumelden. Gruppen- oder Einzelführungen sind möglich. Die Militärgeschichtliche Sammlung ist täglich von 7.30 Uhr bis 16.15 Uhr geöffnet sowie auf Anfrage auch am Wochenende. Telefonisch können sich Interessierte bei der Standort-Dienstgruppe unter Tel. (05237) 91 1015 oder direkt bei der MGS unter Tel. (05237) 91 1023 melden.

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