So kam die PV-Anlage aufs Dach der Augustdorfer Erich-Kästner-Schule

Augustdorf. Ende 2023 ist die Photovoltaikanlage auf dem Dach der ehemaligen Erich-Kästner-Schule (EKS) - heute das Medien- und Bildungszentrum - ins Eigentum der Kommune übergegangen. Vor 20 Jahren war die damalige Hauptschule das erste kommunale Gebäude in Augustdorf, was Solarmodule aufs Dach bekam.

&bdquo;Sie wurde auf Antrag der EKS und nach heißen Diskussionen im Rat mit einer Stimme Mehrheit beschlossen“, erinnert sich Klaus Mai, der Schulleiter der Hauptschule war und das Projekt sehr unterstützte. &bdquo;Der Fraktionsvorsitzende der CDU damals argumentierte gegen seinen eigenen Bürgermeister Hufendiek: ,Sowas brauchen wir nicht.“ Trotzdem stimmte der Rat mit der Stimme des Bürgermeisters knapp mehrheitlich für den Bau der PV-Anlage.

&bdquo;Ja, ich habe gegen die CDU gestimmt. Ich fand es einfach richtig“, erinnert sich Peter Hufendiek heute. &bdquo;Dass da jemand dagegen sein konnte, habe ich nicht verstanden.“ Als Bürgermeister gegen die eigene Partei zu stimmen, sei ja auch in der Lokalpolitik nicht so etwas Besonderes, wiegelt er ab. &bdquo;Dafür hat mich hinterher auch keiner angemacht aus der Fraktion.“

CDU wollte, dass die Gemeinde selbst verdient &bdquo;Nicht, dass die CDU etwas gegen die Sonnenenergie-Gewinnung gehabt hätte - sie wollte jedoch nicht, dass ein Privatunternehmen den Reibach macht, sondern dass die Gemeinde selbst die Anlage baut und den Strom verkauft“, erklärte die LZ im Juli 2002 den Lesern das Abstimmungsergebnis. Denn Firma Schemmer und Frank dübelte damals die PV-Anlage auf eigene Rechnung auf das Dach der Hauptschule - und verdiente auch am erzeugten Strom. Nach 20 Jahren sollte die Photovoltaikfläche dann ins Eigentum der Gemeinde übergehen - was Ende 2023 auch passierte.

&bdquo;Jährlich gab es für die Gemeinde eine Pacht von knapp 1000 Euro“, erinnert sich Theo Bönke, der damalige Bauamtsleiter. Das habe Schemmer und Frank für die Nutzung der Dachfläche gezahlt. &bdquo;Ich hatte versucht, noch weitere Gebäude einzubeziehen, aber dafür gab es keine Mehrheit im Rat“, erzählt er. &bdquo;Ich hätte es auch lieber gehabt, wenn wir die Anlage selbst gebaut hätten“, bekennt er. &bdquo;Aber sie hat auch so sicher dem ein oder anderen den Anstoß gegeben, selbst eine PV-Anlage auf sein Haus zu bauen. Und auch die Gemeinde hat das danach auf weiteren ihrer Gebäude gemacht, weil man gesehen hat, dass es sich rentiert.“

Damals gab es 48 Cent für jede Kilowattstunde Immerhin 48 Cent gab es damals pro Kilowattstunde eingespeistem Strom. &bdquo;Heute sind es acht Cent“, sagt Uwe Frank. Allerdings seien heute auch die Kosten einer solchen PV-Anlage massiv gesunken, so dass das Verhältnis wieder ähnlich sei. Mit Investitionen von 170.000 Euro rechnete Schemmer und Frank damals laut dem LZ-Bericht aus dem Jahr 2002 für die Solarfläche mit einer Leistung von 35 Kilowatt Peak. &bdquo;Heute würde eine solche Anlage 30.000 Euro kosten“, sagt Frank. Man brauche nur noch die Hälfte der Fläche, für die gleiche Anlagenleistung. &bdquo;Damals lag die Moduleffizienz bei 12 Prozent, heute bei 22 Prozent.“ Auch bei dem Faktor, wie viel Strom man mit einem Kilowatt Peak pro Jahr produziert, gebe es eine Verbesserung von 20 Prozent.

Mit einer Stromproduktion von 28.000 Kilowattstunden im Jahr rechnete man bei der Anlage auf der Erich-Kästner-Schule laut einer damaligen Presseinfo. Das entsprach damals dem Jahresstromverbrauch von acht Vier-Personen-Haushalten. Insgesamt dürfte die Anlage über die vergangenen 20 Jahre also 560.000 Kilowattstunden an Strom erzeugt haben.

Das Display ist bei der Renovierung verschwunden Genau ablesen kann man das nicht mehr, denn das Display, was zeigte, wie viel Kilowatt die Anlage im Moment erzeugt und wie viele Kilowattstunden bislang zusammengekommen sind, verschwand mit dem Umbau der Erich-Kästner-Schule in das Medien- und Bildungszentrum. &bdquo;Mir ist nicht klar, warum das passieren musste“, ärgert sich Klaus Mai. &bdquo;Die Werbewirkung dieses ,Zählwerkes kann doch wirklich nicht übersehen werden!“ Damals diente es als Anschauungsmaterial im Physikunterricht. Für die Gemeinde war es ein wichtiges Argument für die Anlage.

&bdquo;Die Schule konnte damit gut die damals exotische Technik präsentieren“, erinnert sich Uwe Frank. Vermutlich sei die Anzeige aber auch in den damaligen Förderbedingungen vorgeschrieben gewesen. Wenn es Zuschüsse aus öffentlichen Geldern für PV-Anlagen gegeben habe, sei eigentlich immer eine solche Anzeige installiert worden. &bdquo;Auch für uns waren Anlagen auf Schulen eine gute Möglichkeit, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen“, sagt Frank und erinnert sich, dass man als noch junge Firma später auch auf Schulen in Detmold ähnliche Anlagen installiert habe. Die Anlage in Augustdorf wird in der damaligen Pressemitteilung noch als &bdquo;die größte Schulanlage in Lippe“ erwähnt.

Stolz auf die Vorreiter-Rolle &bdquo;Das war ja damals noch was besonderes“, erinnert sich Hufendiek. Privat habe er erst 2008 eine PV-Anlage aufs Dach bekommen. &bdquo;Und in Augustdorf war man ja sonst nicht so der Vorreiter. Man war also stolz drauf, dass es sowas bei uns gegeben hat. Und es hat auch nie wieder einer gemeutert.“

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