Was Stephan Grigat für Jugendliche in Augustdorf vorschlägt

Augustdorf. Stephan Grigat setzt bei seiner politischen Laufbahn alles auf eine Karte. Der 61-Jährige ist derzeit noch CDU-Ratsmitglied in Detmold, tritt aber bei der Kommunalwahl dort und für den Kreistag nicht wieder an. Stattdessen möchte er Bürgermeister in Augustdorf werden und bewirbt sich um das Amt. Einen Lieblingsplatz hat er in Augustdorf - der ist allerdings privat. Alternativ entsteht ein Foto an der Pivitsheider Straße.

Warum bewerben Sie sich als Anwalt mit eigener Kanzlei und in Detmold wohnend als Kandidat in Augustdorf?

Stephan Grigat : Das ist weder geografisch noch beruflich verwunderlich. Weil erstens Detmold nicht nur Nachbarstadt von Augustdorf ist, sondern ich quasi 800 Meter von der Grenze entfernt wohne. Wenn ich ausreite, dann komme ich oft auch auf Augustdorfer Grund. Ich bin außerdem in Augustdorf Soldat gewesen im Panzerbataillon 215, das dann aufgelöst worden ist und jetzt wieder aufgestellt wird. Dadurch kenne ich mich in Augustdorf aus und fühle mich hier auch etwas heimisch. Dazu gehört, dass meine Frau Familie in Augustdorf hat.

Warum kandidieren Sie noch mit 61 Jahren?

Stephan Grigat : Wenn ich beruflich noch mal etwas anderes machen möchte in meinem Leben, dann ist es jetzt höchste Zeit. Ich bin bekanntlich 36 Jahre im Rat und 26 Jahre im Kreistag und wollte schon immer mal auf die Regierungsbank wechseln, um gestalten zu können.

Verwaltungserfahrung haben Sie aber bislang nicht?

Stephan Grigat : Ein Stück weit Verwaltungserfahrung habe ich auch, weil ich Volljurist bin. Ich habe zum Beispiel ein halbes Jahr Referendariat bei der Stadtverwaltung in Lemgo gemacht. Die Bundeswehr hat auch viel mit Verwaltung zu tun. Führungserfahrungen habe ich bei der Bundeswehr gemacht und in meinem eigenen Laden. Führungserfahrung erwirbt man auch, wenn man ein eigenes Unternehmen führt. Wenn Sie Truppenoffizier sind, haben Sie Führung gelernt.

Welchen Führungsstil würden Sie im Rathaus umsetzen?

Stephan Grigat : Nach Möglichkeit konsensual. Natürlich muss der Bürgermeister Ziele vorgeben und das Erreichen der Ziele kontrollieren. Man muss die entscheidenden Leute in der Verwaltung beteiligen und einbinden. Aber am Schluss entscheidet der Bürgermeister, gerade in so einer kleinen Gemeinde wie hier. Der ist bekanntlich, auch verantwortlich und muss sich nach fünf Jahren dem Wähler stellen.

Sollte Ihrer Meinung nach die Gemeinde zum Klimaschutz beitragen?

Stephan Grigat : Die Gemeinde muss sich an die gesetzlichen Anforderungen halten.

Die Umsetzung welcher Projekte wäre für Sie vorrangig?

Stephan Grigat : Vorrangig ist, auch wenn das viele nicht so interessiert, die Sanierung des Wassernetzes. Das Netz ist so schlecht, dass es die Anforderungen nicht erfüllt. Dazu gehört, dass die Kläranlage saniert und erweitert werden muss. Das Zweite ist die Sanierung der beiden Grundschulen und entsprechende Ausbauten nach einem noch zu beschließenden Schulentwicklungsplan. Überarbeitet werden müssen der Flächennutzungsplan und die Bauleitplanung. Ich bin niemand, der mit dem Holzhammer arbeitet, aber da braucht es Veränderungen. Damit in Zusammenhang steht, dass wir Bauland ausweisen müssen für neue Familien. Viele junge Familien sind für einen Ort wie Augustdorf die Zukunft und stärken die Gemeinde. Es wäre ein Jammer, wenn die wegziehen und der Gemeinde verloren gingen. Dies alles muss zusammen in Angriff genommen werden. Die Augustdorfer Feuerwehr muss so weit gestärkt werden, dass wir auch tagsüber genügend Feuerwehrkräfte haben, die zum Einsatz kommen können.

Augustdorf ist eine junge Gemeinde. Was möchten Sie für junge Bürger tun?

Stephan Grigat : In erster Linie müssen wir dafür sorgen, dass sie weitgehend ihre Schullaufbahn in Augustdorf verbringen können oder, wenn sie fahren müssen, vernünftige Schulbusverbindungen haben. Darauf kann die Gemeinde allerdings wenig Einfluss nehmen. Aber man kann versuchen, sich zu kümmern. Gerade für Freizeitmöglichkeiten von Jugendlichen ist ein On-Demand-Verkehr sinnvoll, der eine Lücke im Linienbusnetz schließen kann. Beim On-Demand-Verkehr ist insbesondere zu beachten, dass die Finanzierung auch aus den Erträgnissen des Deutschland-Tickets möglich sein muss. Eine gute Einrichtung ist das Haus Funkenflug, das nach 15-jähriger Diskussion darüber auch endlich mal saniert werden muss. Aber am Grundprinzip würde ich nichts ändern.

Was bedeutet für Sie eine bürgernahe Verwaltung?

Stephan Grigat : Die Verwaltung muss ein Dienstleister für den Bürger sein und sich auch als ein solcher empfinden. Kurze Wege, schnelle Antworten und wo immer es geht, schnelle, aber vor allem gute Lösungen. Eine Verwaltung kann aber auch nicht zaubern.

Wie möchten Sie den Wirtschaftsstandort fördern?

Stephan Grigat : Steuern runter. Eine Verwaltung muss sich für möglichst niedrige Steuern und Abgaben einsetzen. In Augustdorf sind die Abgaben schon relativ hoch. Eigentlich haben wir keinen Spielraum, Abgaben zu erhöhen. Augustdorf hat schon ganz gute Gewerbegebiete, Abwanderungen sind nicht nachhaltig, sondern schädlich. Dazu muss man vielleicht mehr das Gespräch mit den Unternehmern suchen, als es bisher gemacht worden ist. Der Unternehmer möchte immer einen Standort mit guter Lage, niedrigen Steuern und Abgaben und wo er sich angenommen fühlt.

Persönlich Stephan Grigat ist 61 Jahre alt. Er ist in Detmold geboren und lebt dort. Nach einer Ausbildung zum Offizier des Truppendienstes bei der Bundeswehr in Augustdorf absolvierte er ein Jurastudium. Seit 1995 ist er Rechtsanwalt, seit 2000 Fachanwalt für Sozialrecht und seit 2014 Notar: Er hat eine eigene Kanzlei in Lage. Grigat ist seit 1989 CDU-Ratsmitglied in Detmold und seit 1999 Kreistagsabgeordneter. Seit 2019 engagiert er sich als stellvertretender Landrat und seit 2012 als Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. Der Detmolder ist verheiratet und hat zwei Söhne.

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