Bad Salzuflen. Am Anfang wies nur ein kleines Firmenschild neben der Haustür in der Waldemeinestraße auf die Firma hin. Entwickelt und gefertigt wurde in der Garage. Das war 1998. Heute produziert und residiert „POS Tuning“ auf mehr als 10.000 Quadratmetern an der Meerbrede in Bad Salzuflen. Firmengründer Udo Voßhenrich hat die Leitung jetzt an seinen Sohn Oliver und an den langjährigen Mitgeschäftsführer Christoph Moser übergeben.
Den Generationswechsel hat der 71-Jährige von langer Hand geplant. Als er POS Tuning gründete, war er 54 Jahre alt – schon fünf Jahre später bot er dem Sohn die Option an, eines Tages Chef werden zu können. Oliver wagte den Einstieg in die Firma, zog von Warburg nach Lippe, wurde mit den Jahren Mitgesellschafter und Geschäftsführer. Voßhenrichs Vorstellungen von der Zukunft der Firma waren also schon vor zwölf Jahren so ausgeklügelt wie die Ur-Erfindung es heute ist: Der „Warenvorschub“.
Voßhenrich muss lachen, wenn er an die Anfänge in der Waldemeinestraße denkt. Es war eine schwierige Zeit – doch er hat immer an seine Idee geglaubt. Jahrelang ist er durch Deutschland gefahren („eine Tankfüllung pro Tag“), hat seine Muster präsentiert, hat Marketingexperten zu überzeugen versucht.
Wie es denn am „Point of Sale“ in den Läden aussähe, fragte er, wenn der Kunde nach hinten ins Regal greifen müsse, wenn Gummibärchentüten, Shampoo-Flaschen oder Haarfestiger durcheinander lägen? Gesehen und für schlecht befunden: „Ausgangspunkt aller Innovationen ist immer, dass ein Problem erkannt wird“, sagt Voßhenrich. Um wie viel attraktiver, zum Kauf animierender es doch wirken könne, wenn sein Vorschubsystem die Lücke im Regal schließe, die nächste Gummibärchentüte automatisch nach vorne rücke?
Der Drogeriemarkt „dm“ war im Oktober 2000 der erste große Kunde. Bis dahin hatte Voßhenrich durchgehalten. Überzeugt von der Idee, in sie investiert, aber nichts verkauft. Nun wollte „dm“ binnen weniger Wochen zigtausende von Vorschubsystemen für seine Haarpflegemittel-Packungen kaufen. Voßhenrich spannte Verwandte und Nachbarn ein, um den Auftrag umsetzen zu können. Es klappte. „Dann ging es Schlag auf Schlag“, erzählt er. Schon im Dezember zieht POS Tuning in die Lehmkuhlstraße, von dort 2005 zur Max-Planck-Straße (ab jetzt mit eigenen Spritzgussmaschinen – „ein Riesenschritt“) und weiter Richtung A2 zum heutigen Standort.
Die Firma verfeinert die Erfindung mehr und mehr. Bald bekommen die Verkaufskartons (Trays) Schlitze, sodass die Packungen darin nach vorn geschoben werden können, ohne ausgepackt werden zu müssen. Sohn Oliver bringt sich als IT-Spezialist ein, baut eine Induktionsschleife in die Systeme.
Nun melden Voßhenrichs Apparate dem jeweiligen Einkaufsleiter, wie viel Gummibärchentüten noch auf Lager sind. Dafür gibt es einen renommierten Innovationspreis. Die Basis-Systeme können in hunderttausenden Varianten für die allerkrummsten Verpackungen und Produkte produziert werden.
Udo Voßhenrich wirkt äußerst zufrieden, freut sich an seinen Erfindungen und am Erfolg. „Oliver hat die Brücke zur Elektronik geschlagen“, sagt er und ist zufrieden, dass der Übergang Vater-Sohn gut geklappt hat. Das neue Organigramm steht, das „Reserviert“-Schild für das Auto des Seniors am Firmenparkplatz ist abgeschraubt. Oliver Voßhenrich und die Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung denken technisch, entwickeln die Grundidee, wie der „Point of Sale“ zu tunen ist, immer weiter, sagt der Senior. „Ich denke, meine Philosophie ist übertragen worden. Das macht uns allen einen Riesenspaß.“
Es gebe ja viele Negativbeispiele, wo der Firmenübergang vom Vater auf den Sohn nicht so geklappt habe. Mittwochs essen die beiden gemeinsam zu Mittag, tauschen sich aus. Der Senior kann aufhören, aber seine Erfahrung ist ja noch gefragt, er bringt diese als Gesellschafter ein. Und unter dem mittlerweile sehr großen Firmenschild, von der Bundesstraße aus gut zu sehen, steht unter den Lettern „P.O.S. Tuning“ etwas kleiner, aber deutlich lesbar, weiterhin „Udo Voßhenrich“.