„Amigo“ gewinnt den Kampf gegen lebensgefährliche Krankheit

Bad Salzuflen-Schötmar. Der aufgeweckte Rüde mit dem glänzenden Fell nimmt die beiden Stufen zur Tierarztpraxis in einem Satz, so als könnte er nicht schnell genug zu Dr. Arne Timm in die Sprechstunde kommen. Dass der Entlebucher Sennenhund trotz allem immer noch gerne zum Tierarzt geht, ist für seine Besitzer Doris und Janina Balk fast schon ein Wunder. &bdquo;Amigo“ verbrachte sein erstes Lebensjahr tobend und spielend, bis er Anfang Oktober an Leptospirose (Stuttgarter Hundeseuche) erkrankte, eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit, die tödlich verlaufen kann.

Dabei fing alles ganz harmlos mit Appetitlosigkeit und allgemeiner Abgeschlagenheit des sonst sehr agilen Tieres an. Doris Balk machte sich große Sorgen und suchte zunächst Rat beim Arzt in Schötmar. Doch &bdquo;Amigos“ Zustand verschlimmerte sich schnell, und Dr. Arne Timm riet der Hundebesitzerin, in die Tierklinik nach Bielefeld zu fahren. &bdquo;Als wir dort ankamen, waren ,Amigos Schleimhäute bereits gelb gefärbt. Leber und Nieren schienen also nicht mehr richtig zu arbeiten“, erinnert sich Doris Balk.

Noch im Behandlungszimmer verschlechterte sich der Zustand des Junghundes dramatisch. Es folgten fünf Stunden zwischen Hoffen und Bangen – dann die Gewissheit: &bdquo;Amigo“ hat Leptospirose. Weil die Erkrankung sehr ansteckend sowohl von Tier zu Tier, als auch von Tier zu Mensch ist, musste auch der zweite Familienhund &bdquo;Chico“ untersucht werden. Hier konnte allerdings Entwarnung gegeben werden. &bdquo;Amigo“ musste jedoch elf Tage in völliger Isolation in der Tierklinik verbringen, bekam Infusionen und Antibiotikum und verlor fünf Kilogramm Gewicht. Für Hund und Besitzer ein Albtraum. Doch als Doris und Janina Balk ihren &bdquo;Amigo“ endlich wieder in die Arme schließen konnten, war er zwar geschwächt, aber psychisch stabil. Janina Balk freut sich, dass der Hund trotz des langen Klinikaufenthaltes keine Aversion gegen Tierärzte hat.

Doch wie konnte &bdquo;Amigo“ an Leptospirose erkranken, gegen die er geimpft ist? Die Herstellung von Impfstoffen gegen bakterielle Erreger sei schwierig, häufig könne nicht schnell genug mit neuen Impfstoffen reagiert werden, erklärt Dr. Timm. Zudem bestehe der volle Impfschutz gegen Bakterien meist keine vollen zwölf Monate. Insbesondere in stark befallenen Gebieten reiche der Schutz häufig nur sieben bis neun Monate aus. &bdquo;Viele Hunde sind also gegen Ende eines Impfjahres trotz regelmäßiger Impfung nicht ausreichend geschützt“, so der Tierarzt. Besonders Lücken in der Grundimmunisierung könnten für junge Hunde fatale Folgen haben. Daher rät der Veterinär dringend dazu, alle Impftermine einzuhalten.

Risiko besteht auch für Menschen Leptospiren werden von infizierten Tieren mit dem Urin ausgeschieden. Vor allem wild lebende Nager spielen als Erregerreservoir eine große Rolle. Eine indirekte Übertragung des Erregers ist zum Beispiel in Pfützen möglich. Vor allem im Sommer gelten sie als eine der Hauptansteckungsquellen, denn die Bakterien sind im Wasser und feuchten Milieu wochenlang überlebensfähig.

Nach einer Inkubationszeit von sieben bis zwölf Tagen kann es zu allgemeiner Schlappheit, Futterverweigerung, Dehydration, Durchfall, Erbrechen, Fieber oder erhöhtem Ausscheiden von Urin kommen. Häufig folgen akute Niereninsuffizienzen, Blutungen oder Leberfunktionsstörungen wie Gelbsucht. Die klinischen Symptome können sehr unspezifisch sein. Häufig erkranken junge Hunde unter sechs Monaten besonders schwer. Bei der Leptospirose handelt es sich um eine Zoonose. Das heißt, es können auch Menschen – durch Tröpfcheninfektion – schwer erkranken.

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