Ninka aus Bad Salzuflen beliefert Küchenindustrie weltweit

Bad Salzuflen . Klaus Henning Wulf bückt sich und hebt einen Fitzel Papier vom Boden der Produktionshalle auf. Ordnung muss sein. Da will der Chef seinen gut 300 Mitarbeitern bei Ninka mit gutem Beispiel vorangehen. Das Familienunternehmen in der Benzstraße hat sich vor allem auf Spritzgusstechnik spezialisiert, mit der spezielle Formen aus Kunststoff hergestellt werden.

Der Umsatz im vergangenen Jahr betrug laut Wulf rund 48 Millionen Euro, in diesem Jahr will das Unternehmen die 50-Millionen-Marke knacken. Etwa 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Firma als Zulieferer der Küchenindustrie im In- und Ausland. Gut 46 Prozent des Gesamtgeschäfts mache Ninka mit Exporten, vor allem ins europäische Ausland, sagt Wulf. Hauptabnehmer säßen in Frankreich und England, geliefert werde aber auch nach Asien, Neuseeland und Australien.

Viele der Produkte, die in modernen Küchen zum Einsatz kommen, sind in Bad Salzuflen entwickelt worden, wie Wulf berichtet: &bdquo;Wir selbst gehen mit Ideen für einen Schubkasten oder Drehboden auf die Küchenhersteller zu." Stolz ist Wulf auf einen elektrisch ausfahrbaren Küchenschrank, der in die ansonsten als Stauraum kaum nutzbaren Ecken in U- oder L-förmigen Küchen eingebaut werden kann. Die Entwicklung neuer Produktideen sei wesentlich für den Erfolg.

Seit 1988 führt der 64-Jährige das Familienunternehmen Ninka als Geschäftsführer in dritter Generation. Sein Vater habe ihn früh gedrängt, Verantwortung zu übernehmen. Bereits mit 27 Jahren wurde er Prokurist. Bis dahin arbeitete der Diplom-Kaufmann noch bei Dr. Oetker in Bielefeld. Wulf hätte sich für eine Zeit lang noch ein bisschen mehr Freiraum gewünscht. &bdquo;Als Unternehmer muss man immer erreichbar sein."

Aber auch er sähe es gerne, wenn eines seiner drei Kinder, die zwischen 27 und 32 Jahre alt sind, ihm nachfolgen würde. Allerdings erst in einigen Jahren. &bdquo;Natürlich muss auch die Qualifikation vorhanden sein." Wenn er die Führung eines Tages abgibt, soll es ein kurzer und schmerzloser Prozess sein. Hinter den Kulissen weiter mitregieren wolle er nicht. &bdquo;Für die Mitarbeiter und die Kunden muss klar sein, wer die Entscheidungen fällt."

In seiner Zeit als Geschäftsführer musste Wulf einige Krisen meistern. Bis vor zehn Jahren habe Ninka noch ein Drittel seines Umsatzes mit der Zulieferung von Gehäusen an die Fernsehhersteller erwirtschaftet. Ein Markt, den es heute so nicht mehr gibt. Zehn Jahre lang, bis 1998, besaß Ninka sogar einen Zweigbetrieb in Wales. Auf Wunsch von Sony habe man sich damals dort niedergelassen, da der Konzern dort ebenfalls einen großen Produktionsstandort hatte. Dann allerdings hätten der Elektronikriese und andere Hersteller ihre Produktion zunächst nach Osteuropa und später nach Asien verlagert. Ninka machte die Zweigstelle mit mehr als 200 Mitarbeitern dicht. &bdquo;Das Werk habe ich schweren Herzens geschlossen. Unternehmer zu sein, macht nicht immer Spaß", sagt Wulf.

Nachdem die Produktion von Fernsehern auch in Deutschland mehr oder weniger zum Erliegen gekommen sei, war damit auch für Ninka Schluss. Vor vier Jahren sei im Unternehmen das letzte Gehäuse für die Firma Löwe produziert worden.

Neben der Möbelindustrie setze Ninka heute auf unterschiedliche Märkte. Zu den Kunden zählten Hersteller von Haushaltsgeräten, Medizintechnik und Büromöbeln. &bdquo;Wenn ein Kunde Funktion mit Design verbinden will, landet er fast zwangsläufig bei uns", sagt Wulf.

In die Rolle des Unternehmers habe er erst hineinwachsen müssen, fügt er an. Der perfekte Chef sei er bis heute nicht. &bdquo;Teilweise bin ich im Umgang mit Mitarbeitern vielleicht etwas robust." Auch ein Hang zur Kontrolle sei ihm wohl zu eigen. Regelmäßig macht er einen Rundgang durch die Produktion. &bdquo;Wenn ich etwas sehe, was dort nicht hingehört, frage ich nach, warum es da steht." Ordnung sei ihm wichtig: &bdquo;Das lebe ich vor."

Fantasiewort 1928 gründete August Wulf eine Firma für Haarschmuck. Daraus entwickelten sich zwei seit 1990 komplett voneinander getrennte Unternehmen, beide mit Sitz in Salzuflen. Primetta stellt Sonnenbrillen her, Ninka konzentriert sich seit der Gründung 1955 auf die Küchenindustrie. Der Name Ninka geht zurück auf ein Wort, das der heutige Chef Klaus Henning Wulf als Zweijähriger erfunden hatte und das sein Vater Peter für seine Firma wählte.

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