Bad Salzuflen. Rolf Kleimann hat die Nase voll vom Durchgangsverkehr vor seiner Haustüre in der Straße Schennershagen. Seit aufgrund der Straßenarbeiten in der Innenstadt die Wenkenstraße von der Straße Am Markt aus nicht mehr befahren werden kann, ist es laut in seiner Wohnstraße, die eher eine kleine Gasse ist. Kleimann will, dass nur noch Anwohner in dem Altstadtquartier fahren dürfen.
Er befürchtet, dass sich an dem Lärm vor seinem Haus auch mit einem neuen Verkehrskonzept, das die Stadt für den historischen Stadtkern plant, nichts ändert. Kleimanns Alarmglocken schrillten, als er in der LZ las, dass die Stadt bei der Variante B eines möglichen neuen Konzepts weiterhin die Ritterstraße für den Anliegerverkehr freigeben will, bei gleichzeitiger Erweiterung der Fußgängerzone um die Straße Am Markt. Das bedeutet aus seiner Sicht, dass auch nach dem Ende der Straßensanierung in der Altstadt der Verkehr weiter durch den Schennershagen rollt, der von der Osterstraße aus zur Wenkenstraße möchte. Die Ritterstraße wird auf Höhe Schennershagen zur Einbahnstraße und darf nicht befahren werden. So suchen sich die Fahrer einen Weg an Kleimanns Haus vorbei, in dem er seit mehr als 20 Jahren lebt.

Schon jetzt sei die Zahl der Autos, die über Schennershagen und die Turmstraße zur Wenkenstraße fahren enorm, sagt Kleimann. Er befürchtet, dass es künftig noch viel schlimmer werden könnte mit dem Schleichverkehr. Für die Anwohner sei das eine echte Belastung. In einigen Häusern lägen die ohnehin niedrigen Fenstern gerade mal 50 Zentimeter von der Fahrbahn entfernt. Hinzu komme, dass die schmale Straße von beiden Seiten befahrbar sei und die Autos daher zum Teil über den Bürgersteig führen. „Wenn ich aus dem Haus komme, muss ich erst mal nach links und rechts gucken, damit ich nicht überfahren werde."
Morgens gegen 8 Uhr fahre ein Auto nach dem anderen durch die Straße, abends gegen 18 Uhr sei ebenfalls viel los. Nachts sei es am schlimmsten. Das sind Kleimanns Ansicht nach Fahrer, die aus Richtung Osterstraße kämen und bisweilen nur ihre Autos zur Schau stellen wollten. „Die drehen in der Turmstraße und fahren dann wieder durch den Schennershagen runter. Immer wieder."
Kleimann hat eine Idee, wie sich die Probleme der Anwohner auf einen Schlag lösen lassen: Er schlägt vor, zwei feste Poller zu errichten. Sie sollen den Verkehr, der aus Richtung Altstadt kommt, an der Durchfahrt zum Schennershagen und der Ritterstraße hindern. Ein Pömpel in der Ritterstraße soll dafür sorgen, dass tatsächlich kein Auto durchfahren kann.
Den Poller zum Schennershagen will Kleimann unmittelbar nach dem Hotel Arminius aufstellen. „Das Haus kann so weiter angefahren werden." Und der Durchgangsverkehr hätte genug Platz zum Wenden. Irgendwann habe sich dann hoffentlich herumgesprochen, dass man nicht mehr durchfahren könne.
Die Anwohner selbst würden von der anderen Seite der Stadt über die Wenkenstraße in Turmstraße und Schennershagen fahren, auch wenn das ein Umweg wäre. „Dazu wären alle bereit, die ich kenne." Auch über die Müllabfuhr hat er sich schon Gedanken gemacht. „Die Tonnen würden wir bis zur Straßenecke bringen. Da spielt jeder mit." Notarztwagen und Feuerwehr könnten die Poller mit einem Schlüssel umlegen.
Britta und Tobias Uetermeyer finden die Idee jedenfalls gut. Die beiden wohnen in der Turmstraße und sind ebenfalls genervt von den Autos, die dort über das Pflaster rollen. Wenn sie auf dem schmalen Gehweg vor ihrem Haus stehen, fahren die Autos auf Armeslänge an ihnen vorbei. Da gebe es schon mal brenzlige Situationen, wie Britta Uetermeyer sagt. „Ältere Damen mit Rollator musste ich schon retten." Darüber hinaus liefen Schüler über die Turmstraße in Richtung Grundschule Ahornstraße oder Zentrum Lohfeld. „Die Kinder und Jugendlichen werden durch den Verkehr unnötig gefährdet", meint Kleimann.
Und wie sieht die Stadt das alles? Die zuständigen Fachdienste waren gestern aufgrund einer Sitzung kurzfristig nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Julia Schumann, Direktionsassistentin vom Hotel Arminius, hätte jedenfalls nichts gegen eine Sperrung des Schennershagen. „Wenn der Durchgangsverkehr gedrosselt wird, begrüßen wir das auch." Wichtiger sei, dass das Hotel für Gäste weiterhin über die Osterstraße zu erreichen ist. „Davon sind wir abhängig." Eine Erweiterung der Fußgängerzone um die Osterstraße sieht die Variante C des Verkehrskonzepts der Stadt vor. Sollte diese von der Politik beschlossen werden, wäre das Arminius weitgehend abgebunden.
Bei der Variante B des Verkehrskonzepts soll die Fußgängerzone auch um die Straße Am Markt erweitert werden. In der Vorlage der Verwaltung heißt es: „Der motorisierte Anliegerverkehr kann weiterhin die Wegebeziehung entlang der Osterstraße, der Ritterstraße und der Wenkenstraße nutzen." Der Planungsausschuss soll am 14. Mai über vier Varianten abstimmen.