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Darum sind die Tage des Kreisels auf der Ostwestfalenstraße gezählt

Thomas Reineke

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Der Kreisel auf der Ostwestfalenstraße in Höhe Oerlinghauser Straße. - © Thomas Reineke(LZ)
Der Kreisel auf der Ostwestfalenstraße in Höhe Oerlinghauser Straße. (© Thomas Reineke(LZ))

Bad Salzuflen. Seit knapp 20 Jahren verrichtet er seinen „Dienst" – und das durchaus mit Erfolg: Der provisorische Kreisel auf der Ostwestfalenstraße in Höhe der Oerlinghauser Straße hat die ehemalige „Todeskreuzung" entschärft. Doch für den Geschmack des Landesbetriebs Straßenbau bremst der Kreisel den Verkehr auf der Schnellstraße zu sehr aus. Deswegen sind seine Tage endgültig gezählt. Endgültig auch deswegen, weil jetzt ein Rechtsstreit durch eine Vereinbarung zu einer außergerichtlichen Einigung aus der Welt geschaffen worden ist.

Zum Hintergrund

Die Bezirksregierung Detmold traf nach jahrelangen Vorarbeiten seitens des Landesbetriebs im Januar 2018 den Planfeststellungsbeschluss für den kreuzungsfreien Ausbau des Knotenpunkts. Dagegen wurde jedoch von privater Seite aus geklagt – mit der Folge, dass sich der Baubeginn verzögerte. Doch nun liegt laut Angaben von Sven Johanning vom Landesbetrieb eine Einigung vor. Deren Inhalt ist jetzt bei der Bezirksregierung anhängig. Zu Details macht Johanning mit Verweist auf das juristische Verfahren keine Angaben. Nur so viel: „Es sind keine fundamentalen Änderungen der Pläne nötig."

Die Oerlinghauser Straße wird künftig über eine Brücke über die Ostwestfalenstraße geführt und mit zwei Kreiseln an die Schnellstraße angebunden. Die Wülferstraße ist nicht auf dem Plan zu erkennen, sie führt wie gehabt zur 
Oerlinghauser Straße. Der Arm unten links ist eine Feldzufahrt. - © Land NRW (2019) / Grafik: Straßen.NRW / Montage: Oliver Wendtland
Die Oerlinghauser Straße wird künftig über eine Brücke über die Ostwestfalenstraße geführt und mit zwei Kreiseln an die Schnellstraße angebunden. Die Wülferstraße ist nicht auf dem Plan zu erkennen, sie führt wie gehabt zur 
Oerlinghauser Straße. Der Arm unten links ist eine Feldzufahrt. (© Land NRW (2019) / Grafik: Straßen.NRW / Montage: Oliver Wendtland)

So geht es weiter

Parallel zu der Überarbeitung des Planfeststellungsbeschlusses durch die Bezirksregierung erstellt der Landesbetrieb die genaue Ausführungsplanung für den Umbau des Knotenpunkts. Ziel ist, die Maßnahme möglichst schnell auszuschreiben. Den voraussichtlichen Baubeginn datiert Johanning auf „Frühjahr oder Sommer 2020". Ob vom Start weg der Verkehr auf der Ostwestfalenstraße und/oder Oerlinghauser Straße behindert wird, ist noch offen. Auf jeden Fall wird als erstes das Brückenbauwerk errichtet. In Kürze sollen Bohrungen vorgenommen werden, um die Beschaffenheit des Boden festzustellen.

So sieht der Knotenpunkt künftig aus

Das Ziel der Planer ist, die Ostwestfalenstraße kreuzungsfrei auszubauen. Sie soll „leistungsfähiger" werden, wie sich Johanning ausdrückt. Schließlich sei die Ostwestfalenstraße neben der B 239 die wichtigste Nord-Süd-Verbindung für Lippe. Der Ausbau in Höhe Oerlinghauser Straße ist vom Prinzip her vergleichbar mit dem Knotenpunkt Altenhagener/Elverdisser Straße am heutigen Ende der Schnellstraße. Die Oerlinghauser Straße (L 751) wird künftig mit einer Brücke über die Ostwestfalenstraße geführt. Die kreuzungsfreie Anbindung erfolgt über zwei Kreisel sowie Auf- und Abfahrten. Die Durchfahrtshöhe des gut 14 Meter breiten Brückenbauwerks beträgt 4,70 Meter. Minimum sind laut Johanning vier Meter, aber der Landesbetrieb plant aus Sicherheitsgründen mehr „Luft" für Lkw und andere große Fahrzeuge ein. Die Gesamtkosten für den neuen Knotenpunkt beziffert der Landesbetrieb auf aktuell rund 4,5 Millionen Euro.

Das ist ebenfalls in der Pipeline

Neben dem kreuzungsfreien Ausbau der Ostwestfalenstraße will der Landesbetrieb weitere Abschnitte mit 2+1-Fahrspuren für das gegenverkehrsfreie Überholen schaffen. Gedacht ist zum Beispiel an den Bereich zwischen Bextener Straße (Bielefelder Straße) und Oerlinghauser Straße, in dem aktuell für beide Fahrtrichtungen ein Überholverbot gilt.

Die Verlängerung

Mit einem baldigen Baubeginn rechnet der Landesbetrieb auch für die Verlängerung der Ostwestfalenstraße (L 712 n) vom heutigen Ende kurz hinter den Autobahnauffahrten bis zur B 61 (Herforder Straße) in Bielefeld-Brake. Wie berichtet, ist eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss des Weiterbaus vom Verwaltungsgericht Minden ohne Revisionsmöglichkeit abgewiesen worden. Gegen diese Entscheidung haben die Kläger Einspruch beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingelegt. Dieses Verfahren ist beim OVG noch anhängig, parallel erarbeitet der Landesbetrieb aber laut Johanning bereits die Ausführungsplanung für die 2,3 Kilometer lange Trasse.


"Beständiges Provisorium"

Ein Kommentar von Thomas Reineke 

Nichts ist beständiger als ein Provisorium, lautet ein geflügeltes Wort. Das beste Beispiel hierfür findet sich auf der Ostwestfalenstraße in Bad Salzuflen. Der Kreisel in Höhe Oerlinghauser Straße wurde kurz nach der Jahrtausendwende provisorisch mit Betonelementen, ein paar Schildern und Fahrbahn-Markierungen angelegt. Die Verantwortlichen zogen damals die Reißleine nach einer Reihe von schweren bis schwersten Unfällen an der Kreuzung. Seitdem ist an der Stelle kein Mensch mehr ernsthaft zu Schaden gekommen. Damit hat der provisorische Kreisel seinen Zweck mehr als erfüllt. Man könnte ihn gar als Preis-Leistungs-Giganten im Straßenbau bezeichnen.

Doch jetzt soll das Provisorium durch ein massives Brückenbauwerk mit zwei kleineren Kreiseln ersetzt werden. Der Landesbetrieb Straßenbau wird hierfür weitere Grünflächen asphaltieren und nach eigenen Angaben rund 4,5 Millionen Euro investieren. Und ein jeder weiß bereits jetzt: Angesichts galoppierender Baupreise wird es bei der Summe nicht bleiben. Am Knotenpunkt Ostwestfalenstraße/Oerlinghauser Straße werden also viel Geld und Natur investiert, um den Verkehr auf der Ostwestfalenstraße ein wenig schneller zu machen. Das hat sicher seine Berechtigung angesichts der Bedeutung der Verbindung für Lippe. Aber der alte Kreisel hätte es auch weiter getan.

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