So kommen Igel gut durch den Winter

Bad Salzuflen . Milde Temperaturen, gar frühlingshafte Zustände prägen den Beginn des Jahres. Was den meisten Menschen schon seltsam vorkommt, soll vor allem ein anderes Säugetier durcheinanderbringen: den Igel. &bdquo;Die Tiere wachen zu früh aus dem Winterschlaf auf", steht vermehrt auf Online-Portalen und in den sozialen Netzwerken. Das frühe Erwachen bedeute für die Tiere eventuell den Hungertod, heißt es. &bdquo;Übertrieben", sagen Experten gegenüber der LZ. Dennoch seien Klimawandel und vor allem der Mensch eine Bedrohung für das Stacheltier.

&bdquo;Wenn I gel zu frühzeitig wach werden, liegt das in der Regel daran, dass sie von Menschen geweckt werden", sagt Andreas Beerens vom Umweltzentrum Heerser Mühle. Es sei eher der Mensch, der durch die warmen Temperaturen im Winter unruhig werde, meint er. &bdquo;Dann muss einer unbedingt seinen Garten ,schon einmal ordentlich machen. Und bei diesen Aufräumaktionen schreckt er den Igel auf. Beispielsweise, weil er Krach macht und dessen Rückzugsorte wie Laubhaufen zerstört", erklärt der Naturforscher.

Der unterbrochene Winterschlaf koste die stacheligen Säuger besonders viel Energie, sagt Andreas Beerens. Vor allem fänden die Igel zu dieser Zeit nicht die Insekten und Kleintiere, welche normalerweise auf ihrer Speisekarte stehen. Das gro ße Problem sei aber gar nicht die Futterknappheit in diesen Monaten, sondern liegt in der Zeit, in der sich die Igel ihre Reserven für den Winter anfräßen, erklärt Andreas Beerens . &bdquo;Die Igel Tiere wachen teilweise aus Hunger auf, weil sie vor dem Winterschlaf nicht genug gefunden haben", sagt er. Die Lebensräume ihrer Beute werden zunehmend kleiner. &bdquo;Das liegt daran, wie immer mehr Leute ihren Garten anlegen. In Steinwüsten können sich Insekten nicht vermehren. Aber auch Fallobst sollte man im Garten einfach mal liegen lassen, denn das ist wichtige Nahrung für Würmer, Käfer und auch Mäuse", sagt der Gärtner des Umweltzentrums. Andreas Beerens appelliert zum Mut, den eigenen Garten einfach einmal &bdquo;unaufgeräumt" zu lassen.

Auch Dr. Henning Vierhaus sieht im verfrühten Erwachen nicht die größte Bedrohung für die Igel. Mit den Temperaturen habe das sowieso nicht sonderlich viel zu tun, sagt der Säugetier-Experte von der Arbeitsgemeinschaft &bdquo;Biologischer Umweltschutz" in Soest. &bdquo;Ich glaube, milde Winter sind nicht bedenklich, denn Igel sind sowieso in Räumen verbreitet, wo es nicht so kalt wird. Die pennen auch problemlos wieder ein. Die werden merken: ,Getier zum Fressen ist nicht so viel da, also fahr ich lieber wieder runter", sagt der Experte. Das kleine Stacheltier orientiere sich eher am Tageslicht als an der Temperatur. &bdquo;Die wachen bei normal-milden Wintern sowieso immer mal wieder auf, schauen mal, was so lost ist und suchen sich eventuell ein neues, ruhigeres Plätzchen", erklärt Vierhaus. Die Vorstellung &bdquo;Die schlafen im Oktober ein und wachen im März wieder auf" sei nicht ganz richtig.

Neben der Verarmung der Landschaft und dem daraus zurückgehenden Kleintierangebot sei seiner Meinung nach vor allem der Straßenverkehr eine große Bedrohungen für die Igel. &bdquo;Anhand der Kadaver, die am Straßenrand gefunden werden, ist die Anzahl der totgefahrenen Tiere – zumindest gefühlt – sehr hoch", sagt er. Es gebe aktuell keine Erhebungen zum Bestand der Igel, aber die anwachsende Dichte des Straßennetzes ließe den Verdacht zu, dass dieses eine erhebliche Gefahr für Igel darstellt. &bdquo;Tatsächlich werden Igel momentan auf keiner Roten Liste geführt, aber das scheint mir nicht richtig. Wir müssen den Bestand im Auge behalten", sagt der Experte.

Igel füttern - ja oder nein? Dr. Henning Vie rhaus von der Arbeitsgemeinschaft &bdquo;Biologischer Umweltschutz" in Soest warnt: &bdquo;Nicht ins Blaue hinein einfach etwas raus stellen. Das kann Schädlinge wie Ratten anlocken." Wer einen Igel im eigenen Garten entdeckt, könne Nassfutter für Katzen oder Hunde anbieten. &bdquo;Es gibt auch spezielles Futter mit Insektenanteil im Fachhandel", sagt er. Igel seien hauptsächlich Fleischfresser, Gemüse, Obst und Getreide sei also nicht zu empfehlen. Auch von Milch ist abzuraten. Davon bekommen Igel Verdauungsprobleme.

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