SPD will kostenloses Busticket für Salzufler Schüler

Bad Salzuflen. Vom Bahnhof Sylbach zum Musikschulunterricht in Schötmar, von Wüsten zum Tennistraining nach Knetterheide oder einfach zum Treffpunkt mit Freunden mitten ins Zentrum und später wieder aufs Dorf zurück: Geht es nach dem Willen der Bad Salzufler SPD, sollen Stadtbus-Fahrten auf allen vier Linien ab Oktober für alle Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse bis zum Abitur außerhalb der Unterrichtszeiten kostenlos sein. Ein entsprechender Antrag wird auf die Tagesordnung des Hauptausschusses am 2. September und die des Rates am 9. September kommen und somit noch vor der Kommunalwahl beraten und gegebenenfalls beschlossen werden.

4000 potenzielle Nutzer: In dem Antrag heißt es, dass das Mitfahren im Stadtbus für alle Schüler der Sekundarstufen I und II – das sind rund 4000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – von Montag bis Donnerstag ab 16 Uhr und am Freitag ab 14 Uhr gratis sein soll. Samstags und Sonntags soll das Mitfahren generell kostenlos sein. Beim Einstieg soll das Vorzeigen des Schülerausweises reichen. Der normale Schülerverkehr soll bestehen bleiben. Hierauf haben alle Kinder und Jugendliche einen Anspruch, die 3,5 Kilometer oder weiter von ihrer Schule entfernt wohnen.

Einstieg in den Gratis-ÖPNV: SPD-Fraktionsvorsitzender Eduard Böger hält das Konzept mit dem Gratis-Ticket außerhalb der Unterrichtszeiten für einen &bdquo;pragmatischen Einstieg" in einen kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). &bdquo;Wir brauchen für diesen Service keine weiteren Fahrzeuge." Trotzdem werde Werbung für den Bus gemacht – in der Hoffnung, dass die Schüler das Beförderungsmittel schätzen lernen. Die SPD sieht das neue Angebot als &bdquo;Probelauf". Im kommenden März soll es eine erste Bilanz geben.

Das Gratis-Ticket außerhalb der Unterrichtszeiten ist für die SPD allerdings nur eine &bdquo;Teillösung" auf dem Weg zu einem kostenfreien beziehungsweise kostengünstigen ÖPNV für alle – solche Angebote seien nur mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land möglich. So würde ein Gratis-Stadtbus für alle laut Böger die Stadtwerke rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr kosten – eine Summe, die die Stadt-Tochter nicht allein stemmen könne.

Das sagt der Stadtwerke-Chef: &bdquo;Die Schüler mit dem Gratis-Ticket könnten die Stadtbus-Kunden von morgen sein", hofft auch Stadtwerke-Geschäftsführer Volker Stammer auf einen positiven Langzeiteffekt. Auch er geht davon aus, dass das zusätzliche Angebot ohne weitere Busse und damit ohne Mehraufwand zu stemmen sei. Auch die finanziellen Einbußen durch weniger verkaufte Tickets hält er für &bdquo;wahrscheinlich überschaubar".

Allerdings müsste man erst Erfahrungen mit dem Gratis-Ticket machen. Auf der anderen Seite könnte er sich schon vorstellen, dass das neue Angebot weniger Autofahrten im Stadtgebiet zur Folge hätte, weil Kinder und Jugendliche eigenständig an ihr Zielen kämen und das Familienauto dafür nicht mehr bewegt werden müsse.

Zahlen und Fakten: Der Salzufler Stadtbus fährt seit 1994. Aktueller Konzessionär ist die Firma Köhne (Extertal). Die vier Linien treffen sich alle 30 Minuten im Zentralen Omnibus-Bahnhof am Ostertor für einen bequemen Umstieg. Zuletzt zählte der Stadtbus rund 1,25 Millionen Passagiere im Jahr, dafür spult er rund 450.000 Kilometer ab.

Auf den vier Linien sind sechs Busse im Einsatz. Zwei von ihnen haben einen Hybrid-Antrieb (Diesel und Elektro). Bis Ende 2022 sollen auf den Stadtbus-Linien nur noch reine Elektrofahrzeuge unterwegs sein. Die Anträge für die Förderung des Ankaufs – ein Elektrobus kostet etwa 600.000 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie ein Dieselfahrzeug – sind bereits bewilligt, so Stadtwerke-Chef Stammer.

Andere Städte und Kreise machen ihre Erfahrungen Wenn sich der Stadtrat Anfang September zu einem kostenlosen Busticket für Schüler außerhalb der Unterrichtszeiten durchringen könnte, wäre Bad Salzuflen beileibe kein Vorreiter im Land. So gibt es seit Mitte 2019 ein Null-Euro-Ticket im gesamten Berliner ÖPNV-Netz, zu dem Busse, U- und S-Bahnen sowie Fähren gehören.

Das großzügige Angebot in der Hauptstadt – beschlossen von der rot-rot-grünen Regierung – ist übrigens das einzige in Deutschland auf Ebene der Bundesländer. Einen vergleichbaren Service für Schüler gibt es zumindest bisher sonst nur auf kommunaler Ebene. So fahren schon deutlich länger als in Berlin Pennäler in den NRW-Landkreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe kostenlos mit Bus und Bahn – seit 2014. Das Gratis-Ticket gilt volle zwölf Monate und kostet die Kreise nach eigenen Angaben rund vier Millionen Euro im Jahr.

Seit Anfang 2020 erprobt der Kreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt zunächst einmal für drei Jahre ein Gratis-Ticket für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 6 bis 25 Jahren. Auch in Bayern im Kreis Miesbach und in Rostock an der Ostsee gibt es kostenlose Bustickets für Schüler, die auch außerhalb der Unterrichtszeiten gelten.

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