700.000 Euro Mega-Invest in die Salzufler Kläranlage

Bad Salzuflen. Tonnenschwer und mannshoch liegt sie auf dem Asphalt, eine der drei Schnecken, die im Schneckenpumpwerk der Flockungsfiltrationsanlage auf der Kläranlage Ziegelstraße zum Einsatz kommen. Das wuchtige Stahlelement wurde bereits vor gut einem halben Jahr ausgebaut, die Kanten sind rostig und sichtbar abgenutzt. Kein Wunder: Seit Anfang der 1990er Jahre sind die Schnecken in Betrieb, im Hintergrund rödeln die beiden anderen nach wie vor unaufhörlich. Sollte noch eine Schnecke ausfallen, wird es eng für den Betrieb der Anlage. Daher wird es jetzt umso dringender Zeit für eine umfangreiche Sanierung.

Einsatzbereich: Beim Schneckenpumpwerk handelt es sich um eine Abwasserhebeanlage, die laut Ralph Schilling, Sachgebietsleiter Kläranlagen- und Kanalunterhaltung bei der Stadt, die letzte chemische Reinigungsstufe im Klärprozess darstellt. Die drei Schnecken liegen schräg in ihren jeweiligen Stahlbetontrögen und werden von je einem Motor angetrieben. Im unteren Bereich kommt das gereinigte Abwasser an, die Rotationsbewegung der Schneckenblätter transportiert es anschließend nach oben – das Wasser überwindet so einen Höhenunterschied von gut vier Metern.

Strafzahlungen, falls der Grenzwert nicht eingehalten wird Oben angekommen beginnt die Flockungsfiltration, ein chemischer Prozess, bei dem das Abwasser noch einmal von Restpartikeln und Restphosphor gereinigt wird. Denn: Der vorgeschriebene Richtwert für Phosphor liegt bei 0,6 Milligramm pro Liter, Bad Salzuflen hat sich auf die Fahne geschrieben, sogar einen Wert von 0,35 erreichen zu wollen. &bdquo;Das senkt unsere Abgaben und das Wasser landet am Ende noch sauberer in der Werre", erklärt Ralph Schilling die Hintergründe. Würde die Anlage ausfallen, könnte das Wasser zwar trotzdem abgeleitet werden – allerdings wäre dann der Phosphatwert mit rund 10 Milligramm höher als der vorgeschriebene Grenzwert und das zöge Strafzahlungen nach sich. Im Schnitt befördert die Anlage 10.000 bis 12.000 Kubikmeter Wasser pro Tag bei Trockenheit, bei Regen können es schon mal bis zu 30.000 Kubikmeter sein.

Korrosionsschäden : Doch die Schnecken haben ein Problem: Aufgrund von Korrosionsschäden an den Stahlblättern wird das Wasser nicht mehr richtig nach oben transportiert. &bdquo;Dadurch wird die Förderleistung nicht mehr erreicht und es kann kein sicherer Betrieb mehr gewährleistet werden", sagt Schilling. Die Lösung: Alle drei Schnecken werden mit Hilfe eines Schwerlastkrans ausgetauscht. Zusätzlich müssen je nach Art der neuen Anlage auch Teile der an einigen Stellen leicht porösen Betontröge instand gesetzt sowie Motoren und Getriebe samt sämtlicher Elektronik erneuert werden. Für Ralph Schilling ist es das erste größere Projekt in Bad Salzuflen: Er ist erst seit Anfang Juli bei der Stadt tätig.

Zeitplan und Kosten: Im Moment läuft die Ausführungsplanung für die Arbeiten, bis Ende des Jahres sollen die Maßnahmen ausgeschrieben und bestenfalls sogar noch dieses Jahr vergeben werden, hofft Ralph Schilling. Im kommenden Jahr werden die Arbeiten dann umgesetzt. Pro Schneckentausch rechnet Schilling mit einem Zeitfenster von drei bis zehn Tagen – das Ganze wird im laufenden Betrieb passieren, damit die Anlage permanent weiter filtert. Insgesamt geht er von Kosten in Höhe von gut 700.000 Euro aus, die die Stadt aus eigener Tasche stemmen muss. Schilling ist zuversichtlich, dass diese Summe am Ende auch ausreichen wird.

Die Kläranlage: Die Zentralkläranlage der Stadt an der Ziegelstraße ist 1913 entstanden und wurde seitdem stetig erweitert. Heute nimmt die Anlage an der Ziegelstraße eine Fläche von gut 100.000 Quadratmetern ein – das entspricht in etwa der Größe von 14 Fußballfeldern. Insgesamt sorgen 17 Mitarbeiter dafür, dass die Kläranlage Ziegelstraße sowie die Kläranlage Holzhausen und der Betrieb sämtlicher Außenstationen läuft. An der Ziegelstraße wird im Wesentlichen das Abwasser der Ortsteile Bad Salzuflen, Schötmar, Lockhausen, Wüsten, Biemsen-Ahmsen, Ehrsen-Breden und Werl-Aspe behandelt. Die Zahl der angeschlossenen Einwohnerwerte liegt damit bei etwa 60.000 – dieser Wert teilt sich auf in 49.000 tatsächliche Einwohner und weitere 11.000 sogenannte Einwohnergleichwerte, die der angeschlossenen Industrie entsprechen.

Mitarbeiter sind "extrem systemrelevant" In der Zentralkläranlage an der Ziegelstraße herrschen hohe Sicherheitsvorkehrungen, damit sich die Mitarbeiter untereinander im Fall der Fälle nicht mit dem Coronavirus infizieren. &bdquo;Wir sind nur in Zweierteams unterwegs und machen zu unterschiedlichen Zeiten Pause", sagt Abwassermeister Jörg Hirschfeld. Die Teams hätten untereinander keinen Kontakt, arbeitsbedingte Kontakte werden auf ein Minimum beschränkt. Denn: Fallen die Mitarbeiter aus, wäre ein Normalbetrieb der Kläranlage nicht mehr gewährleistet. &bdquo;Das Abwasser würde der Kläranlage natürlich weiterhin zufließen, die Bevölkerung würde von einem Ausfall erst einmal nichts merken", ergänzt Ralph Schilling. Aber: Bei Ausfall einiger Maschinen oder Aggregate würde eine Abwasserreinigung nicht mehr erfolgen. &bdquo;Die Mitarbeiter hier sind daher extrem systemrelevant", betont Schilling.

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