Können OWL-Proben überhaupt auf Corona-Mutation untersucht werden?

Berlin/Bad Salzuflen. Die Coronavirus-Mutationen breiten sich auch in Deutschland aus. Doch wo und mit welcher Geschwindigkeit? Das sind gleich zwei Unbekannte. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will es jetzt endlich genauer wissen. Die Region ist dafür schon jetzt gut gerüstet, sagt Carsten Tiemann, Laborchef des Medizinischen Versorgungszentrums Krone in Bad Salzuflen.

Die englische &bdquo;Mutante" und ihre Verwandte aus Südafrika, also die veränderten, ansteckenderen Formen des Coronavirus, wurden in Berlin, Köln und anderswo schon nachgewiesen. Sind sie schon bis nach Ostwestfalen vorgedrungen? Für den Kreis Gütersloh sieht das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) einen &bdquo;epidemiologischen Zusammenhang", der Kreis Minden Lübbecke wartet auf die Ergebnisse einer Probe, die derzeit noch von der Berliner Charité untersucht wird. Genaueres weiß man noch nicht. Denn in Deutschland wurde bislang nicht systematisch nach dem Erreger in neuer Verkleidung gesucht.

Noch fehlt die gesetzliche Grundlage Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will das nachholen und endlich die flächendeckende sogenannte &bdquo;molekulare Surveillance" (Überwachung) von Sars-CoV-2 per Rechtsverordnung regeln. Die steht, so das Bundesministerium für Gesundheit auf Anfrage, unmittelbar vor der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt. &bdquo;Wir haben die dafür notwendigen Maschinen, das Personal und auch die Erfahrung", sagt der promovierte Molekularbiologe Carsten Tiemann selbstbewusst. Um die Veränderungen am Virus zu entdecken, müssen dessen Erbinformationen, muss das Genom, ausgelesen werden.

Das &bdquo;Sequenzieren" genannte Verfahren ist Alltag beim Labor Krone. Das erledigen heute Maschinen. Mit denen hat das Labor bereits Tausende von Virusproben untersucht. Zum Teil im Rahmen einer &bdquo;Tönnies-Studie" im Kreis Gütersloh vor Monaten, zum Teil &bdquo;auf eigene Kappe" mit Proben aus der Region. Bisher haben sich darin noch keine Viren-Mutanten gefunden (Stand: 15. Januar). Allerdings: Die Ergebnisse der jüngsten Untersuchung der Proben auf die Südafrika-Mutante liegen, so Anne Bunte, Leiterin der Abteilung Gesundheit im Kreis Gütersloh, noch nicht vor.

Zwei der wichtigsten Wissenschaftler sind beteiligt Für die vom Land geförderte Tönnies-Studie haben, so Carsten Tiemann, das Labor Krone, die Universitäten Bonn mit dem Virologen Hendrik Streek sowie Düsseldorf mit dem Genom-Statistiker Alexander Dilthey und das Landeszentrum für Gesundheit eng zusammengearbeitet. &bdquo;Wir sind schon eine schlagkräftige Truppe, die für NRW 3.000 bis 4.000 Proben pro Woche sequenzieren und auswerten könnte", sagt Tiemann. So könnte verfolgt werden, wenn in der Region Mutanten auftauchen, und es könnten entsprechende Maßnahmen getroffen werden.

Die neue Verordnung des Bundesgesundheitsministers bewertet der Laborpraktiker und Forscher eher skeptisch. Künftig sollen gemäß Verordnung zumindest fünf Prozent der Positivtestungen auf Corona-Mutationen untersucht werden. Labore, die die technischen und personellen Möglichkeiten zur Sequenzierung haben, sollen demnach verpflichtet werden, die Analyse durchzuführen. Pro Fall können die Labore dann 200 Euro bei den Kassenärztlichen Vereinigungen in Rechnung stellen. Geld, das letztlich aus dem Bundeshaushalt stammt. Dazu Laborchef Carsten Tiemann: "Ich vermisse Qualitätsnormen, Vorgaben für Verfahren und einen gemeinsamen Auswertungsstandard."

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