Tierschützer wollen Bauwagen für Stadttauben in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen . Man liebt sie, oder man hasst sie: die Stadttauben. Davon sind Karin Göhner und Brigitte Beineke vom Tierschutzverein Bad Salzuflen-Lemgo überzeugt. &bdquo;Dazwischen gibt es nicht viel", sagt Göhner, Vorsitzende des Vereins. Fest steht: Sie liebt die gefiederten Tiere. Deshalb möchte sie nun mit Mitstreitern einen Bauwagen für Tauben aufstellen. Der Unterschlupf könnte beide Seiten miteinander versöhnen: Taubenfreunde und Taubenfeinde.

Karin Göhner und Brigitte Beineke stehen in der Langen Straße. Um sie herum picken einige Tauben auf dem Pflaster nach Nahrung. Belastbare Zahlen, wie viele Tauben in der Innenstadt von Bad Salzuflen leben, gibt es nicht. Fest steht für die Tierschützerinnen aber, dass es vielen der Tiere nicht gut gehe. &bdquo;Die Tauben sind chronisch mangel- und unterernährt", sagt Beineke. Das hänge mit ihrer Ernährung zusammen: Die Vögel leben vorwiegend von Essensresten.

Eigentlich sind Tauben aber keine Müllschlucker, stattdessen lieben sie beispielsweise Körner, die sie in der Stadt aber nicht finden. Verschärft werde die Situation durch die Corona-Pandemie, sagt Göhner. Die Innenstädte seien leer, es gebe weniger zu picken. Außerdem findet sich in der Stadtordnung ein Fütterungsverbot.

Eier gegen Imitate austauschen

Die Tierschützerinnen wollen das Problem nun grundsätzlich angehen: Perspektivisch soll es weniger, aber dafür gesunde Tauben geben. Um das zu erreichen, wollen sie ein Projekt anschieben, das es in anderen Städten bereits gibt. Die Tiere sollen sich in einem Bauwagen niederlassen und dort brüten, was sie mehrmals im Jahr tun. &bdquo;So können wir die Population reduzieren", sagt Göhner. Und das funktioniert so: Die gelegten Eier werden gegen Gipsimitate ausgetauscht. Damit die Tiere den Wagen annehmen, werden sie dort gefüttert – natürlich artgerecht. Allerdings muss der Wagen in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt aufgestellt werden, wo die Tiere bisher leben. &bdquo;Die Tauben sind sehr standorttreu", sagt Göhner.

Tauben haben es den beiden Frauen auch deshalb angetan, weil sie sehr intelligente und soziale Tiere seien. &bdquo;Sie bleiben ein Leben lang mit ihrem Partner zusammen", sagt Beineke. Dass die Tiere oft nicht beliebt sind, hänge mit vielen Vorurteilen zusammen. Eins davon sei, dass sie Krankheiten übertrügen. &bdquo;Nicht mehr als andere Wildtiere auch", sagt Göhner.

Abkömmlinge der Brieftaube

Viele der Stadttauben stammen von verwilderten Brieftauben ab. Bei diesen handelt es sich wiederum um domestizierte Felsentauben, die so gezüchtet worden sind, dass sie immer wieder zu ihrem Heimatort zurückkehren. So erklärt es Matthias Füller, Diplom-Biologe und Geschäftsführer der Biologischen Station Lippe. Er hält das Anliegen der Tierschützerinnen für durchaus sinnvoll. &bdquo;Das ist die einzige erfolgversprechende Methode, die Tiere aus Bereichen zu bekommen, in denen es Konflikte mit Menschen gibt." Tauben gingen dorthin, wo sie Futter fänden. &bdquo;Wenn sie satt sind, suchen sie auch keine Nahrung in den Innenstädten, sondern verbringen ihre Zeit mit Balz, Brutpflege oder Ruhephasen", sagt Füller.

Dass sich Tauben in den Zentren angesiedelt haben, hänge mit dem vergleichsweise moderaten Klima dort zusammen. Matthias Füller: &bdquo;Nischen an Gebäuden bieten zahlreiche Nist- und Brutmöglichkeiten." Zudem fänden die Vögel Nahrung, auch wenn Essensreste sicher nicht unbedingt artgerecht seien.

In Bielefeld haben Tierschützer und Stadt gute Erfahrungen mit einem Taubenhaus gemacht. Seit gut fünf Jahren steht ein Bauwagen an der Mindener Straße zwischen Ostwestfalendamm und Bahnstrecke (siehe Kasten), wo die Tauben zeitweise eine echte Plage waren. Der Erfolg kam allerdings nicht über Nacht, und längst nicht alle Tiere aus dem Bereich nisten dort. &bdquo;Es hat über ein Jahr gedauert, bis Tiere sich in dem Wagen angesiedelt haben", sagt Helmut Tiekötter , Vorsitzender des Tierschutzvereins Bielefeld und Umgebung.

"Nichts hat funktioniert"

Immerhin: Diese verrichten dort auch oft ihr Geschäft. Der Kot klebt nicht mehr auf dem Bürgersteig. Eine wirksamere Methode zur Eindämmung der Taubenproblematik als das Austauschen der Gelege gegen Attrappen gebe es nicht, so Tiekötter: &bdquo;Es ist mit Spikes und Netzen versucht worden, die Tiere zu vergrämen. Nichts hat funktioniert."

Die Salzufler Tierschützerinnen Göhner und Beineke wollen das Projekt Taubenwagen möglichst bald auf den Weg bringen, demnächst soll es Gespräche mit der Stadt geben. Die Verwaltung gibt sich abwartend. Es müssten noch Fragen zur Umsetzung geklärt werden, schreibt die Pressestelle auf Anfrage unserer Redaktion. Für die eigens gegründete Taubengruppe, die sich um die Betreuung des Bauwagens kümmern soll, sucht Karin Göhner noch Mitstreiter.

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