Bad Salzuflen-Retzen/Papenhausen. Achtung Kamera: Wie berichtet, ist am 23. April ein Wolf in Bad Salzuflen von einer Wildkamera fotografiert worden. Das Tier ist offenbar zwischen Retzen und Papenhausen in die Fotofalle getappt, wie eine Nachfrage beim „Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW“ (LANUV) ergab. Das lässt sich jedenfalls anhand einer Karte ersehen, die vom LANUV geführt wird und auf der Wolfsnachweise vermerkt sind. Nach Kenntnis unserer Redaktion ist die Kamera von einem Jäger aufgestellt worden, der aber keine genaueren Angaben zu dem Standort machen möchte, da er fürchtet, dass sein Revier sonst zum Anziehungspunkt für Neugierige werden könnte. Dass das Tier sich immer noch im Bereich der Kurstadt aufhält, halten Experten ohnehin für eher unwahrscheinlich. Thomas Pusch aus Oerlinghausen, Wolfsberater und Sprecher des Landesfachausschusses Wolf im Naturschutzbund Deutschland (Nabu), geht davon aus, dass es sich bei dem Tier aller Wahrscheinlichkeit nach um einen „Wanderwolf“ handelt, der das Revier seines alten Rudels verlassen hat, um sich ein neues zu suchen. Sobald junge Wölfe ein bis zwei Jahre alt seien, verließen sie das elterliche Territorium, erklärt Pusch. Das gehe zumeist einher mit der Geschlechtsreife. Woher das nun fotografierte Tier komme und wohin es ziehe, sei unklar. Sicher ist, dass es ein vom LANUV ausgezeichnetes Wolfsgebiet in der Senne gibt. Das Areal umfasst die Truppenübungsplätze sowie weitere zusammenhängende waldreiche Gebiete. Es hat eine Gesamtfläche von 922 Quadratkilometern – rund neun Mal so viel wie die Großgemeinde Bad Salzuflen. Die umliegende „Pufferzone“ um die Senne umfasst auf einer Fläche von etwa 3390 Quadratkilometern auch den Nordosten des Kreises Lippe, darunter Bad Salzuflen. Allerdings ist es laut Pusch unklar, ob im Wolfsgebiet derzeit überhaupt noch ein Wolf lebt. Die Wölfin, aufgrund deren mehrfacher Sichtung das Areal als Wolfsgebiet ausgezeichnet worden ist, lebe dort mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ jedenfalls nicht mehr, so Pusch. Die Ausweisung eines Wolfsgebietes ist vor allem für die Nutztierhaltung von Bedeutung, da das Land NRW Investitionen in Herdenschutzmaßnahmen fördert. Auch Bernd Mühlenmeier, der wie Pusch Mitglied im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist, hat als Schafhalter bereits davon profitiert, wie er berichtet. Auch er ist allerdings der Ansicht, dass der Wolf bereits weitergezogen ist, da sich Bad Salzuflen als Revier nicht eigne. „Es ist zu zersiedelt und zu unruhig im Gegensatz beispielsweise zur Senne, wo oft tagelang kein Mensch auftaucht.“ Stadtförster Alexander von Leffern, der für den Stadtwald zuständig ist, sieht die mögliche Anwesenheit eines Wolfes gelassen. Es handele sich um zurückhaltende und scheue Tiere, die in der Regel ihre Beute im Wald fänden. Für Menschen seien sie kein großes Problem. Schwierig werde es nur, wenn die Tiere an Menschen gewöhnt seien, weil sie beispielsweise angefüttert würden. Die Wahrscheinlichkeit, auf einen Wolf zu treffen, sei maximal gering, sagt auch Wolfsberater Pusch. Wer dennoch in die Situation kommt, dem rät das LANUV, das Wildtier laut anzusprechen und in die Hände zu klatschen, um es zu vertreiben.