Gegen Massentierhaltung: Salzufler züchtet Schweine für den Eigenbedarf

Bad Salzuflen-Retzen. Wenn Udo Baumann das Futter über den Zaun kippt, kommen &bdquo;Fabian" und &bdquo;Ella" sofort angerannt und machen sich grunzend über Kartoffeln, Gras und Äpfel her. &bdquo;Sie lassen sich gerne streicheln", sagt Baumann und krault &bdquo;Ella" im Nacken. Soweit man das beurteilen kann, haben die beiden Schweine ein glückliches Leben.

Auf 500 Quadratmetern können die Tiere mit ihrer Schnauze im Schlamm wühlen oder sich die Sonne auf die Haut scheinen lassen. Nach gut zwei Jahren endet ein Schweineleben bei Baumann, dann werden die Tiere zum Schlachten gebracht und durch neue Ferkel ersetzt. &bdquo;Bis dahin leben sie hier ziemlich artgerecht", sagt Baumann. Der 63-Jährige arbeitet als Tagespflegevater und betreut derzeit sieben Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren bei sich zu Hause.

Neben den Schweinen hält er hinter seinem Haus auf insgesamt 1500 Quadratmetern derzeit drei Schafe, zwei Gänse und zehn Hühner. Bevor die irgendwann im Kochtopf landen, können sie frei über das Gelände streifen und müssen sich weder in Käfige noch Ställe pressen lassen.

Mit dem Fleisch deckt Baumann in erster Linie seinen eigenen Bedarf, was zuviel ist, gibt er an Bekannte und Freunde weiter. Fleisch aus dem Supermarkt kaufe er nicht mehr, Massentierhaltung lehne er ab. &bdquo;Mich ärgert, dass den Tieren keine Wertschätzung mehr entgegengebracht wird." Teilweise liege der Preis für ein Kilogramm Schlachtfleisch bei unter 1,30 Euro. Eine Zahl, die auch das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft für das Jahr 2020 nennt. Aufgrund der schwankenden Preise für Ferkel kann es demnach sogar sein, dass ein Landwirt seine Tiere mit Verlust verkaufen muss.

"Mit gutem Gewissen essen"

&bdquo;Mein Fleisch und meine Wurst kann ich mit gutem Gewissen essen", sagt Udo Baumann. Ihm sei klar, dass es weltfremd wäre, zu erwarten, dass es jeder so macht. Er allerdings habe den Platz. Denn mit der Zucht von Tieren führt er auch eine Familientradition weiter.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts unterhält die Familie an gleicher Stelle einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb als Nebenerwerb. &bdquo;Damals war das Gelände einen Hektar groß." Sogar Ochsen standen bei seinen Großeltern noch im Stall. Um die Tiere habe sich vor allem seine Großmutter gekümmert, sein Großvater arbeitete als Ziegler in Bielefeld. Auch Baumanns Eltern, die als Schlosser und Schneiderin arbeiteten, hielten nebenbei Tiere. &bdquo;Allerdings größtenteils im Stall, ohne viel Bewegungsfreiheit", wie Baumann berichtet. Als er die Haltung übernahm, habe er sich entschlossen, die Tiere draußen leben zu lassen, mit einem Unterstand als Wetterschutz. &bdquo;Da haben sie viel mehr Auslauf, und Platz haben wir ja genug."

Wenn Baumann die Ferkel kauft, wiegen sie gut 35 Kilogramm. Wenn er die ausgewachsenen Schweine vom Schlachter holen lässt, bringen sie bis zu 250 Kilogramm auf die Waage. In der Regel behält Baumann die Tiere zwei Jahre und damit anderthalb Jahre länger als Tiere in der Massentierhaltung zu leben haben.

Auch wenn Baumann nah an den Tieren ist – Bedenken, sie schlachten zu lassen, habe er noch nie gehabt. &bdquo;Ich biete ihnen ein gutes Leben, aber das Ende liegt beim Schlachter." Gleichwohl würde er sie am liebsten zuhause schlachten, das sei aber praktisch unmöglich. &bdquo;Dafür braucht man etwa fünf erwachsene Männer", sagt Baumann. Zudem seien die klimatischen Bedingungen nicht mehr gegeben. &bdquo;Die Hausschlachtungen waren früher zwischen November und Februar, da ist es heute aber oft zu warm. Wenn es nicht kalt genug ist, kommen die Fliegen, die sich auf das Blut setzen und Eier legen." Daher lässt er sich das tote Tier vom Schlachter zerlegen oder als Wurst einmachen. &bdquo;Das Fleisch kommt dann in die Tiefkühltruhe." Seit sein Geflügelschlachter aufgehört hat, schlachtet Baumann Hühner und Gänse hingegen selbst. Zunächst habe es ihn Überwindung gekostet, aber es sei für ihn nun mal eine Tatsache: &bdquo;Wer Fleisch essen will, muss auch töten können."

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