Stadt schreibt Therme europaweit aus

Bad Salzuflen . Für die Zukunft einer der wichtigsten Einrichtungen der Kurstadt ist eine bedeutende Entscheidung gefallen: Der Rat hat bei einer Gegenstimme beschlossen, den Bau eines Hotels an der &bdquo; VitaSol-Therme “ europaweit auszuschreiben. Und nicht nur das: Der Bauherr des Hotels soll die Therme &bdquo;im Paket“ mit erwerben und ein entsprechendes Gebot dafür abgeben. Damit würde das ehemalige &bdquo;Bewegungszentrum“ gut 50 Jahre nach seiner Eröffnung erstmals privatisiert.

Vier Sterne und 100 Zimmer

Nach wie vor ist die Stadt die Eigentümerin, auch wenn die Therme seit 2008 an die Firma Kannewischer ( Schweiz ) verpachtet ist. Wie berichtet, will Kannewischer an der Exterschen Straße ein 100-Zimmer-Hotel der Vier-Sterne-Kategorie bauen. &bdquo;Clou“ soll ein Bademantel-Gang werden – das Haus soll direkt mit der Therme verbunden werden, damit sich die Hotel-Gäste auf ihren Zimmern für den Besuch im Schwimmbad oder der Sauna umziehen können.

Vorbild steht in Brandenburg

Mit diesem Modell machen die Schweizer in Brandenburg beste Erfahrungen. An die 2005 in Burg errichtete &bdquo;Spreewald-Therme“ ist sieben Jahre später ein Hotel mit 83 Zimmern gesetzt worden. Die Investition damals: rund 10,5 Millionen Euro. Geschäftsführer Dr. Stefan Kannewischer taxierte die Baukosten für das 100-Zimmer-Haus in Bad Salzuflen auf Anfrage der Redaktion vor einiger Zeit auf rund 20 Millionen Euro. In der Zwischenzeit sind die Preise allerdings insbesondere im Baubereich stark gestiegen.

Pachtvertrag verlängert

Die Schweizer haben bereits Interesse bekundet, die &bdquo; VitaSol-Therme “ zu kaufen. Sie sind mit der Entwicklung an der Exterschen Straße sehr zufrieden. Jüngst ist der Pachtvertrag mit der Stadt um fünf weitere Jahre verlängert worden. Aktuell läuft die Änderung des Flächennutzungsplans an der Exterschen Straße. Für ein rund 6,4 Hektar großes Gebiet gilt bisher die Zweckbestimmung &bdquo;Kur und Kurklinik“. Die Politik hat beschlossen, künftig dort eine &bdquo;Sonderbaufläche Therme und Hotel“ auszuweisen.

Wirtschaftliche Einheit

Für die jetzt folgende europaweite Ausschreibung ist es aus Sicht der Verwaltung folgerichtig, &bdquo;eine wirtschaftliche Einheit zu schaffen und die Therme mit einer damit verbundenen Bauverpflichtung für ein Thermenhotel auszuschreiben“, wie es in einer Vorlage an den Rat wörtlich heißt. Zur Vorbereitung einer diskriminierungsfreien und rechtskonformen Ausschreibung wird die Stadt laut Beschluss der Politik eine auf das EU-Vergaberecht spezialisierte Kanzlei und zur Ermittlung des finanziellen Mindestgebotes einen unabhängigen externen Gutachter beauftragen. Hierfür werden 150.000 Euro in den Haushalt eingestellt.

Strategisches Ziel

Die Ausschreibung und der sich anschließende Zuschlag sollen im ersten Halbjahr 2022 erfolgen. Die Maßnahme unterstützt aus Sicht der Verwaltung die im Rat Ende Juni beschlossenen strategischen Stadtziele in den Bereichen Gesundheit, Tourismus und Kultur, Wirtschaft und solide Finanzen. Ein neues Hotel zahle direkt auf die angestrebte Übernachtungszahl von einer Million Gäste in Bad Salzuflen ein (vor Corona waren es gut 800.000 im Jahr). Gleichzeitig entfielen durch den angestrebten Eigentumsübergang weitere Investitions- und Sanierungsmaßnahmen für die &bdquo; VitaSol-Therme “ im städtischen Haushalt.

Historie

Die &bdquo; VitaSol-Therme “ wurde 1969 als &bdquo;Bewegungszentrum“ an der Exterschen Straße mit Badehalle, Außenbecken und Sauna errichtet. Von 1998 bis Anfang 2000 ließ der damalige Besitzer, der Landesverband Lippe, die Therme für umgerechnet rund 26 Millionen Euro von Grund auf sanieren und umbauen. Unter anderem entstand eine mehr als 800 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach. 2003 wurde die Staatsbad GmbH samt Therme zum Kaufpreis von einem symbolischen Euro zur 100-prozentigen Tochter der Stadt.

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