Ein "geteiltes Dorf" sehnt sich nach einem Treffpunkt

Bad Salzuflen-Holzhausen . Die Teilung erfolgt zwischen West und Ost: Beinahe kerzengerade spaltet die Bundesstraße 239 den Ortsteil Holzhausen mit seinen 3500 Einwohnern in zwei Hälften. &bdquo;Klar, die Straße hat großen Einfluss auf das Dorf. Trotzdem lebt es sich hier sehr gut", sagt Hans-Joachim Lücking . Der 62-jährige Busunternehmer und CDU-Ratsherr ist seit September vergangenen Jahres Vorsitzender des Ortsausschusses Holzhausen-Hölsen und hat ein klares Ziel: &bdquo;Gerade weil uns die Bundesstraße ein Stück weit voneinander trennt, müssen wir Holzhauser einen Ortsmittelpunkt schaffen."

Den Standort hat er bereits im Auge: das ehemalige Jugendzentrum &bdquo;Das Haus" an der Max-Planck-Straße, das seit Jahren leer steht und wegen seines Denkmalschutzes saniert werden muss. &bdquo;Im Haushaltsplan der Stadt für 2022 stehen nach langer Diskussion 1,8 Millionen Euro für das denkmalgeschützte Gebäude", so Lücking. Er hofft, dass es noch in diesem Jahr mit dem Umbau zu einem Bürgerhaus losgehen kann. &bdquo;Dafür gibt es auch positive Signale aus der Verwaltung und vom Bürgermeister, der die Sache voranbringen will."

Hoffnung auf EU-Gelder

So gibt es beispielsweise die Idee, in dem Fachwerkhaus auch Kita-Räume einzurichten. Oder ein Angebot der Offenen Ganztagsschule der Grundschule Holzhausen, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Der Vorsitzende will sich gemeinsam mit dem Ortsausschuss für einen Ideenwettbewerb für einen neuen Dorfmittelpunkt stark machen. &bdquo;Für die Erstellung des Nutzungskonzeptes hoffen wir auf Beiträge der Vereine sowie der Bürgerinnen und Bürger", sagt Lücking. Durch solch einen Beteiligungsprozess könnten auch &bdquo;Leader"-Fördermittel der EU zur Stärkung des ländlichen Raumes eingeworben werden. Wie mehrfach berichtet, bewirbt sich Bad Salzuflen gemeinsam mit den Nachbarstädten Herford und Vlotho um Gelder aus Brüssel, um Dörfer attraktiver zu machen.

B239n würde viel Natur schlucken

Lücking selbst hat sich genau angesehen, was der Bürgerverein Wülfer-Bexten in und an der ehemaligen Grundschule im Dorf mit beispielsweise einer Boule-Bahn, einem Kinderspielplatz oder einem regelmäßigen Jugendangebot auf die Beine gestellt hat. &bdquo;Das ist enorm viel und vorbildlich", erkennt Lücking an. Das &bdquo;Haus" biete mit seinem großen Grundstück ganz ähnliche Möglichkeiten. Zurück zur Bundesstraße: Seit Jahrzehnten ist eine Ortsumgehung von Holzhausen geplant. Die aktuell favorisierte Trasse würde westlich am Dorf vorbeiführen und damit den Großteil der heute bis zu 20.000 Kfz pro Tag aus der Ortsmitte nehmen. Auf der anderen Seite würde die B 239 n viel Natur schlucken. So ist unter anderem der Flächenverbrauch ein großer Kritikpunkt der Straßengegner. Ob die neue Trasse kommt, steht nach wie vor in den Sternen. So gibt es bisher noch nicht einmal einen Planfeststellungsbeschluss für die ersten Kilometer der B 239 n auf lippischem Gebiet von der A2-Anschlussstelle in Ahmsen bis kurz hinter dem alten Dorf Werl . Und wenn dieser kommt, dürfte er an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beklagt werden – wie auch weitere Abschnitte des umstrittenen Multi-Millionenprojektes.

Hans-Joachim Lücking sagt dazu: &bdquo;Die Pläne für die Umgehung sind schon viele Jahrzehnte alt. Diese jetzt eins zu eins umzusetzen, wäre Wahnsinn. Bevor irgendwas gebaut wird, muss meines Erachtens alles noch mal auf den Prüfstand." So oder so: Die B 239 n ist für das Dorf noch Zukunftsmusik. Aktuell freut sich der Ortsausschussvorsitzende über ein starkes Vereinsleben im Dorf. Die TSG Holzhausen-Sylbach beispielsweise ist ein 800 Mitglieder starker Sportclub mit einer großen Nachwuchsabteilung. Besonders stolz im Ort sei man zudem auf die Jugendfeuerwehr des Löschzuges Holzhausen, sagt Lücking . 20 Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren treffen sich – Corona-bedingt aufgeteilt in zwei Gruppen – regelmäßig im Gerätehaus an der Alt-Holzhauser-Straße zu Übungsstunden. Auch eine aktive reformierte Kirchengemeinde mit innovativen Ideen ist ein Pluspunkt für das Dorf.

Infrastruktur erhalten

Der Ortsausschuss will sich auch dafür einsetzen, dass die gute Infrastruktur von Holzhausen erhalten bleibt. Dazu gehören unter anderem verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, Bäckereien, das Hotel-Restaurant &bdquo;Zum Löwen" und eine Apotheke in Sylbach , Dienstleister, ein Zahnarzt und auch ein Allgemeinmediziner, der seine Praxis kurz hinter der Ortsgrenze auf Lagenser Gebiet hat. Weh getan hätte die Aufgabe der personenbesetzten Filialen von Sparkasse und Volksbank, so Lücking . Jetzt gibt es von beiden Instituten nur noch eine SB-Filiale im Haus der Volksbank an der Hauptstraße. Ein Erfolg hingegen sei der Breitband-Ausbau für das große Gewerbegebiet Max-Planck-Straße. &bdquo;Schnelles Internet ist für die vielen Unternehmen und Arbeitsplätze dort enorm wichtig", sagt Lücking . Zu weiteren Pluspunkten von Holzhausen zählt für ihn der Bahnhof in Sylbach , der jüngst für 1,3 Millionen Euro modernisiert worden ist (wir berichteten).

Im Ortsausschuss selbst ist laut Lücking die jeweilige Parteizugehörigkeit von untergeordneter Bedeutung. &bdquo;Man kennt sich einfach, in den Sitzungen geht es daher lockerer zu als beispielsweise im Stadtrat." Alle Mitglieder wollten, dass es mit Holzhausen voran geht. &bdquo;Und das ist doch eine gute Basis für die Zukunft", freut sich der Vorsitzende.

Persönlich

Hans-Joachim Lücking (62) sitzt seit 2009 für die CDU im Stadtrat. In der vergangenen Wahlperiode war er Vorsitzender des Bauausschusses. Dieser ist jetzt in den Betriebsausschuss übergegangen, dessen Vorsitzender Lücking ebenfalls ist. Der Unternehmer führt einen Busbetrieb mit Sitz in Sylbach. Lücking ist verheiratet und hat zwei Töchter. Im Ortsausschuss gibt es neun stimmberechtigte Mitglieder. Je drei stellen CDU und SPD. Jeweils einen Sitz haben die Grünen, die FDP und die AfD.

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