Bäume statt Demos: Diese Azubis leben als Forstwirte den Traum vom grünen „Büro“

Bad Salzuflen. Manchmal kommt es Louis Roggow (22) gar nicht wie Arbeit vor. Wenn er mit seinen Maschinen durch den Wald streift, die Bäume wachsen und die Vegetation explodieren sieht. &bdquo;Es macht einfach Spaß, und ich bin froh, jeden Tag draußen zu sein“, sagt er. Nane Albutat (21) hat dem nichts hinzuzufügen. Schließlich haben sich die beiden ganz bewusst für eine Ausbildung zum Forstwirt bei der Stadt Bad Salzuflen entschieden. Und damit für einen besonderen Arbeitsplatz: Täglich sind sie auf gut 1700 Hektar im Lemgoer und im Salzufler Stadtwald unterwegs.

Die Sonne knallt an diesem Mittag vom Himmel, in Warnfarben und Schnittschutzhosen geht es zum Obernberg. Hier müssen Hordengatter aufgebaut werden, die sollen Wildtiere von Jungpflanzen fernhalten. Wind und Wetter dürfen den Azubis nichts ausmachen, vor allem im Hochsommer ist die Arbeit mit teils schwerem Gerät schweißtreibend. Und auch sonst darf man nicht zimperlich sein: Stachelige Brombeeren und anhängliche Zecken gehören zum Arbeitsalltag auch dazu. &bdquo;Dafür sieht man am Ende des Tages, was man mit den eigenen Händen geschafft hat“, sagt Albutat.

Ein Ourdoor-Job musste es sein Die 21-Jährige stammt aus Berge bei Quakenbrück in Niedersachsen, dort hat sie die Realschule besucht und danach ihr Fachabitur gemacht. Es folgten eineinhalb Jahre Bundesfreiwilligendienst beim THW. Danach stand fest: Es musste ein Outdoor-Job her – und irgendwas Handwerkliches. &bdquo;Landwirtschaft oder Gartenbau war mir zu steril“, sagt Albutat.

Durch Recherche kommt sie auf die Ausbildung zum Forstwirt – und bewirbt sich deutschlandweit. Am Ende fällt die Entscheidung auf Bad Salzuflen, inzwischen lebt Albutat in der Kurstadt, gut 130 Kilometer von ihrer Familie und ihrem Freund entfernt.

Louis Roggow hat es da etwas näher zur Arbeit: Er lebt in Löhne, hat dort sein Abitur gemacht und ein Biologiestudium in Bielefeld begonnen. Aber ziemlich schnell stand fest: Trockene Theorie, das ist nichts für ihn. &bdquo;Rund um die Uhr an der frischen Luft zu sein, gefällt mir einfach besser.“ Durch ein Praktikum in der Oberstufe im Regionalforstamt OWL kam das Interesse für den Beruf Forstwirt. Im August 2022 ging die Ausbildung für beide los.

"Wir brauchen zukunftsfähige Baumarten" Die meiste Zeit verbringen sie aktuell im Wald. &bdquo;Unsere Hauptaufgabe ist die Holzernte, vor allem in den Wintermonaten“, erzählt Nane Abutat – schließlich wird damit am Ende Geld verdient. &bdquo;Mit der Zeit entwickelt man auch ein Auge dafür, wo ein Baum hinfallen wird“, sagt Louis Roggow und lacht.

Gar nicht so leicht sei ihnen übrigens die Pflanzen- und Baumkunde gefallen. Baumarten im jeweiligen Wachstumsstadium zu erkennen und zu wissen, welche Kombinationen sich fördern oder behindern, das sei erst gar nicht so leicht zu durchschauen gewesen.

Schließlich rückt gerade in Zeiten des Klimawandels noch eine weitere Aufgabe für die Forstwirte in den Fokus: Sie forsten Flächen, denen Stürme oder der Borkenkäfer zugesetzt haben, wieder auf, kümmern sich um die neuen Kulturen und sichern sie langfristig. Erst im letzten Winter habe man unter anderem Roteichen, Douglasien, Esskastanien und Mammutbäume gepflanzt – Bestände zu mischen, das sei ganz wichtig. &bdquo;Wir brauchen zukunftsfähige Baumarten, die mit dem Klima gut klar kommen“, sagt Roggow.

Etwas schaffen, was für die Zukunft von Bedeutung ist Später geht es dann darum, Tiere davon abzuhalten, sich die Jungpflanzen schmecken zu lassen und unerwünschte Begleitvegetation wie Brombeeren zu entfernen. Dazu lernen die Azubis auch den Umgang mit Maschinen. Egal ob Motorsäge, Hochentaster oder Freischneider. &bdquo;Ein bisschen technisches Verständnis sollte man mitbringen“, sagt Nane Albutat. Schließlich müsse man im Wald auch schon mal kleinere Reparaturen ausführen können.

Und sonst? Im Winter werden Hochsitze gebaut, Wege instand gesetzt oder Bänke, Schutzhütten und Biotope gepflegt. Und auch die Digitalisierung macht vor den Forstwirten nicht Halt. Kein Tag ist wie der andere, und genau diese Abwechslung ist es, die die Azubis begeistert. Klar, um die Umwelt zu schützen, könnte man auch auf die Straße gehen. &bdquo;Aber wenn ich einen Baum pflanze, und er wächst an, dann habe ich mehr getan, als ich mit jeder Demo tun könnte. Nämlich mit den eigenen Händen etwas geschafft, was für die Zukunft von großer Bedeutung ist“, sagt Louis Roggow.

Nachfrage nach Ausbildung zum Forstwirt ist riesig Erst seit vergangenem Sommer bildet die Stadt Bad Salzuflen wieder zum Forstwirt aus, der Fachkräftemangel sei zu spüren, sagt Stadtförster Alexander von Leffern. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sei aber direkt enorm gewesen. Viele nutzten die Ausbildung auch als Sprungbrett zur Feuerwehr oder zum Ranger, studierten danach, machten ihren Meister oder spezialisierten sich. Gerade in der heutigen Zeit mit all den klimatischen Veränderungen sei die Tätigkeit der Forstwirte aber wichtiger denn je, sagt von Leffern. &bdquo;Sie gestalten den Wald von morgen.“

Die Ausbildung zum Forstwirt dauert in der Regel drei Jahre. Die theoretische Ausbildung findet blockweise am Berufskolleg &bdquo;Am Eichholz“ in Arnsberg statt, dazu kommen überbetriebliche Ausbildungen. Im ersten Lehrjahr verdienen Azubis bei der Stadt Bad Salzuflen 1018 Euro, im zweiten 1068 und im dritten 1114 Euro.

In unserer neuen LZ-Serie &bdquo;Mein Traumberuf“ stellen wir Menschen vor, die sich für einen eher unbekannten oder nicht ganz alltäglichen (Ausbildungs-)Beruf entschieden haben.

Im ersten Teil erzählt der 17-jährige Paul Bannikow von seinem Weg zum Fleischer und der Ausbildung bei Nier in Schötmar . Die Mettwurst ist sein Steckenpferd.

Im zweiten Teil berichtet Lukas Hannemann (21), was er als Schilder- und Lichtreklamehersteller bei " Infographik " so alles lernt und warum ihn vor allem die Endmontage begeistert.

Im dritten Teil geht es um den 18-jährigen Felix Johann auf der Heide - er lernt bei Wiebusch den Beruf des Bäckers und liebt Käsekuchen.

Im vierten Serienteil erzählen Mylene Deppermann (17) und Lukas Tuschewitzki (31) von ihrer Ausbildung zu " FaMIs ". Als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste machen sie eine Ausbildung im Stadtarchiv und in der Stadtbücherei. Und das sei alles andere als langweilig, sagen die beiden.

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