Über das Loch am Salzufler Kurpark soll wieder Gras wachsen

Bad Salzuflen . &bdquo;Ist das eine archäologische Ausgrabungsstätte?“ Ein Pärchen drückt sich die Nase an dem Bauzaun zwischen Kurgastzentrum und Konzerthalle platt. Einige Meter vor ihren Augen ist der Boden auf einer Fläche von etwa 400 Quadratmetern geöffnet. Tief in der Erde sind Wände zu erkennen, an denen hoch Wasser steht. &bdquo;Nein“, sagt die Frau. &bdquo;Die Mauern bestehen aus Backsteinen, die können nicht so alt sein.“

Recht hat sie. Die Zäune rahmen keine archäologische Stätte ein. Das, was hier zum Vorschein gekommen ist, wurde vor rund 100 Jahren im Erdreich am Kurpark errichtet. Es ist ein gemauertes Absetzbecken für Sole mit mehreren Kammern.

Die alte Anlage war in der Öffentlichkeit nahezu vergessen, bis am 2. Weihnachtsfeiertag vergangenen Jahres ihr &bdquo;Dach“ teilweise einstürzte und sich ein mehrere Quadratmeter großes Loch im gerade erst hergerichteten kleinen Park hinter dem Kurgastzentrum auftat. Die Stadt ließ den Bereich sofort absperren. Später wurde der Boden in dem betroffenen Bereich abgetragen.

Neubau statt Sanierung Danach war klar: Das &bdquo;Dach“ der gut zwei Meter hohen und 10 mal 17 Metern messenden Kammern war teilweise eingestürzt. &bdquo;Wir haben es komplett entfernen lassen, dabei sind auch einige Wandkronen zerbrochen“, sagt Torsten Kraatz vom Fachdienst Tiefbau der Stadt. &bdquo;Auch sonst ist uns schnell klar geworden, dass das gesamte Absetzbecken erneuert werden muss. Keiner gibt uns schließlich die Garantie, dass nach einer ebenfalls aufwendigen Teilsanierung nicht kurze Zeit später wieder etwas einbricht oder undicht wird“, sagt Kraatz.

Die Stadt hat daraufhin andere Tiefbaumaßnahmen zurückgestellt, so stehen jetzt Mittel in Höhe von rund einer Million Euro für die notwendigen Arbeiten an der Konzerthalle bereit. &bdquo;Rund 60.000 Euro hat bereits der bisherige Abriss gekostet“, so Kraatz. Als nächstes müsse das Mauerwerk aus der Erde heraus. &bdquo;Das sind bestimmt zehn Lkw-Ladungen“, schätzt Kraatz. Anschließend werden laut einer Machbarkeitsstudie eines externen Ingenieurbüros keine neuen Mauern gesetzt, sondern Fertigbeton-Teile in der Erde verbaut. &bdquo;Wir hoffen, dass wir dafür regulär gefertigte Teile nutzen können und keine Maßanfertigungen brauchen“, sagt Kraatz. Aller Voraussicht nach müsse auch die knapp 200 Quadratmeter große Bodenplatte erneuert werden. Ziel sei, mit dem Ersatzbau noch in diesem Jahr zu beginnen. Hierfür muss die Stadt noch eine Genehmigung beim Kreis Lippe einholen. &bdquo;Wir sprechen hier schließlich von einer abwassertechnischen Anlage.“

Stichwort Erlaubnis: Übergangsweise darf die Stadt die gebrauchte Sole, die von den Gradierwerken am &bdquo;Roten Platz“, vom Gustav-Horstmann-Sprudel und vom Vitalzentrum stammt, per Bypass um die defekten Absetzbecken führen und vor Ort direkt in die Salze leiten. &bdquo;Das ist für das Gewässer und seine Qualität allerdings nicht förderlich. Unsere Altvorderen hatten sich bei der Anlage der Becken etwas gedacht. Hier setzt sich Eisen aus der Sole ab, das aktuell komplett in der Salze landet und sich dort am Grund ablagert“, so Kraatz.

Endstation am Schwaghof Die neue Anlage erhält zudem eine Zweistraßigkeit. &bdquo;Das hat den Vorteil, dass Becken dort künftig gereinigt werden können, ohne die gesamte Anlage außer Betrieb zu nehmen“, so Kraatz. Der zwei Mal im Jahr abgesaugte Eisenschlamm kommt in eine große Absetzmulde am Schwaghof. Dort sickert das restliche Wasser in einem längeren Prozess ab. Wenn nur noch stichfester Rost übrig ist, wird dieser endgültig entsorgt.

Sobald die neuen Becken fertig und abgedeckt sind, soll sprichwörtlich wieder Gras über die unterirdische Anlage wachsen. Dann kann auch der kleine Park hinter dem Kurgastzentrum wieder voll genutzt werden. Dort sind ab August 2021 nach den Plänen eines Bielefelder Büros unter anderem eine knapp 14 Meter lange Terrasse am Salze-Ufer, barrierefreie Wege, ein Spielgerät mit Strömungsscheibe in der Salze und ein sogenanntes &bdquo;Pfauenauge“ mit Rundbeeten entstanden. Die Gesamtkosten der Park-Neugestaltung gab die Stadt mit rund 575.000 Euro an. 80 Prozent davon stammten aus Fördermitteln.

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