Autozulieferer insolvent: Heinze stellt die Produktion in Herford und Bad Salzuflen ein

Herford. Über viele Jahre gehörte die Firma Heinze zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Stadt Herford. Als Zulieferer von Kunststoffteilen für VW, Porsche, Opel, BMW oder Mercedes, aber auch als Hersteller von Handyschalen machte sich das Unternehmen einen Name, geriet aber bereits im Herbst 2021 in eine finanzielle Schieflage.

Knapp zwei Jahre nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens steht nun endgültig fest, dass es für das Unternehmen nicht weitergeht: Zum Jahresende wird die Produktion an den Standorten in Herford an der Eupener Straße und in Bad Salzuflen bei Hero Galvanotechnik eingestellt. Betroffen sind insgesamt rund 140 Mitarbeiter, 90 davon in Herford. Die Bemühungen einen Käufer zu finden, waren letztlich vergeblich.

Laut Peter Kleint, Geschäftsführer der IG Metall in Herford, erhalten die Beschäftigten bis zum 31. März 2024 noch drei Bruttogehälter, zudem 3000 Euro Inflationsausgleich. Die Schließung sei bereits länger beschlossene Sache gewesen. Die Produktion habe nur so lange weitergehen können, da einzelne Kunden die Teile von Heinze dringend gebraucht und die Produktion somit weiter finanziert hätten. &bdquo;Das war nur mit den Kunden möglich“, sagte Kleint. Die Mitarbeiter seien jetzt &bdquo;auf Widerruf freigestellt“, so der Gewerkschafts-Funktionär.

Produktion ging mit Hilfe der Kunden weiter Der zuständige Insolvenzverwalter Stephan Höltershinken aus Minden hatte bereits im April dieses Jahres über sogenannte Ausproduktionsvereinbarungen berichtet, die man mit einzelnen Kunden getroffen habe.

Diese hätten über vereinbarte Preiserhöhungen dafür gesorgt, dass der Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten werden konnte und zudem einer Regelung über Zahlungen von Treueprämien an die Mitarbeiter zugestimmt. Bei einer sofortigen Einstellung der Produktion wären die Kollateralschäden in der Industrie sehr hoch gewesen. Höltershinken war am Dienstag telefonisch nicht erreichbar.

Peter Kleint zeigte sich sehr optimistisch, dass die Beschäftigten nun schnell einen neuen Job finden. &bdquo;Wir haben in OWL die besondere Situation, dass wir mit 5,4 Prozent eine sehr niedrige Arbeitslosenquote haben, niedriger als beispielsweise im Ruhrgebiet, wo die Quote zwischen 12 und 14 Prozent liegt. Zudem haben wir in der Region einen Facharbeitermangel und mehrere größere Firmen, die im Bereich der Kunststoff-Formgebung aktiv sind. Einige Mitarbeiter von Heinze haben sich bereits dorthin orientiert“, so Kleint.

Die Gründe für die finanzielle Schieflage Insolvenz hatte die Heinze-Gruppe, deren Wurzeln bis ins Jahr 1931 zurückreichen, bereits im Herbst 2021 angemeldet. Das zum 1. Januar 2022 eröffnete Insolvenzverfahren bezog sich auf die Heinze-Gruppe und ihre Tochterfirmen, unter anderem die Firma Krallmann Kunststoffverarbeitung aus Hiddenhausen. Für die meisten dieser Firmen gibt es getrennte Insolvenzverfahren.

Hauptgrund für die finanziellen Probleme war die weltweite Halbleiter-Krise und der damit verbundene Rückgang bei der Automobilproduktion. Während die Aufträge im Automobilbereich damals aber zurückgingen, blieben die Kosten bestehen, das Material musste bezahlt, Mitarbeiter entlohnt werden. Das führte zu einem Liquiditätsengpass, der schließlich in dem Insolvenzantrag endete.

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