Das sagen Bahn-Vertreter über eine mögliche ICE-Trasse durch Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. 2021 sind erstmals Entwürfe &bdquo;durchgesickert“, dass eine neue, zweigleisige Hochgeschwindigkeitstrasse der Bahn für bis zu Tempo 300 durch Bad Salzuflen führen könnte. Dass genau eben dies eintreffen wird, ist in der Zwischenzeit alles andere als unwahrscheinlicher geworden. Das dürften auch viele der knapp 200 Gäste der Hauptausschusssitzung am Mittwochabend in der Konzerthalle gedacht haben. Zwei Vertreter der Deutschen Bahn AG stellten den Stand der Planungen für die neue ICE-Strecke Bielefeld-Hannover vor und beantworteten Fragen. Und sie nannten auch einen Zeitrahmen.

Mögliche Trassen: Im vergangenen August hat die DB AG zwölf sogenannte &bdquo;Trassen-Korridor-Varianten“ für die rund 100 Kilometer lange Strecke vorgestellt (wir berichteten). Allein sechs davon führen durch Bad Salzuflen – von Lockhausen, über Biemsen-Ahmsen, an der Elkenbrede vorbei und dann mit einem mehr als 2,5 Kilometer langen Tunnel mit zwei Röhren durch den Obernberg. Im Stadtgebiet gibt es zwischen den Varianten Unterschiede. So führt ein möglicher Trassen-Korridor nördlich an der Lockhauser Siedlung &bdquo;Sepp“ vorbei, ein anderer südlich. Zwei Varianten tangieren zudem Kalletal.

Eines machte DB-Vertreter Volker Vorweg unmissverständlich klar: Einen unter anderem von der Bürgerinitiative &bdquo;WiduLand“ geforderten Ausbau der Bestandsstrecke werde die DB nicht planen.“ Mit ihr ließe sich die vom Bundestag und Verkehrsministerium vorgegebene Fahrtzeit von 31 Minuten (statt heute 48 Minuten) zwischen Bielefeld und Hannover nicht realisieren. Dies wiederum sei entscheidend, um einen integrierten Taktfahrplan für das ganze Land, den sogenannten &bdquo;Deutschlandtakt“, nach Schweizer Vorbild zu verwirklichen. Dieser sichere beispielsweise einen optimalen Umstieg von Nah- in den Fernverkehr.

Das hat Bad Salzuflen von dem Milliardenprojekt: Vorweg führte aus, dass sich die Zahl der Abfahrten an den Bahnhöfen in Bad Salzuflen und Schötmar mit einer neuen ICE-Trasse von aktuell zwei auf vier in der Stunde erhöhen würde. Auch sei das geplante integrierte S-Bahn-Konzept OWL nur mit dem Neubauprojekt umsetzbar.

So könnte der Zeitrahmen aussehen: &bdquo;Spätestens vor der Sommerpause“ (Vorweg) sollen die Stellungnahmen und Anregungen zu den zwölf Trassen-Korridor-Varianten ausgewertet werden. Ab Ende 2025 könnte dann die Vorplanung beginnen, führte DB-Vertreter Marvin Jekel aus. Er löste Carsten-Alexander Müller im vergangenen Oktober als technischer Leiter für das Bahnprojekt Bielefeld-Hannover ab. Die Vorplanung selbst dürfte drei bis vier Jahre dauern. Im Anschluss folge die Entwurf-Genehmigungsplanung, die in etwa denselben Zeitraum einnehme. Dem schließe sich das Planfeststellungsverfahren an, das Jekel auf etwa fünf Jahre taxiert. &bdquo;Ich habe aber auch schon Verfahren erlebt, die sieben Jahre gedauert haben“, so Jekel. Der Bau der gesamten Strecke dürfte &bdquo;mindestens zehn Jahre“ in Anspruch nehmen. Summa summarum könnten demnach in etwa Mitte dieses Jahrhunderts die ersten Züge auf der Neubaustrecke rollen. Wobei da noch viele Unsicherheiten in der &bdquo;Kalkulation“ sind.

Mehr Bahn: Auf der 13 bis 15 Meter breiten Neubaustrecke (die Trassen-Korridore sind aktuell noch einen Kilometer breit) werden laut Jekel nicht nur ICE-Züge verkehren. Auch für den Güterverkehr ist sie vorgesehen. Der soll vor allem nachts und an den Tagesrandzeiten zwischen Bielefeld und Hannover hin und her pendeln. Allerdings kann er auch tagsüber eingebunden werden. So seien an der Strecke mehrere sogenannte &bdquo;Betriebshalte“ geplant, wo langsamere Züge pausieren, damit ICEs sie passieren können. Im Übrigen sei auch denkbar, dass &bdquo;schneller Nahverkehr“ (Jekel) auf der Trasse verkehrt. Insgesamt gehe die DB davon aus, dass sich der Bahnverkehr bis 2045 verdoppele, so Vorweg.

Heilquellenschutz: DB-Vertreter Jekel sagte, dass die Bahn im nördlichen Bereich der Salzufler Trassen versucht habe, das Heilquellenschutzgebiet &bdquo;zu umfahren“. Ganz gelingen wird es ihr aber nicht. Jekel kündigte Probebohrungen und Abstimmungen mit allen relevanten Stellen, wie beispielsweise mit der Unteren Wasserbehörde, an.

Verhandlungen mit Privateigentümern: Sobald die Planfeststellung stehe, würde die DB AG auf die Eigentümer von Immobilien zugehen, die von der gewählten Trasse betroffen sind. In dem Zusammenhang würden unabhängige Wert-Gutachten erstellt. Jekel: &bdquo;In 95 Prozent der Fälle werden wir uns mit den Eigentümern einig.“ Die Enteignung sei der &bdquo;allerletzte Schritt“.

Fragen zum Projekt: Im Anschluss an den Vortrag der beiden DB-Vertreter verlas Stadtoberhaupt Dirk Tolkemitt zuvor eingereichte Fragen von Bürgern. Auch konnten die Mitglieder des Ausschusses Fragen stellen, die teilweise auch von Bürgern an sie gerichtet worden waren. FDP-Fraktionsvorsitzende Regina Perunovic erkundigte sich beispielsweise zum Thema Schallschutz. Dieser sei gesetzlich geregelt und gelte genauso für die Bahn, so Vertreter Vorweg. Zum Einsatz kämen beispielsweise Lärmschutzwände. Dazu gebe es extra Schallberechnungen für den nächtlichen Verkehr.

Monika Prüßner-Claus (Freie Wähler) kritisierte, dass von den möglichen Trassen ganze Siedlungsbereiche massiv betroffen seien. Jekel entgegnete, dass die Bahn größere zusammenhängende Siedlungen umfahren werde. &bdquo;Aber es werden immer Häuser betroffen sein, die am Rande von Siedlungsgebieten liegen.“ Joachim Licht von der SPD fragte nach der Option, ob nicht der ganze Salzufler Abschnitt der ICE-Trasse untertunnelt werden könnte. Dies sei grundsätzlich möglich, entgegnete Jekel. Aber teuer. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Strecke müsse größer sein als der Kostenaufwand.

Bürgermeister Tolkemitt erinnerte daran, dass sich die Hauptverwaltungsbeamten der Region einstimmig für den Ausbau der Bestandsstrecke ausgesprochen hätten . Er appellierte daran, politischen Einfluss zu nehmen, denn letztlich entscheide der Deutsche Bundestag über das Projekt.

Das sagen Bahn-Vertreter über eine mögliche ICE-Trasse durch Bad Salzuflen

Politiker aus OWL fordern Planungsstopp für neue ICE-Trasse durch die Region

ICE-Strecke durch Lippe? Warum FDP-Politiker von der Regierungsantwort enttäuscht sind

Mehrheit in Bielefeld für den Ausbau der ICE-Trasse - darunter auch Umweltaktivisten

Bahnexperte: OWL droht Kollaps auf der Schiene ohne Neubaustrecke

„Kalletal muss gegen die ICE-Trasse aufstehen“

ICE-Trasse durchs Kalletal vom Tisch - Obernbergtunnel wahrscheinlicher denn je

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus