„Kalletal muss gegen die ICE-Trasse aufstehen“

Kalletal. Das Kalletal, landwirtschaftlich geprägte Naturpark-Kommune, ist in Gefahr. Das wurde schon in der öffentlichen Informationsveranstaltung am 10. Oktober letzten Jahres deutlich. &bdquo;Was werden die Kalletaler davon haben?“, war eine Frage aus dem Publikum, und die Antwort von Marvin Jekel, Technischer Projektleiter der DB InfraGO AG, lautete kurz und bündig &bdquo;wenig“.

Über zwei ICE-Trassenkorridor-Varianten sollte informiert werden, welche im Zuge des Bahnprojekts Hannover-Bielefeld das Gebiet der Gemeinde Kalletal tangieren, besser gesagt, durchschneiden würden. Der Online-Dialog &bdquo;Kalletal erhebt seine Stimme“ wurde ins Leben gerufen, und die ablehnende Reaktion der Kalletaler leitete Bürgermeister Mario Hecker an die Deutsche Bahn.

Ökonomische und ökologische Gründe Umso enttäuschter zeigte er sich am Freitagvormittag von deren weitschweifiger Reaktion ohne neue Argumente, als er gemeinsam mit Vertretern der Initiative Widuland, des Landfrauenverbands und des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes im Rathaus zusammentraf. Er unterstützt eine Petition, welche die Organisationen auf den Weg bringen wollen, um den Bundestag aufzufordern, den aktuellen Deutschlandtakt (3. Zielfahrplan) aus ökonomischen, ökologischen und klimapolitischen Gründen neu zu berechnen.

Die Initiatoren fordern eine Neuberechnung des Deutschlandtaktes mit reduzierter Höchstgeschwindigkeit und Priorisierung des Ausbaus bestehender Bahnstrecken statt Neubau von Hochgeschwindigkeitsstrecken. &bdquo;Denn alleine die Sanierung der bestehenden Strecken und eine Optimierung des Fahrplans würden schon eine erhebliche Verbesserung darstellen,“ ist Jens Köster, Vorsitzender der Initiative Widuland, sich sicher.

Erhebliche Sorgen Die Sorgen sind erheblich. Eine ICE-Trasse würde immense Kosten verursachen, ebenso erhebliche CO2-Emissionen, insbesondere durch Tunnel- und Brückenbau sowie betonierte Gleisbetten. &bdquo;Das würde heißen, das Kalletal ist für mindestens zehn Jahre Baustelle, Gemeinden würden zerschnitten, weite Umwege müssten in Kauf genommen werden, und die wasserführenden Schichten, aus denen viele Gehöfte ihr Brunnenwasser beziehen, würden unterbrochen,“ sagen die Landwirte Jan-Wilhelm Wetehof und Siegfried Steffen.

Zudem müssten, so die Petition, bei allen Planungen realistische Entwicklungen wie Elektromobilität und verändertes Reiseverhalten (Homeoffice, Videokonferenzen) berücksichtigt werden. Neue Strecken zerstören wertvolle Natur-, Kultur- und Agrarlandschaften und führen zu erheblichen Wertverlusten privaten Eigentums sowie großen ökologischen Schäden mit unabsehbaren Folgekosten.

Daher fordert die Petition eine nachhaltige Neuausrichtung des Deutschlandtaktes zum Nutzen von Klima, Wirtschaft und Gesellschaft. Jedoch sind 30.000 Unterschriften für die Petition vonnöten. Und die Frage ist, ob ein Problem, dessen Folgen vielleicht in zehn Jahren oder später zu spüren sind, den Bürgern so nah ist, dass sie sich engagieren. Darüber sollten sich auch dem Kalletal verbundene Vereine und Gruppen Gedanken machen. Unterzeichnet werden kann die Petition in den Rathäusern und auch online unter https://petition.widuland.de /

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