Bahnexperte: OWL droht Kollaps auf der Schiene ohne Neubaustrecke

Bielefeld. Der Deutschlandtakt der Bahn als Fahrplan der Zukunft soll neu berechnet werden, damit die Folgen einer Ertüchtigung der Bahnstrecke Hannover-Bielefeld für Mensch und Natur erträglicher werden. So ist die Stoßrichtung einer Petition, die die Bürgerinitiative Widuland, die Westfälisch-Lippischen Landfrauen sowie der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband initiiert haben.

Doch Bahnexperte Rainer Engel aus Detmold, Vertreter der Initiative Deutschlandtakt für Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, kontert: &bdquo;Die Zielfahrzeiten für europäische Magistralen richten sich nicht nach den ostwestfälischen Wünschen. Vielmehr drohen dem Regionalverkehr zwischen Bielefeld und Minden der Kollaps und dem Wirtschaftsstandort Ostwestfalen-Lippe handfeste Nachteile, wenn die Neubaustrecke nicht gebaut wird.“ Engel, der auch Vorsitzender des Fahrgastverbandes in Ostwestfalen-Lippe ist, nennt weitere Argumente, die aus seiner Sicht gegen die Ziele der Petition sprechen.

Netzprobleme &bdquo;Die Zielfahrzeit von 31 Minuten von Bielefeld bis Hannover wird auch bei einer Neuberechnung des Deutschlandtakts nicht anders als bisher festgelegt werden“, ist Engel überzeugt. &bdquo;Der wachsende Fernreise- und Güterverkehr braucht zwischen Bielefeld und Minden allein vier Gleise, sodass für den starken Regionalverkehr in der Region nicht genügend Platz bleibt, wenn ICE, Flixtrain, TGV und Eurostar weiterhin durch Bad Oeynhausen und Minden fahren müssen“, argumentiert Engel.

Geld fließt nicht nach OWL &bdquo;Konkrete Äußerungen des Vorstands von DB InfraGo, Philipp Nagl, lassen darauf schließen, dass das Sondervermögen für die Infrastruktur dort investiert wird, wo die Bahn auf Zustimmung stößt“, schließt Engel aus veröffentlichten Interviews. &bdquo;Es besteht die reale Gefahr, dass die Milliarden aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur in Süddeutschland verbaut werden, wo die Landesregierungen offen hinter den Neubauprojekten stehen.“ Dann werde das Geld in weniger dringliche Projekte gesteckt, &bdquo;bis die Bürger in Ostwestfalen am eigenen Leib lernen, was eine täglich verstopfte Bahnlinie neben einer täglich verstopften Autobahn A2 bedeutet.“

Pläne mit Mängeln Die von der Bürgerinitiative Widuland verfolgte Alternative, ein drittes und viertes Gleis nur von Minden nach Wunstorf zu bauen, ist laut Engel nicht zukunftsfähig. &bdquo;Die bisher vorliegende Widuland-Studie beruht noch auf Annahmen über die Verkehrsnachfrage aus dem Jahr 2015, die längst durch die Realität überholt sind“, ist Engel überzeugt . Auch die Angaben zum CO?-Verbrauch durch Beton für eine Neubaustrecke seien &bdquo;viel zu hoch, weil auch schon ein Jahrzehnt alt“.

Umweltaspekte Die von den Planern der DB vorgelegten Trassen-Varianten werden von der Initiative Deutschlandtakt als &bdquo;extrem umweltorientiert“ eingeschätzt. Hier seien &bdquo;im Verhältnis zum Nutzen vor allem im ostwestfälischen Abschnitt die Eingriffe in sensible Bereiche auf ein Mindestmaß reduziert“ worden. So solle die Werre bei Bad Salzuflen in gleicher Höhe wie die Autobahn überquert werden, damit entstünde zusätzlicher Lärmschutz für die Kurstadt. &bdquo;Eine Weserbrücke bei Vlotho wird nur etwa 25 Meter über dem Tal liegen und wird von der Burg aus nicht einmal sichtbar sein.“ Viele andere Details ließen sich schon anhand der genauen Unterlagen abschätzen. Die Problematik von Trinkwasser und Heilquellen werde noch von Gutachtern geklärt. Doch es gibt auch Kritik: &bdquo;Nur mit der Variante der Führung durch Brake und Herford sind wir nicht glücklich, aber wir hoffen, dass diese Idee nicht weiter verfolgt wird.“

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