Fanfaren, Händeschütteln: Hendrik Wüst besucht die CDU in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Im Moment ist die CDU sehr stabil. Doch was muss Friedrich Merz in den kommenden vier Wochen bis zur Wahl zeigen? Dass er auch ohne scharfe Ecken und Kanten funktioniert? Oder geht es 2025 viel stärker darum, diese Ecken und Kanten deutlich zu machen, um den Unterschied zu anderen Parteien sichtbar werden zu lassen?

Deutschland befindet sich im Wahlkampf. Und natürlich schwingt ein Neujahrsempfang einer Partei im Januar mit keiner anderen Attitude. Die CDU in Bad Salzuflen konnte sich daher über eine gut besuchte Konzerthalle freuen. Und das Auditorium begrüßte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst so als wäre die Schlacht bereits geschlagen. Fanfaren und großes Händeschütteln. Irgendjemand klopfte ihm sogar auf die Schulter.

Der 49-Jährige, dessen Weg in die Staatskanzlei über viele glückliche Umstände geebnet wurde, war der Top-Speaker, wie es bei einem Management-Meeting wohl heißen würde. In den Schoß gefallen ist Wüst das Amt damals nicht. Er war kein Laschet-Kronprinz und hatte genug Widersacher in der eigenen Partei. Heute kommt er als souveräner Ministerpräsident daher, hat sich seine Grundversion als &bdquo;freundlicher Nachbar“ erhalten und setzt stärker auf die Vorteile der CDU, lässt die Schelte auf die Ampel weitestgehend weg.

Ampel-Schelte bleibt aus Und auch in Bad Salzuflen erzählt Wüst die eine oder andere Anekdote, die womöglich mehr über dieses Land sagt als ein Rundumschlag über Habecks Heizung oder Scholz` fehlende Dynamik. Natürlich muss ein Redner irgendwas Kluges über die USA mit Trump sagen, über die Verteidigungsfähigkeit in Zeiten des Ukraine-Krieges, über das bedingungslose Grundeinkommen oder die vielen Kinder in den Grundschulen, die kein Deutsch können. Klar. Womöglich sind es aber die Detail verliebten Sätze zwischen dem Mainstream, die etwas zum Zustand der CDU und Deutschland ausdrücken.

1990 wurde Deutschland Fußball-Weltmeister. Mit Beckenbauer als Trainer. Und Hendrik Wüst war 15 Jahre alt, lebte in Rehde und ging zur Schule. Angesichts des WM-Titels war es für ihn normal, ein Deutschland-Trikot anzuziehen. Wüst: &bdquo;Als ich damit zur Schule kam, erntete ich allerdings skeptische Blicke einiger Lehrer.“ Und hier liegt womöglich ein Hase im Pfeffer dieser Nation. Deutschland hat es nie geschafft, seine Stars zu lieben. Deutsche Siege sind immer ein wenig verdächtig.

Und natürlich lässt sich dieser Gemütszustand nicht mal eben in Salzuflen drehen; und schon gar nicht in einem Landtag, der am Ende des Tages sehr förmlich daher kommt. Über die bisweilen hüftsteifen Auftritte von Bundespolitikern ganz zu schweigen. Wüst kam in Salzuflen einfach mal in die Halle und ließ sich feiern. Von teilweise &bdquo;alten Bekannten“ wie Ex-MdL Walter Kern (Lemgo), von Heinrich Kemper (Lage), früher ebenfalls Abgeordneter und Vorsitzender des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins, von Ex-Landrat Friedel Heuwinkel und die Liste ließe sich fortsetzen von Kerstin Vieregge bis Klaus Hansen, von Jan Gentemann (CDU Salzuflen) bis Bürgermeister Dirk Tolkemitt.

&bdquo;Wir bleiben besser bei uns“ Und Wüst wie Vieregge, Hansen wie Tolkemitt - alle ließen keinen Zweifel daran, dass der kommende Bundeskanzler Merz heißen wird. Wahrscheinlich ist es trotz fehlender Glaskugeln und Kaffeesatz mehr als Zweckoptimismus, die Demoskopen pfeifen es ja von den Dächern. Eine echte Wahrheit im Ringen um die Deutungshoheit auf den Politbühnen sprach allerdings Dirk Tolkemitt aus. &bdquo;Wir müssen nicht nach Links schauen. Und nicht nach Rechts. Wir bleiben besser bei uns. Und wenn alles glatt läuft, können wir demnächst zeigen, dass wir es können.“ Ein Satz der einen Hauch Helmut Kohl enthält: &bdquo;Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ Festgestellt während einer Pressekonferenz am 31. August 1984 zu seinem Regierungsstil.

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