Wie Bad Salzuflens Partnerstadt Millau immer wieder Wirtschaftskrisen überwand

Bad Salzuflen/Millau. Seit jeher ist Millau für seine Lederindustrie bekannt, insbesondere für die Herstellung von Lammleder für die Handschuhproduktion. An die wirtschaftliche Entwicklung von Salzuflens Partnerstadt erinnert der Förderverein Bad Salzuflen-Millau.

Bis in die 1970er Jahre war südfranzösische Stadt das bedeutendste Handschuhzentrum Europas, mit 5500 Arbeitsplätzen im Jahr 1960. Heute sind es nur noch 800, da Produktionskosten in anderen Ländern deutlich niedriger sind. Die erstklassige Qualität der Millauer Erzeugnisse sichert jedoch weiterhin ihre Marktpräsenz, auch wenn die Stadt mit wirtschaftlichen Herausforderungen kämpft.

Als die Städtepartnerschaft mit Bad Salzuflen 1975 begann, beschrieb der damalige Bürgermeister Gérard Deruy die wirtschaftlichen Probleme Millaus eindrücklich. In einer Festzeitschrift zum fünfjährigen Jubiläum erkannte er aber bereits positive Entwicklungen: &bdquo;Der Tourismus entwickelt sich langsam aber sicher. Die Schönheit unserer Landschaft und ihre große Weite sind die besten Garanten für den Tourismus in unserer Gegend.“ Er sollte recht behalten.

80 Lederfabrikanten In den Krisenjahren mussten viele der 80 Lederfabrikanten – sie verarbeiteten vor allem die Häute von Roquefortschafen – Insolvenz anmelden, und Hunderte Frauen verloren ihre Heimarbeitsplätze. Heute gibt es nur noch drei Unternehmen, darunter die traditionsreiche Firma Maison Fabre, die seit 1924 Handschuhe herstellt.

Auch sie stand 1995 vor dem Aus, als das Militär eine Großbestellung von 160.000 Paar Handschuhen strich. Nach einer kurzen Insolvenz wagte das Unternehmen einen Neustart mit nun etwa 20 Beschäftigten und einer Fokussierung auf den Pariser Luxussektor. Zum Einsatz kommt äthiopisches Lammfell – eine der edelsten Lederarten. Ein Paar Handschuhe kostet zwischen 120 und 350 , hält jedoch ein Leben lang und kann bei Bedarf repariert werden, wie Firmeninhaber Olivier Fabre betont.

Der damalige Bürgermeister Jacques Godfrain (1995–2008) überreichte bei einer Audienz Papst Johannes Paul II. ein Paar Millauer Handschuhe. Derzeit läuft mit Unterstützung des Elysée-Palastes ein Aufnahmeverfahren in das UNESCO-Weltkulturerbe – mit guten Erfolgsaussichten.

Moderne Kletterhallen Der Fremdenverkehr, einst stark saisonal, hat sich durch vielfältige Angebote zu einem Ganzjahrestourismus entwickelt. Paragliding von drei möglichen Startpunkten, moderne Kletterhallen, ein neu gestaltetes Hallen-Freibad, das der französischen Nationalmannschaft als Trainingsort dient, sowie die Wildwasseregattastrecke am Tarn gehören zu den Attraktionen. Sportliche Events wie der 100-Kilometer-Lauf durch das Tarntal, der Viaduktlauf oder die Templerläufe mit bis zu 10.000 Teilnehmern locken Besucher an. Millau war zudem wiederholt Etappenziel der Tour de France, und Gravel-Radrennen erleben einen Boom – stets unterstützt von zahlreichen Ehrenamtlichen.

Um die wachsende Zahl an Gästen zu empfangen, hat sich die Altstadt stark gewandelt. Plätze wurden umgestaltet, Außengastronomie ausgebaut, und entlang des Tarn entstanden Grünzüge. Wo einst die Gerbereien ihre Lederwaren zum Trocknen aufhängten, bieten heute ruhige Uferzonen Erholung. Der lärmende Durchgangsverkehr ist dank des 2004 eröffneten Viadukts nahezu verschwunden, wie es in der Miietuilung heißt.

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