Bad Salzuflen/Millau. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Bad Salzuflen und Millau wird in der Woche nach Ostern auf die langen freundschaftlichen Beziehungen zurückgeblickt. Doch diese fünf Jahrzehnte sind im Vergleich zur beeindruckenden Geschichte der südfranzösischen Stadt nur ein Wimpernschlag, wie der Förderverein Bad Salzuflen-Millau in einer Mitteilung schreibt. So besuche jede Austauschschülergruppe der Realschule Aspe eine Ausgrabungsstätte.
Zum Hintergrund: Eingebettet in die reizvolle Mittelgebirgslandschaft wird Millau seit jeher von den Flüssen Tarn, Dourbie und Jonte geprägt. Bereits in gallo-römischer Zeit spielte dieser Siedlungsraum eine bedeutende Rolle. Die damalige Ansiedlung „Condatomagos“ – die „Stadt am Zusammenfluss“ von Tarn und Dourbie – lag gegenüber dem heutigen Millau in einer fruchtbaren Talebene. Dank reicher Tonvorkommen, ständig verfügbarem Wasser und ausreichend Brennholz aus den umliegenden Wäldern entwickelte sich hier ein Zentrum der Töpferkunst, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
Glänzende Keramik
Von etwa 10 v. Chr. bis 150 n. Chr. produzierten mehr als 50 Töpfereien Gebrauchsgeschirr aus hochwertiger Terra Sigillata, einer glänzenden Keramik, die im gesamten Römischen Reich begehrt war. Die Töpfereien beschäftigten damals Hunderte von Sklaven und betrieben nahezu eine industrielle Fertigung.

Ab dem 2. Jahrhundert setzte jedoch der Niedergang dieser Blütezeit ein. Neue Werkstätten in Gallien und Nordafrika sowie die Erschöpfung der Tonvorkommen und der Raubbau an den Wäldern führten zu einem wirtschaftlichen Wandel. Die Hochfläche des Larzac wurde fortan zur pastoralen Nutzung umgestellt und ist bis heute bekannt für die Gewinnung von Schafsmilch für den weltberühmten Roquefort-Käse.
Zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert verlagerte sich die Stadt schrittweise auf die rechte Seite des Tarn, da das Gelände hier besser vor Hochwasser geschützt war. Erst durch wiederholte Hochwasserkatastrophen und angeschwemmte Tonscherben wurde das historische Erbe wiederentdeckt. Ab 1870 begannen erste Ausgrabungen, die in den 1970er Jahren forciert wurden. Dabei arbeiteten auch Archäologen der Freien Universität Berlin sowie Praktikanten aus Bad Salzuflen mit. Bis heute wurde nur etwa ein halber Hektar wissenschaftlich erforscht, obwohl Luftbildaufnahmen gallo-römische Grundmauern auf einer Fläche von rund 10 Hektar nachweisen.
Historisches Erbe wird bewahrt
Jede Austauschschülergruppe der Realschule Aspe besucht bei Aufenthalten in Millau die Ausgrabungsstätte Graufesenque. Häufig erhalten Gäste im Rathaus Repliken der kunstvollen Terra Sigillata als Andenken.
Dieses historische Erbe wird in Millau nicht nur bewahrt, sondern auch touristisch genutzt und sichert heute Arbeitsplätze, heißt es weiter. Neben der Führung an der Ausgrabungsstelle selbst ist das Museum am Marktplatz mit seinen fein verzierten Gefäßen ein Muss für interessierte Besucher – sicherlich auch beim bevorstehenden Jubiläum der beiden Städte, schreibt der Förderverein abschließend.