Ex-Manager aus Bad Salzuflen verbringt Ruhestand mit körperlicher Arbeit fürs Gemeinwohl

Bad Salzuflen. Dass er sich mal während der Arbeit einen Sonnenbrand einfangen würde, damit hätte Hartmut Prüßner nie gerechnet. Der IT-Service-Manager befindet sich derzeit im sogenannten &bdquo;engagierten Ruhestand“. Ein Angebot seines Arbeitgebers, der Deutschen Telekom, bei dem 1000 Stunden gemeinnützig geleistet werden müssen.

Donnerstagmorgen im Umweltzentrum Heerser Mühle. Die Sonne lacht und man hört die Kettensäge schon von Weitem. Hartmut Prüßner widmet sich gerade einem Hochbeet, das mit neuer Folie ausgelegt werden soll. &bdquo;Gestern habe ich den ganzen Tag Obstbäume geschnitten“, erzählt er fröhlich und fährt sich dabei über die noch leicht gerötete Stirn. Ein sichtbares Zeichen, dass dieser Mann in der freien Natur arbeitet. Das war aber nicht immer so und bei der Heerser Mühle ist der 57-Jährige eher aus Zufall gelandet. Aber von vorne.

&bdquo;Wir haben hier einen tollen Menschen mit einer besonderen Geschichte, der sich bei uns engagieren möchte“, hatte Ulrich Kaminsky, Leiter des Salzufler Umweltzentrums, vor einiger Zeit gemeldet. Ehrenamtler oder Bundesfreiwilligendienstler kennt man hier, aber einen Manager, der gleich 1000 Stunden unentgeltlich leisten möchte, den gab es an der Heerser Mühle bisher noch nie. Dabei ist das Konzept nicht neu. &bdquo;Bei der Deutschen Telekom gibt es diesen engagierten Ruhestand, der mit sozialem Engagement verknüpft ist, schon seit über zehn Jahren“, berichtet Hartmut Prüßner. Hintergrund sei, ohne Abzüge frühzeitig in Pension gehen zu können. Da es sich immerhin um 14,4 Prozent handelt, die sich im Portemonnaie bemerkbar machen, nahm auch Prüßner das Angebot an.

&bdquo;Ein echter Glücksgriff“ &bdquo;Zuerst habe ich mich in Sennestadt als Bufdi beworben. Da habe ich aber eine Absage bekommen, die wollten nur junge Leute“, verrät der Bundesbeamte schmunzelnd. Dann fiel ihm die Heerser Mühle ein und hier wurde Hartmut Prüßner direkt mit offenen Armen empfangen. &bdquo;Wir fragen uns jedes Jahr vor der Saison, wie wir die ganze Arbeit schaffen sollen. Da ist solch ein Hilfe ein echter Glücksgriff“, freut sich Ulrich Kaminsky. Vor allem, weil Hartmut Prüßner handwerkliches Geschick und jede Menge Fachwissen mitbringt. &bdquo;Ich bin auf einem Bauernhof in Exter groß geworden“, nennt er den Grund.

Prüßner packt da an, wo er gerade gebraucht wird. Ob beim Gehölzschnitt, beim Trockenmauerbau oder beim Reparieren von Zäunen. Die Arbeit hier sei im wahrsten Sinne erdend. 700 Stunden hat er bereits geleistet und identifiziert sich so sehr mit dem Umweltbildungsgedanken, dass er auch in Zukunft vor Ort unterstützen möchte.

Bürostress runterfahren &bdquo;Als Honorarkraft übernehme ich jetzt schon parallel Unterrichtseinheiten für Schulklassen sowie Gruppenführungen. Das macht mir so viel Spaß, das möchte ich weitermachen.“ Als Pensionär werde es ihm definitiv nicht langweilig, davon ist Hartmut Prüßner überzeugt. Als Kassierer bringt er sich ehrenamtlich im Herforder Förderverein &bdquo;Shine Yetu-Childrenschool Kenia“ ein und leitet als passionierter Tango-Tänzer Gruppen im Contakt-Improvisationstanz an. Den engagierten Ruhestand kann der Salzufler trotzdem nur weiterempfehlen. &bdquo;Das ist eine gute Möglichkeit, um vom Dauerstress im Büro langsam herunterzufahren“, sieht Prüßner das Angebot als idealen Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand.

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