„Das hätte nicht passieren dürfen“: Kreis prüft Verfahren gegen Landschaftspflegebetrieb

Bad Salzuflen. Noch Anfang dieses Monats sind auf dem Werler Feld in Nachbarschaft des Standorts des inzwischen abgerissenen Werler Krugs mit schwerem Gerät Gehölze, Büsche und Sträucher entfernt worden. &bdquo;Das hätte zu dem Zeitpunkt nicht passieren dürfen“, sagt Patrick Bockwinkel, Pressesprecher des Kreises Lippe. Die Aktion eines privaten Landschaftspflegebetriebes ist jetzt ein Fall für die Untere Naturschutzbehörde. &bdquo;Es wird geprüft, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten“, so Bockwinkel.

Was war geschehen? Die Arbeiten mit einem Traktor auf dem Werler Feld fiel Anfang April Passanten auf, die ihre Beobachtungen unter anderem der Stadt, der Polizei und dem Kreis Lippe mitteilten. In dem Fall zuständig ist die Untere Naturschutzbehörde in Detmold. &bdquo;Diese Arbeiten hätten zuvor beantragt werden müssen. Was definitiv nicht geschehen ist“, so Kreissprecher Bockwinkel.

&bdquo;Schonfrist“ für Tiere Hintergrund ist das Bundesnaturschutzgesetz, das seit 2010 eine &bdquo;Schonfrist“ für Tiere setzt. In Paragraf 39 heißt es unter der Überschrift &bdquo; Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen“ : In der Zeit vom 1. März bis 30. September ist es verboten, (...) Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen.

Als die Untere Naturschutzbehörde von dem Fall an der B239 in Bad Salzuflen erfuhr, schauten Vertreter vor Ort vorbei. &bdquo;Die laufenden Mulcharbeiten wurden umgehend gestoppt“, sagt Bockwinkel. In der weiteren Recherche stellte sich heraus, dass der Landschaftsbetrieb weite Teile des Werler Feldes bereits im Februar gemulcht hatte - was laut Gesetz gestattet war. Das Problem: Etwa 2000 Quadratmeter in Hanglage blieben damals unbearbeitet. Dies wollte die Firma offenbar jetzt nachholen. Rund 1000 Quadratmeter davon hatte der Mulcher laut Angaben des Kreises Anfang April bereits gerodet, dann erfolgte der Stopp durch die Behörde.

Vögel brüten bereits In den Gehölzen hatten möglicherweise schon Vögel gebrütet - wie beispielsweise die Amsel oder das Rotkehlchen. Auch Insekten sollen durch das Schnittverbot ab März geschützt werden, so Bockwinkel. Der Kreis Lippe appelliert dazu, sich in allen Fragen rund um Gehölzschnitt in der Vegetationsperiode an die Untere Naturschutzbehörde zu wenden.

Im Fall des Werler Feldes könnte nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden. Sollte es dazu kommen, wird am Ende laut Angaben des Kreises aller Voraussicht nach ein Bußgeld für die ausführende Firma stehen.

&bdquo;Wir warten das weitere Verfahren erst einmal ab“, sagt Andreas Hollenbeck, Chef des betreffenden Landschaftspflegebetriebs aus dem Kreis Gütersloh. &bdquo;Ich habe mir die zu bearbeitende Fläche vorher genau angesehen und bin der Meinung gewesen, dass das Mulchen dieses jährlichen Aufwuchses mit Dornen noch in Ordnung ist. Keinesfalls will ich beispielsweise brütende Vögel schädigen.“ Der Forderung der Unteren Naturschutzbehörde, die Arbeiten Anfang April zu stoppen, sei sein Betrieb selbstverständlich nachgekommen. Wenn in dem Fall eine andere Einschätzung vorliege, werde das akzeptiert.

Wechselvolle Geschichte Ab den 1950er Jahren wurde zwischen B239, Werler Straße, &bdquo;Grüner Sand“ und Ufler Weg eine Bauschutt-, Boden- und Hausmülldeponie betrieben. Diese Nutzung lief laut Angaben der Stadt in den 1970er Jahren aus. Ende der 1990er Jahre reiften Pläne, an der Stelle einen großen Baustoffmarkt zu errichten. Dieses Vorhaben wurde jedoch von Gerichten gestoppt, danach lag die gut sieben Hektar große Fläche mehr oder weniger brach.

Das soll sich jetzt ändern: Die Stadt will, dass sich an der Stelle ein Gewerbegebiet entwickelt, dafür hat der Rat den Bebauungsplan &bdquo;Nr. 1024/I – Werler Feld“ aufgestellt. Eigentümer des Geländes ist heute eine Spezialfirma für Altlastensanierung und Entwicklung von Konversionsflächen. Das Unternehmen hat die aktuelle Änderung des Bebauungsplans und die parallele Änderung des Flächennutzungsplans bei der Stadt beantragt.

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