Was die Cannabis-Legalisierung mit Sozialarbeit in Bad Salzuflen zu tun hat

Bad Salzuflen-Schötmar. Was die weitgehende Legalisierung von Cannabis mit seinem Job zu tun hat? Eine ganze Menge. Was genau, erklärt Sozialarbeiter Jan-Pierre Koch, der für den gemeinnützigen Verein &bdquo;Pro Regio“ seit zehn Jahren Jugendlichen bei Alltagsproblemen, aber vor allem bei der Suche nach einem Job unterstützt.

Sein Büro hat der 42-Jährige am Kiliansweg im Gebäude des Vereins AWB (Arbeit-Werkstatt-Bildung). Hier empfängt er seine Klienten, die sich per Handy bei ihm melden oder am Sprechtag mittwochs vorbeikommen. Neben Computer und Drucker für das Schreiben und Erstellen von Bewerbungsmappen hat er in der Ecke auch ein kleines Fotostudio – mit Licht und Drehstuhl.

&bdquo;Hier kann man semiprofessionelle Bewerbungsfotos machen“, sagt er. Denn viele seiner Klienten bekommen das nicht von alleine auf die Reihe. Das habe viele Gründe, sagt Jan Pierre Koch. Einer ist der Drogenkonsum. &bdquo;Wichtig ist zu betonen, dass es sich hierbei nicht um Verelendungsdrogen handelt“, sagt Koch. Also nicht um Heroin, Crack oder Ähnliches.

Viele kiffen Aber viele seiner Klienten kiffen. Und das teilweise in einem bedenklichen Ausmaß. &bdquo;Wenn man sich alle drei Stunden einen Joint anzündet und ansonsten nur vor der Playstation hängt, ist das natürlich nicht gut“, sagt Koch. Teilweise stehen die Jugendlichen erst nachmittags auf, haben kaum Elan. Ein Teufelskreis. &bdquo;Die Probleme führen dann dazu, dass sie noch mehr kiffen, um dem zu entfliehen.“

Koch hat beobachtet, dass Kiffen seit der Teillegalisierung noch einmal ein Stück weit enttabuisiert wurde – was aber auch Vorteile habe. &bdquo;Die Jugendlichen sprechen offen darüber.“ So könne man das Problem zumindest angehen.

Wenn der Cannabis-Konsum eine gewisse Grenze überschreitet, holt sich Koch Unterstützung von der Drogenberatung Detmold. Ansonsten versucht er selbst, mit den Jugendlichen einen Weg zu finden, das eigene Leben auf die Reihe zu bekommen. Am besten sei da natürlich ein Job. &bdquo;Das gibt Tagesstruktur und hilft bei der finanziellen Unabhängigkeit.“ Zudem steigere es das Selbstwertgefühl. Die meisten der Jugendlichen, die zu ihm kommen, sind Jungs. &bdquo;Die machen etwa 70 Prozent aus“, sagt er.

Schlechter Abschluss Die meisten von ihnen haben einen eher schlechten Schulabschluss von Real- oder Hauptschule, sagt er. Fast alle Jugendlichen kommen aus Familien, wo sich die Eltern nicht groß um sie kümmern können. &bdquo;Manche Kinder aus einer Familie betreue ich mittlerweile fast in der zweiten Generation. Zuerst die älteren Geschwister, jetzt die jüngeren.“

Aber nicht bei allen klappt die Vermittlung in einen Job wie Pflege, Logistik oder Einzelhandel. Manchmal melden sich Jugendliche einfach nicht mehr. &bdquo;Das Angebot ist natürlich freiwillig.“ Bei anderen ist die Betreuung sehr zeitintensiv. &bdquo;Das kann über zwei, drei Jahre gehen, in denen man sich wöchentlich trifft. Ich habe aber auch schon Jugendliche von zu Hause abgeholt und dann zusammen mit ihnen die Bewerbung abgegeben“, sagt er.

Man kann nicht jeden retten Aber es gebe natürlich auch andere Fälle. &bdquo;Man trifft sich einmal, und dann finden sie einen Job.“ Ein Mädchen hat es sogar bis ins Medizinstudium geschafft. &bdquo;Darüber bin ich bis heute stolz. “Wichtig ist ihm, dass es sich bei seiner Arbeit um ein akzeptierendes Angebot handelt, sodass es nicht darum gehe, die Jugendlichen beispielsweise für Drogenkonsum zu verurteilen. &bdquo;Auch wenn ich selbst weder kiffe noch Alkohol trinke.“

Fest steht, dass ihm sein Job auch nach zehn Jahren noch Spaß macht. Parallel betreue er mit 19,5 Stunden ungefähr immer sieben bis zehn Jugendliche. &bdquo;Aber man muss natürlich auch lernen, sich abzugrenzen. Als ich angefangen habe, habe ich noch gedacht, dass man jeden retten kann. Aber das ist leider nicht so.“

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