Kreis Lippe. „Die wirtschaftliche Lage hellt sich in Lippe leicht auf“ - mit dieser erst einmal positiven Botschaft wartet die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) auf. Und schränkt sogleich ein: „Für die nächsten zwölf Monate sehen die Unternehmen wenig Licht am Horizont.“ So lautet die Zusammenfassung der Umfrage zur Konjunkturlage. Branchenübergreifend klagten die Mitgliedsbetriebe über stark gestiegene Arbeitskosten. Vermutlich werde ein gutes Fünftel der Betriebe das Personal reduzieren, um sich an die schwache Auftragslage anzupassen.
Auch geringe Nachfrage, investitionshemmende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sowie zu hohe Energiekosten führten die 174 teilnehmenden Unternehmen vermehrt auf, heißt es in einer Pressemitteilung. Volker Steinbach, Präsident der IHK Lippe, sieht daher noch keine nachhaltige positive Veränderung: „Drei Jahre ohne Wachstum hinterlassen tiefe Spuren in der Wirtschaft und der Gesellschaft. Die strukturellen Probleme sind der Politik seit langem bekannt“, wird er zitiert. Die IHK habe wiederholt Lösungsansätze vorgelegt. „Es liegt an der Bundesregierung, die Weichen zu stellen und zügig Verbesserungen in Sachen Staatsmodernisierung und Digitalisierung sowie Standort- und Arbeitskosten herbeizuführen.“
Die Kunden halten sich zurück
Einige Zahlen im Detail: Branchenübergreifend schätzen 55 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage nur als „befriedigend“ ein, 13 Prozent mehr als im Herbst. Nur jedes fünfte Unternehmen beurteilt die Situation mit „gut“ (-1 Prozent). Immerhin: Der Anteil der Unzufriedenen geht auf 23 Prozent zurück (-12 Prozent). Die lippische Industrie atmet etwas auf: 37 Prozent der Unternehmen geben eine schlechte Lage an (-24 Prozent). Auch im Handel läuft das Geschäft bei vielen Unternehmen nicht mehr so schlecht wie noch im Herbst. „In der Industrie sorgen offenbar Vorratskäufe aufgrund der aufgeschobenen US-Zölle zunächst für eine Art Entlastung“, interpretiert Steinbach die Zahlen. Der Handel wiederum profitiere davon, dass die Kunden wieder etwas mehr Geld ausgeben. Im Dienstleistungsbereich und im Gastgewerbe mache sich die weiter steigende Zurückhaltung der Kunden hingegen bemerkbar.
„Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen grundlegend verbessert werden“, fordert Hauptgeschäftsführerin Svenja Jochens. „Unternehmen investieren dort, wo sie attraktive Bedingungen vorfinden. Wir müssen wegkommen von ewig dauernden Genehmigungsverfahren und lähmenden bürokratischen Hürden.“ Branchenübergreifend erwarteten nur 13 Prozent der Betriebe, dass sich das Geschäft innerhalb eines Jahres verbessern wird.
Die Situation der Branchen im Überblick: Rund 44 Prozent der Industrieunternehmen bewerten die Geschäftslage als „befriedigend“ (+12 Prozent). 37 Prozent der Betriebe als „schlecht“. Das ist ein um 24 Prozent besserer Wert als im Herbst 2024, der für die Branche einen Negativrekord dargestellt hatte. Aber auch hier folgt ein „Aber“: „Das dritte Jahr ohne Wirtschaftswachstum wiegt wie Blei. Die Umsatzergebnisse sind rückläufig, auch wenn das erste Quartal durchaus positiv ausgefallen ist."
Im Gastgewerbe geht es leicht aufwärts
Im Handel verbessert sich die Lage. Für die Hälfte der Antwortenden ist die wirtschaftliche Situation aber nur „befriedigend“ (+13 Prozent). Denn die Zurückhaltung der Verbraucher sei weiterhin hoch, das Geld werde zusammengehalten. Hinzu komme, dass Firmenkunden weiterhin mit größeren Aufträgen zögerten. Knapp ein Drittel der Unternehmen vermeldet daher eine „schlechte“ Geschäftslage (-22 Prozent).
Der Dienstleistungssektor beurteilt die Lage hingegen schlechter. Während es bei der Mehrheit von 66 Prozent nur noch „befriedigend“ läuft, beurteilt knapp ein Fünftel der Betriebe die Lage mit „gut“. Der Branche fehlen Aufträge, viele Kunden seien nicht mehr bereit, die vergleichsweise hohen Preissteigerungen der vergangenen Jahre zu akzeptieren.
Die Geschäftslage im Gastgewerbe verbessert sich leicht. Fast die Hälfte habe allerdings nur „befriedigend“ angekreuzt. Ein Viertel der Betriebe bewertet die Lage als „gut“ (+12 Prozent). Ebenfalls ein Viertel vergibt eine „schlechte“ Konjunkturnote. „Viele Gäste sehen bloß den gedeckten Tisch, aber nicht den Druck hinter den Kulissen. Der Verwaltungsaufwand wächst immer weiter an. Mehrwertsteuer hin oder her, der Mindestlohn und allgemein steigende Kosten führen an den Rand wirtschaftlicher Aussichtslosigkeit“, zitiert die IHK aus der Rückmeldung eines Unternehmens.
Hauptmotiv für Investitionen bleibt der Ersatzbedarf mit 73 Prozent. Reine Investitionen in Rationalisierungsmaßnahmen strebt knapp jedes zweite Unternehmen an, nur 15 Prozent der Betriebe planen, Kapazitäten auszuweiten.