„Meine Lieblingsecke in Bad Salzuflen“: Spazieren im Gedächtnis der Gesellschaft

Bad Salzuflen. &bdquo;Für mich ist ein Spaziergang über den Friedhof wie eine kleine Auszeit“, sagt Pfarrerin Steffie Langenau. Wenn sie zwischen Terminen etwas Zeit hat, nutzt sie diese für eine kleine Pause auf dem Friedhof am Obernberg. In diesem Teil unserer Serie &bdquo;Meine Lieblingsecke“ geht es um die Anlage am Gröchteweg. Der städtische Waldfriedhof umfasst 68.366 Quadratmeter – das entspricht knapp zehn Fußballfeldern – und wurde 1918 eingeweiht. Er liegt am Südhang des Obernbergs, innerhalb des Stadtwaldes. Der erste Verstorbene, der auf dem Friedhof beigesetzt wurde, war der Maschinenindustrielle Nicolaus F. R. Dürkopp, Gründer der Dürkopp-Werke in Bielefeld.

Steffie Langenau gefällt vor allem der parkähnliche Charakter der Anlage mit den vielen alten Bäumen. &bdquo;Friedhöfe im Allgemeinen sind ja im städtischen Raum oft die Orte mit der größten Biodiversität“, sagt Langenau, während im Hintergrund die Vögel zwitschern. Sie ist seit über 30 Jahren Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde und kennt selbst viele der Menschen, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Unter anderem ist auch Eberhard Schendel hier bestattet, einer ihrer Amtsvorgänger, der 2016 verstarb. Wenn sie auf dem Friedhof ist, besucht sie sein Grab. &bdquo;Von ihm habe ich viel über die Menschen hier gelernt, als ich ganz neu angefangen habe“, erzählt sie. Er ist gemeinsam mit seiner Frau Ursula bestattet, die 2017 verstarb.

Alle Folgen &bdquo;Meine Lieblingsecke“ finden sie hier

&bdquo;Friedhöfe sind immer ein Spiegelbild des Zustands der Gesellschaft“, sagt Langenau. Sie findet es schade, dass auf dem Obernberg-Friedhof keine Erdbestattungen mehr zugelassen sind. Zu diesem Ergebnis kam die Stadt 2023 nach einem Gutachten, das die gesamte Friedhofsfläche nach Hygiene-Richtlinien als dafür ungeeignet einstuft. Urnenbestattungen sind weiterhin möglich. Allerdings bezweifelt Langenau, ob das Gutachten tatsächlich Aufschluss über die gesamte Fläche der Anlage gibt. Für viele Menschen sei eine Bestattung im Sarg wichtig.

Nicht anonym

Vor allem aber plädiert sie dafür, dass Menschen sich nicht anonym bestatten lassen. &bdquo;Gräber erzählen die Geschichten der Menschen, die einmal in der Stadt gelebt haben. Friedhöfe sind für mich auch ein Gedächtnis der Gesellschaft.“

Haben Sie auch eine Lieblingsecke in Bad Salzuflen, die Sie gerne in der LZ vorstellen möchten? Dabei kann es sich um eine Kneipe, eine Grünfläche, eine Straße oder ein Gebäude handeln – entscheidend ist lediglich, dass die Lieblingsecke öffentlich zugänglich ist. Falls Sie mitmachen wollen, schicken Sie eine E-Mail an skienscherf@lz.de und schreiben Sie in den Betreff: Lieblingsecke.

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