„Meine Lieblingsecke in Bad Salzuflen“: Ein Turm wie aus dem Märchen

Bad Salzuflen. &bdquo;Das ist wie ein gebautes Geschichtsbuch“, sagt Sabine Mirbach und legt die Hand an das Gemäuer. Für unsere Serie &bdquo;Meine Lieblingsecke“ hat sich die Stadtführerin und Historikerin den Katzenturm ausgesucht – wohl Bad Salzuflens ältestes Gebäude. Bis heute fasziniert der Turm junge wie alte Besucherinnen und Besucher gleichermaßen. &bdquo;Er sieht aus wie für ein Märchen erdacht“, sagt Mirbach und lacht.

Und in der Tat erwartet man fast, dass Rapunzel gleich ihr Haar herunterlässt – auch wenn das Obergeschoss des Turms für das Publikum aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglich ist. Das Gebäude an der Turmstraße, das um 1470 als dreigeschossiger Mauerturm erbaut wurde, hatte im Laufe seiner Geschichte mehrere Funktionen: als Wachturm, als Kerker und möglicherweise auch als Armenküche.

Verständigung mit Rauchzeichen Ursprünglich war der Katzenturm einer von drei Wehrtürmen in der Stadtmauer, von dem aus Salzuflen im Zweifelsfall verteidigt werden konnte. &bdquo;Es gab auch eine Sichtverbindung zum Stumpfen Turm an der Alten Vlothoer Straße. Mithilfe von Licht- oder Rauchzeichen konnten sich die Wachen verständigen“, so Mirbach. Allerdings erfüllte das Gebäude nicht nur einen wehrtechnischen Zweck.

Wer sich in den Augen der Obrigkeit der Trinkerei, Hurerei, Schlägerei oder anderer eher kleinerer Vergehen schuldig gemacht hatte, musste damit rechnen, ein paar Tage im Untergeschoss zu verbringen – im Verlies. Die massive Eichentür, die in den Kerker führt, wurde wahrscheinlich erst in späteren Zeiten in den Turm eingelassen, sodass die Delinquenten zunächst ausschließlich auf einem Weg dort hineinkamen: durch das sogenannte &bdquo;Angstloch“ in der Decke.

Gefangene mit Seil heruntergelassen Denn zumindest eine Zeit lang gab es nur einen einzigen Zugang zum Turm, und der führte über eine Treppe in den ersten Stock, die es noch heute gibt – wenn auch in baulich verstärkter Form. Ganz wörtlich hat man die Redensart &bdquo;ins Verlies werfen“ aber vermutlich nicht genommen, sagt Mirbach. &bdquo;Es ist anzunehmen, dass die Gefangenen über ein Seil in den Kerker gelassen wurden.“

Ansonsten hätten sich die Unglücklichen leicht ein paar Knochen brechen können. Da ist es doch schöner, an Rapunzel zu denken, die über ihr Haar einen Prinzen zu sich holt.

Haben Sie auch eine Lieblingsecke in Bad Salzuflen, die Sie gerne in der LZ vorstellen wollen? Dabei kann es sich um eine Kneipe, eine Grünfläche, eine Straße oder ein Gebäude handeln. Entscheidend ist lediglich, dass die Lieblingsecke öffentlich zugänglich ist. Falls Sie mitmachen wollen, schicken Sie eine Mail an skienscherf@lz.de und schreiben Sie in den Betreff: Lieblingsecke.

Alle Folgen &bdquo;Meine Lieblingsecke“ finden Sie hier.

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