Strahlende Abiturienten in Bad Salzuflen: „Der Ball liegt bei euch, spielt ihn mit Herz“

Bad Salzuflen. Erleichterung, Dankbarkeit, Wehmut und Vorfreude, auf das, was kommt: In einem knapp zweistündigen Festakt mit vielen emotionalen Höhepunkten hat das Rudolph-Brandes-Gymnasium Bad Salzuflen in der Konzerthalle seine Abiturientia verabschiedet. Die 109 Absolventen erhielten aus den Händen von Schulleiter Clemens Boppré unter dem Beifall der Angehörigen ihre Zeugnisse.

&bdquo;Heute ist ihr Tag“, hatte Boppré seine nun ehemaligen Schülerinnen und Schüler begrüßt. &bdquo;Zwölf Jahre voller Lernen und Durchhaltevermögen liegen hinter Ihnen. Sie haben nun den höchsten schulischen Abschluss erreicht und damit ein solides Fundament, das Ihnen Wege eröffnet.“

Der Mut, zu träumen Paarweise waren die Abiturienten zu dem Lied &bdquo;Nur in meinem Kopf“ in die Konzerthalle eingezogen. Die bei einem solchen Anlass ohnehin angefassten Eltern, Großeltern und Freunde dürfte der dann folgende Auftritt des Jugendchors, bei dem auch drei Abiturienten mitsangen, sehr berührt haben. Nicht nur dank der großartigen Akustik im Raum trug der mehrstimmig vorgetragene Song &bdquo;A Million Dreams“ wunderbar in den Tenor der Veranstaltung hinein: Den Mut haben, zu träumen, und im Vertrauen auf die persönlichen Fähigkeiten und die Gemeinschaft mit anderen beherzt den eigenen Weg gehen.

Bürgermeister Dirk Tolkemitt (CDU) rief den Abschlussjahrgang in seiner Rede dazu auf, die Augen zu öffnen und die Umwelt selbst wahrzunehmen, anstatt sich auf die Interpretationen anderer zu verlassen. &bdquo;Haben Sie den Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen“, rief er ihnen Kants Leitspruch der Aufklärung zu - es sollte nicht der einzige Sinnspruch des Nachmittags bleiben.

Auf Leistungsgesellschaft einstellen Tolkemitt war es wichtig, sich gegen die allgemeine Unzufriedenheit in der Gesellschaft auszusprechen, schließlich lebe man &bdquo;in einer der schönsten Städte der Republik“, wie er über die Kurstadt meinte, &bdquo;in Frieden, Freiheit und Wohlstand“ und gehöre damit zu den privilegiertesten Menschen der Welt. &bdquo;Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand“, warnte er davor, in Pessimismus zu verfallen. Zumal die junge Generation einst dafür verantwortlich sein werde, ihn selbst und die vielen Älteren zu ernähren, so Tolkemitt. &bdquo;Das ist die Last der Wenigen, und sie müssen sich auf eine Leistungsgesellschaft einstellen.“ Ab morgen gebe es den Leitfaden Schule nicht mehr, doch die Eltern stünden weiterhin als Wegweiser bereit, so der dreifache Vater. Er endete mit Churchill: &bdquo;Sehen Sie wie der Optimist die Möglichkeit in jeder Schwierigkeit.“

In der Begrüßung durch die Schülerinnen Luna Kaiphas und Mieke Schürmann ging es dann erfreulicherweise weniger schwer zu. Sie stellten den großen Zusammenhalt des Jahrgangs heraus, der sich in der Oberstufe gebildet und Menschen zu Freunden gemacht habe. Sie erinnerten unter dem Gelächter ihrer Mitschüler an einen legendären Varieté-Abend und die Mottowoche, die offenbar hier und da ein wenig eskaliert sei. Dass wohl keine andere Stufe &bdquo;so viele Fehlstunden, Defizite und Verspätungen“ wie die ihre aufgewiesen habe, gehört vermutlich ins Reich der Legenden, schweißt jedoch zusammen. Und so sei es &bdquo;irgendwie auch ganz schön traurig“, dass es nun ans Abschiednehmen gehe.

&bdquo;Höchste Anerkennung“ für internationale Schüler Clemens Boppré verwies in seiner Ansprache als Schulleiter auf &bdquo;Stärke durch Wissen und Befreiung durch Information“. In einer sich rasend verändernden Welt verließen die Abiturienten nun ihre gewohnte Umgebung, seien jedoch fähig, sich dank der Kompetenzen, die sie sich erarbeitet hätten, diesen Wandel mitzugestalten. &bdquo;Wir können etwa beim Thema Künstliche Intelligenz nicht auf klare Vorgaben warten, sondern müssen selbst Antworten finden.“

Dafür sei es vor allem nötig, sich Debatten zu stellen - jedoch respektvoll und ohne die Meinungen anderer vorschnell abzuurteilen, dabei niemals Menschen anzugreifen, sondern Ideen. Er rief dazu auf, sich nicht wegzuducken, sondern in alltäglichen Situationen Haltung zu zeigen, zu eigenen Fehlern zu stehen und &bdquo;den Ton in unserer Gesellschaft positiv mitzubestimmen“. Boppré würdigte vor allem die Leistung der sieben &bdquo;internationalen Schülerinnen und Schüler“, die trotz ungünstiger Startbedingungen und zum Teil ohne Deutschkenntnisse &bdquo;nicht lockergelassen“ hätten. &bdquo;Ihnen gebührt höchste Anerkennung.“

Jugend will soziales Miteinander Nach einer grandiosen musikalischen Darbietung von Maja Lorenzmeier am Klavier und Charlotte Stijntjey an der Geige sprachen die Stufenleiterinnen Anika Kristina Brinkmann und Barbara Döinghaus. Sie hangelten sich konsequent an einer Sport-Analogie entlang, um den eindrucksvollen Teamzusammenhalt ihrer Schüler zu beschreiben. Gestartet in der Kreisklasse, seien die nun &bdquo;bereit, auf hohem Niveau zu spielen“. Sie hätten die Stufe auch in herausfordernden Situationen wie während der Busreise nach Brüssel als &bdquo;gelassen, verständnisvoll und kooperativ“ erlebt. Abseits des Leistungsgedankens hätte für sie im Vordergrund gestanden, &bdquo;menschlich zu spielen und ein gutes Miteinander“ zu pflegen.

Mit Verweis auf die aktuelle Shell-Jugendstudie stellten die Lehrerinnen heraus, dass die Jüngeren sich über das soziale Miteinander definieren und durchaus einen respektvollen Umgang suchen. &bdquo;Die Jugendlichen wollen die Polarisierung gar nicht“, sagte Anika Brinkmann. Anstatt sich nur noch in &bdquo;Filter-Blasen“ zu bewegen gelte es, die Meinungen anderer auszuhalten und Schnittmengen zu entdecken. &bdquo;Erinnert euch an euren Teamgeist“, so Brinkmann. &bdquo;Ihr habt den Ball. Spielt ihn mit Herz. Alles Gute.“

&bdquo;Eine sehr schöne Schulzeit“ Dass die beiden Frauen eine besondere Rolle für ihre Schüler gespielt haben, wurde sowohl in der Rede von Surya Marie Holzhausen und Jannis Laghusemann als auch in der Danksagung von Sara Gusinjac und Moska Safi deutlich. Ohne die Unterstützung von Brinkmann und Döinghaus, die wohl weit über das normale Maß hinausging, wären viele von ihnen nicht so gut im Ziel angekommen, so der Tenor. &bdquo;Sie waren so viel mehr für uns als nur eine Jahrgangsstufenleitung.“ Zum Dank gab es Geschenke für die gerührten Pädagoginnen. Holzhausen und Laghusemann lobten das Rudolph-Brandes-Gymnasium auch für seine Vielzahl an AGs, Wettbewerben und Projekten. &bdquo;Wir blicken auf eine sehr schöne Schulzeit zurück.“

Nach Luca-Marie Dröges eindrucksvoller Interpretation von &bdquo;Life of the Party“ von Shawn Mendes ging es an die Zeugnisvergabe. Zwölf der insgesamt 109 Abiturienten wurden dabei als Jahrgangsbeste geehrt - Surya Holzhausen, Fatema Bashir, Miriam Funke und Aylina Aytan dabei mit der Traumnote 1,0. Fatema Bashir und Surya Holzhausen erhielten darüber hinaus auch den &bdquo;Preis der Rotarier“ für ihr besonderes Engagement für die Stufe. So hatten die beiden unter anderem die Schülerzeitung wiederbelebt, eine Debattier-AG gegründet und sich im Sanitätsdienst eingesetzt. Fatema Bashir gewann zudem auch den Abiturpreis Mathematik und erhielt, wie auch Surya Holzhausen, eines der MINT-EC-Zertifikate.

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