Lage/Bad Salzuflen. Wie viel bleibt im Biologieunterricht vom Thema Membrantransport hängen? Bei den allermeisten wohl nicht allzu viel. Das wissen auch Erik Robert und Daniel Hitzing. Beide sind Lehrer am Gebrüder-Humboldt-Gymnasium in Lage und haben sich als leidenschaftliche Brettspielfans gefragt: „Wie lässt sich dieses sperrige Thema interessanter und vor allem nachhaltiger umsetzen?“. Und nachdem Anfang des Jahres die Idee für ein entsprechendes Brettspiel geboren war, haben die beiden nun ihr erstes Spiel „Mission Membran“ auf den Weg gebracht. Weitere sollen folgen. Um sie vermarkten zu können, haben die zwei sogar extra einen Verlag gegründet, „Didact Games“ mit Sitz in Bad Salzuflen. „Die Idee kam aus dem Unterricht heraus“, erzählt Erik Robert. „Viele Schülerinnen und Schülern vermuten hinter dem Thema Membrantransport, das meist in der Jahrgangsstufe 11 behandelt wird, vor allem Chemie und haben von Anfang an keine Lust drauf. Im Grund ist es aber gar nicht so schwer. Und so habe ich Daniel gefragt, ob wir nicht gemeinsam ein Brettspiel entwickeln wollen.“ Gesagt, getan. Die beiden Lehrer entwickeln erste Ideen, drucken Spielkarten aus und testen diese mit ihren Schülerinnen und Schülern. Schülerinnen und Schüler durften testen „Bis zum fertigen Spiel im Sommer war alles im Fluss“, erzählt Daniel Hitzing. Ideen seien vertieft, andere verworfen oder angepasst worden. Dabei war den beiden aber auch wichtig, neben dem Spielerischen den didaktischen Effekt nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir haben natürlich darauf geachtet, konkrete Lerninhalte abzudecken und nicht nur für Spielspaß zu sorgen“, sagt Erik Robert. „Der Lernertrag darf nicht verloren gehen.“ Die Herausforderung dabei: „Es durfte auch nicht zu komplex werden, dann haben die Schülerinnen und Schüler keinen Spaß mehr dran“, erläutert Robert, der selbst Biologie unterrichtet. Sein Kollege Daniel Hitzing unterrichtet Deutsch, Geschichte und Sozialwissenschaften und weiß auch aus seinen Fächern: Frontalunterricht allein wird schnell langweilig. „Brettspiele fördern die Konzentration, Motivation und soziale Kompetenzen wie Teamgeist und Frustrationstoleranz“, sind sich beide einig. In ihre Ideen haben Daniel Hitzing und Erik Robert nicht nur einen Großteil ihrer Freizeit, sondern auch Geld investiert. „Um unser Spiel Verlagen vorzulegen, hätten wir Prototypen basteln und vermutlich lange auf Rückmeldungen warten müssen“, sagt Hitzing. Also haben sich die beiden entschieden, selbst einen Brettspielverlag zu gründen. „Privat hätten wir unsere Spiele nicht verkaufen dürfen“, erklärt Daniel Hitzing weiter. Wie viel Geld sie investiert haben, möchten die Beiden nicht sagen. Nur so viel: „Um bei null rauszukommen, müssten wir etwa die Hälfte verkaufen“, sagt Erik Robert. Zwei Monate Lieferzeit 500 Stück wurden inzwischen in China gefertigt. Gut zwei Monate mussten beide auf ihre Lieferung warten und waren dabei manchmal ganz schön nervös, wie Daniel Hitzing erzählt. „So etwas wie eine Sendungsverfolgung gab es nicht, und so mussten wir uns einfach drauf verlassen, dass alles gut geht.“ Vor gut zwei Wochen war es dann aber soweit und Erik Robert und Daniel Hitzing konnten ihr erstes eigenes Spiel in den Händen halten. „Eigentlich ein schlechter Zeitpunkt für die Vermarktung“, sagt Erik Robert. Denn da sich das Spiel vor allem an Schulen richtet, sehen sie hier auch ihre Hauptabnehmer. „An vielen Schulen ist jetzt aber der Etat für dieses Jahr aufgebraucht, und vermutlich wird es erst wieder um Ostern herum neue Gelder geben“, erklärt er. „Natürlich kann man das Spiel auch privat erwerben“, ergänzt Daniel Hitzing. Dass sich hier aber viele Abnehmerinnen und Abnehmer finden, glauben beide nicht. Spielsteine werden händisch hinzugefügt Ihre Spielsteine haben sie übrigens schon vorher über eine Firma in Hamburg bestellt. Die müssen nun händisch jedem Spiel hinzugefügt werden. Ihre eigene Schule hat den beiden Lehrern bereits fünf Spiele abgekauft, die auch Kolleginnen und Kollegen im Unterricht einsetzen möchten, berichten Daniel Hitzing und Erik Robert. Dafür haben die beiden extra ein Anleitungsvideo gedreht, das bei Youtube oder auf der Homepage https://didact-games.de/ angeschaut werden kann. Verlagsmaskottchen „Lotta“, ein rosa Axolotl, sorgt daneben für die passende Werbung. Und auch sonst haben sie sich einige Gedanken gemacht. So mussten sie ihr Spiel nämlich unter anderem auch so entwickeln, dass es die notwendigen Zertifizierungen erhält. Dazu zählt zum Beispiel die CE-Norm. „Die Farben der Steine wurden so gewählt, dass sie auch für Farbenblinde gut erkennbar sind“, sagt Erik Robert. Die nächsten Spiele sind bereits in Planung. Darunter zum Beispiel „Fangfrage“, ein Spiel für Kinder der siebten und achten Klasse zum Thema Allgemeingüter. „Die Schülerinnen und Schüler lernen anhand des Themas Fischfang, wie eine nachhaltige Nutzung von Gütern aussieht, die der Gemeinschaft gehören und was passiert, wenn sich einer zu viel nimmt“, erklärt Daniel Hitzing. Erik Robert testet unterdessen mit seinen Klassen schon „Mission Mendel“, ein Brettspiel zum Thema Genetik und Erbkrankheiten. Wichtig ist den beiden, dass die Spiele möglichst dann auf den Markt kommen, wenn in ihren Klassen das jeweilige Thema Unterrichtsstoff wird. „Und natürlich, dass sie gut aussehen“, sagt Erik Robert. „Wenn man sieht, dass sich jemand keine Gedanken gemacht hat, hat man auch weniger Lust, ein Spiel zu spielen.“ „Mission Membran“ ist für 35 Euro auf der Homepage von „Didact Games“ erhältlich. Fünf Stück gibt es für 150 Euro. Dort findet sich auch weiteres Begleitmaterial. Verlosung Die LZ verlost exklusiv drei Mal das Spiel „Mission Membran“. Zur Teilnahme am Gewinnspiel geht es über den Link www.LZ.de/gewinnspiel. Einsendeschluss ist der 7. November. Die Gewinner können ihr Spiel anschließend am Empfang des Medienzentrums Giesdorf, Ohmstraße 7 abholen.