Lehrer revolutionieren Unterrichtsfach – folgen Schulen aus Gütersloh dem Beispiel?

Gütersloh. Wenn es ein Schulfach gibt, was polarisiert, dann ist es der Sportunterricht. Viele Schülerinnen und Schüler lieben ihn, andere hassen ihn. Immer wieder wird jedoch die Wichtigkeit des Unterrichts unterstrichen, das Thema Bewegungsmangel ist ein viel diskutiertes in Deutschland. Schon 2019 wollen Jan Martin und Daniel Jürgens, Sportlehrer an der Richard-von-Weizsäcker-Gesamtschule in Rietberg, dem entgegenwirken und erstellen ein besonderes Konzept, um den Sportunterricht an ihrer Schule zu revolutionieren.

Im ersten Versuch wird die Idee abgelehnt, im Januar 2025 wagen die beiden motivierten Sportlehrer dann einen zweiten Vorstoß, denn sie sind überzeugt vom Konzept für ihre Schule. Nachdem sie den Antrag gestellt haben, präsentieren sie die Idee im April auf der Schulentwicklungskonferenz.

Diesmal wird das Konzept von NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller akzeptiert, sie erklärt es zum landesweiten vierjährigen Pilotprojekt für Gesamtschulen. Seit Sommer gibt es an der Rietberger Gesamtschule neben den drei regulären Unterrichtsstunden im Fach Sport für interessierte Schüler drei weitere Sportstunden pro Woche, als Wahlpflichtfach ab der siebten Klasse.

Gütersloher Schule will Sportkonzept einführen Schnell findet die Idee Anklang in NRW: Sieben weitere Gesamtschulen im Regierungsbezirk Detmold setzen schon auf das Konzept, mit der Gesamtschule Halle ist eine Schule im Kreis Gütersloh dabei. Auch eine Gütersloher Schule interessiert sich dafür. &bdquo;Für dieses Schuljahr haben wir uns noch dagegen entschieden, es gibt aber konkrete Überlegungen für 2026. Wir wollen das Konzept gerne ab dem nächsten Schuljahr umsetzen“, sagt Markus Göcke. Der 53-Jährige ist Schulleiter und Sportlehrer an der Gesamtschule an der Ahornallee.

Schon jetzt bietet die Schule Ergänzungsunterricht für die Neunt- und Zehntklässler an, die verschiedene Sportarten als freiwillige Zusatzkurse wählen können, perspektivisch soll das Wahlpflichtfach ab der 7. Klasse hinzukommen. Göcke ist seit mittlerweile 26 Jahren Sportlehrer und bemerkt über die Jahre, dass die Bewegungskompetenzen der Kinder und Jugendlichen rückläufig sind. &bdquo;Dem wollen wir als Schule natürlich entgegenwirken und Angebote schaffen, um den Schülerinnen und Schülern Spaß am Sport zu vermitteln“, sagt der Schulleiter.

Neben regelmäßigen Jahrgangsturnieren in Sportarten wie unter anderem Basketball oder Völkerball legt die Gesamtschule auch Wert auf Bewegung in den Pausenzeiten. &bdquo;Die neunten und zehnten Klassen haben eine Pausenliga im Fußball ins Leben gerufen. Wenn da die Spiele stattfinden, ist der Pausenhof leer gefegt und die Sporthalle voll“, erzählt der 53-Jährige stolz. Der Ligabetrieb geht mittlerweile in seine dritte Saison und ist laut Göcke eines der sportlichen Highlights an der Gütersloher Schule.

Weitere Gütersloher Schule diskutiert die Idee Die &bdquo;Bewegte Pause“ ist auch an der Anne-Frank-Schule ein Thema. &bdquo; Außerdem legen wir Wert auf die Einbindung von Bewegung in andere Fächer, etwa durch kurze Aktivierungsphasen im Unterricht“, sagt Jan Rüter. Er ist Schulleiter und Sportlehrer der Gütersloher Gesamtschule. Neben Kooperationen mit lokalen Sportvereinen und der Wiedereinführung von Sport als viertem Abiturfach führt das Lehrerkollegium der Schule mittlerweile eine gezielte Ansprache der Eltern durch, um auch außerhalb der Schule für mehr Bewegung zu sensibilisieren.

Die Idee, Sport ab der siebten Klasse als Wahlpflichtfach anzubieten, findet auch Rüter spannend. &bdquo;Das Konzept eröffnet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, individuelle Schwerpunkte zu setzen“, sagt der Schulleiter. Ob und in welcher Form die Anne-Frank-Schule zukünftig ein ähnliches Konzept übernehmen wird, hänge allerdings von verschiedenen Faktoren ab – insbesondere von den räumlichen Kapazitäten der Sporthalle, die derzeit nahezu vollständig ausgelastet seien.

Matthes betont die Wichtigkeit von Sportunterricht Den hohen Stellenwert von Sportunterricht und Bewegungsförderung stellt auch Henning Matthes, Beigeordneter der Stadt Gütersloh für die Bereiche Schule und Sport, heraus: &bdquo;Beides ist aus meiner Sicht nicht austauschbar. Bewegung ist Bildungszeit und verbessert Motorik, Ausdauer und Koordination. Sport fördert Teamfähigkeit und Regelbewusstsein und erhöht ganz praktisch die Lern- und Konzentrationsfähigkeit im übrigen Unterricht. Wo Kinder und Jugendliche sich täglich verlässlich bewegen, profitieren daher neben der Gesundheit des Einzelnen auch das Unterrichtsklima.“

Matthes betont, dass er jede Form der Bewegungsförderung im Stundenplan, in Pausenformaten, im Ganztag und im Verein unterstütze. Er freut sich, dass die Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen an vielen Standorten funktionieren und die bestehenden Infrastrukturen intensiv genutzt würden. Wenn es nach dem Beigeordneten geht, soll die Zusammenarbeit in Zukunft noch weiter ausgebaut werden.

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