Deswegen verzögert sich der Bau des zweiten Hochwasser-Rückhaltebeckens in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen . Noch vor einigen Jahren sah es so aus, dass der Bau eines zweiten Hochwasser-Rückhaltebeckens für Milliarden Liter in der Großgemeinde in diesem Jahr beginnen könnte. Doch noch tut sich nichts am geplanten Standort entlang der Oerlinghauser Straße. Die Redaktion fragte beim Träger der Planung für das Millionenprojekt, dem Werre-Wasserverband (Herford), nach. Geschäftsführer Steffen Veenaas bestätigt die Verzögerung. Hintergrund sind seinen Angaben zufolge neue Daten zu Niederschlagsmengen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Dieser habe 2023 einen neuen Zehn-Jahres-Mittelwert für Niederschläge ermittelt. &bdquo;Und diese Zahlen sollen wir im Auftrag der Bezirksregierung mit den Werten, die wir für das Hochwasser-Rückhaltebecken, angesetzt haben, abgleichen. Den Auftrag hierfür haben wir 2025 aus Detmold erhalten“, erklärt Veenaas. Denn: Regnet es entschieden mehr oder weniger, hat dies natürlich Einfluss auf die nötigen Kapazitäten beim Hochwasserschutz. &bdquo;Ein Abgleich mit den aktuellen Niederschlagszahlen macht daher auf jeden Fall Sinn“, so Veenaas.

Baubeginn nicht vor Frühjahr 2028: Der Geschäftsführer des Werre-Wasserverbandes rechnet &bdquo;täglich“ mit dem Ergebnis des Abgleichs, den ein externer Gutachter im Auftrag erstellt. &bdquo;Dann wissen wir mehr“, so Veenaas. Er persönlich geht im Übrigen nicht davon aus, dass der Wasserverband das Rückhaltebecken völlig neu planen muss.

Liegt alles vor, wird der Werre-Wasserverband die Erstellung der Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren in Auftrag geben. Hierfür seien erst kürzlich die ökologischen Anforderungen für Flora und Fauna aktualisiert worden. Im kommenden Herbst könnte dann laut weiterem Zeitplan das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung starten. Ein Baubeginn wäre in der Folge nicht vor Frühjahr 2028 realistisch, schätzt Veenaas.

Das ist aktuell geplant: Auf einem Feld zwischen Oerlinghauser und Heerserheider Straße – ungefähr auf Höhe der Knetterheider Oststraße – soll ein 325 Meter langer und bis zu 6,50 Meter hoher Damm samt Schleusentor entstehen. Einziger Zweck des Millionen-Projekts: Schötmar , Bad Salzuflen, Herford, Löhne und Bad Oeynhausen vor einem Jahrhunderthochwasser und damit großen Schäden zu schützen.

Das neue Hochwasser-Rückhaltebecken ( HRB ) im Werre-Verlauf entsteht nach dem Prinzip der Anlage, die in mehreren Abschnitten von 1997 bis 2010 in Höhe Grastrup-Hölsen im Lauf der Bega entstanden ist. Unterhalb der Ostwestfalenstraße befindet sich dort ein Beton-Damm mit Schleuse und Technikraum. Im Falle einer Flut werden die Tore geschlossen, und es wird nur so viel Wasser durchgelassen, dass auf der anderen Seite des Dammes – in Richtung Schötmar /Bad Salzuflen – die Bega nicht über die Ufer tritt.

Das gestaute Wasser sammelt sich in einem riesigen &bdquo;Becken“ auf einem Feld, das von Erddämmen eingefasst ist. Bis zu 2,5 Millionen Kubikmeter oder 2,5 Milliarden Liter Wasser können so auf 140 Hektar Fläche eingestaut werden. Hier wurden über die Jahre insgesamt rund 18,5 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert.

Ein System aus Becken : Um Schötmar , Bad Salzuflen und Herford im Fall sintflutartiger Regenfälle zu schützen, muss jedoch nicht nur die Bega im Fall des Falles eingestaut werden, sondern auch die Werre. Das neue Rückhaltebecken mit dem Damm in Höhe Wülfer / Knetterheide gehöre zu einem System, zu dem auch die bestehenden Anlagen in Hölsen , Bustedt und Löhne zählen, so Veenaas .

Für das neue Werre-Rückhaltebecken entlang der Oerlinghauser Straße muss nicht so viel Erde bewegt werden wie seinerzeit für die Anlage an der Bega in Hölsen . Der Einstaubereich liegt praktischerweise meist tiefer als die Umgebung. Eine Eindeichung ist für den im Staubereich liegenden Dreckhof vorgesehen. Die Wülfer Mühle wird hingegen zurückgebaut.

Eine Besonderheit ist, dass mitten durch den Einstaubereich die wichtige Gasleitung &bdquo; Wedal “ (Westdeutsche Anbindungsleitung) in der Erde verläuft. Das hat zusätzliche Sicherheits-Untersuchungen zur Folge. Genehmigungstechnisch betrachtet gilt das HRB übrigens als Talsperre.

Zahlen & Kosten: Das neue Hochwasser-Rückhaltebecken ( HRB ), dessen Einstaubereich sich auf einer Länge von rund 2,5 Kilometern entlang der Oerlinghauser Straße bis Leopoldshöhe-Heikpe erstrecken soll, soll ein Fassungsvermögen von gut 2,1 Millionen Kubikmetern (2,1 Milliarden Litern) haben. Es wäre damit nur etwas kleiner als das HRB an der Bega in Hölsen (2,5 Millionen Kubikmeter) .

Die Baukosten entlang der Oerlinghauser Straße (L751) wurden vor einigen Jahren auf 15 Millionen Euro geschätzt. Tatsächlich dürfte die Summe wegen der allgemeinen Preissteigerungen jetzt höher sein, vermutet Veenaas. Eine genaue Kalkulation liege indes noch nicht vor. Getragen werden die Baukosten größtenteils vom Land NRW und in kleinerem Umfang von den Mitgliedern des Werre-Wasserverbandes – das sind die Kreise Lippe, Herford und Minden-Lübbecke sowie die kreisfreie Stadt Bielefeld.

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