Ehemalige Mitarbeiter sollen Bauunternehmen in Bielefeld um Millionen betrogen haben

Bad Salzuflen/Bielefeld. Vor der Wirtschaftsstrafkammer des Bielefelder Landgerichts müssen sich derzeit drei Männer im Alter von 34 bis 45 Jahren verantworten, darunter ein Angeklagter aus Bad Salzuflen. Sie sollen als frühere Mitarbeiter des Bauunternehmens Goldbeck über Jahre hinweg Schmiergelder kassiert und Steuern hinterzogen haben. Der Schaden für das europaweit tätige Unternehmen soll sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf rund 2,784 Millionen Euro belaufen.

Das 1969 gegründete Bauunternehmen Goldbeck hat seinen Hauptsitz im Bielefelder Stadtteil Ummeln und beschäftigt aktuell rund 13.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen errichtet unter anderem öffentliche Gebäude, Wohnhäuser sowie Logistik- und Büroimmobilien. Im Geschäftsjahr 2024/25 lag der Umsatz nach Firmenangaben bei rund 6,4 Milliarden Euro.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war ein Hinweis aus dem Unternehmen selbst. Ein Mitarbeiter machte im Frühjahr des vergangenen Jahres einen Vorgesetzten auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam. Daraufhin ließ Goldbeck die Vorwürfe durch einen Rechtsanwalt prüfen. Als sich der Verdacht erhärtete, erstattete die Geschäftsführung Strafanzeige. Die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Bielefeld übernahm die Ermittlungen.

Untreue und Bestechung Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten Untreue, Bestechung, Bestechlichkeit sowie Steuerhinterziehung vor. Die Verlesung der umfangreichen Anklage dauerte zum Prozessauftakt rund eine Stunde. Hauptbeschuldigter ist ein 45-jähriger Mann aus dem sächsischen Zwönitz. Er soll an allen 67 angeklagten Taten beteiligt gewesen sein.

Zwischen 2021 und 2024 verfügte er laut Anklage über Gesamtprokura und konnte im Namen des Unternehmens Verträge abschließen. Die beiden Mitangeklagten aus Selm und Bad Salzuflen, ebenfalls mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet, sollen an 57 beziehungsweise sechs Taten beteiligt gewesen sein.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft nahmen die Angeklagten über mehrere Jahre Schmiergeldzahlungen von Subunternehmen an. Im Gegenzug sollen sie diesen Firmen Aufträge ihres Arbeitgebers zugeschanzt haben. Die Subunternehmen stellten überhöhte Rechnungen an Goldbeck, die das Unternehmen beglich. Um die Geldflüsse zu verschleiern, gründeten die Angeklagten mehrere Gesellschaften, an denen sie überwiegend als stille Teilhaber beteiligt gewesen sein sollen.

Diese Firmen stellten den Subunternehmen Scheinrechnungen, meist für angebliche Beratungsleistungen. Die so zurückgeflossenen Gelder landeten nach Anklage als Schmiergeld bei den Angeklagten. In einzelnen Fällen soll das Geld auch bar übergeben worden sein. Zudem soll ein Subunternehmen unentgeltliche Arbeiten an einem privaten Bauprojekt des Angeklagten aus Bad Salzuflen ausgeführt haben.

Schmiergelder Dem Hauptbeschuldigten wirft die Staatsanwaltschaft außerdem vor, bei drei weiteren Gelegenheiten Schmiergelder in Höhe von insgesamt 1,677 Millionen Euro von einem Anbieter angenommen zu haben. Er und der Mitangeklagte aus Selm sollen darüber hinaus zusammen rund 668.000 Euro an Steuern hinterzogen haben. Alle drei Männer sind zudem angeklagt, anderen Firmen durch Scheinrechnungen Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben.

Zum Auftakt des Prozesses kündigten die Verteidiger des Hauptangeklagten sowie des Mannes aus Bad Salzuflen umfassende Geständnisse an. Der 45-Jährige aus Zwönitz war im Juli vergangenen Jahres vorläufig festgenommen worden und saß zeitweise in Untersuchungshaft. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß. Sein Verteidiger Tilo Park erklärte, sein Mandant habe von Beginn an mit den Ermittlungsbehörden kooperiert und umfangreiche Aufklärungshilfe geleistet. So habe er den Ermittlern 28 weitere beteiligte Firmen benannt, die zuvor nicht bekannt gewesen seien.

Den Vorsitz in dem Verfahren führt Richterin Christiane Wilk. Sie hat vorsorglich 18 Verhandlungstage angesetzt. Sollte der Zeitplan eingehalten werden, könnte das Urteil Ende Februar fallen. Der Prozess wird am 7. Januar fortgesetzt.

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