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Bad Salzuflen

Junge Migranten müssen zwei Identitäten vereinen

Dr. Faraj Remmo: Jugendliche stoßen auf Skepsis

Was also tun?

Remmo: Symbole sind durchaus wichtig, etwa wenn die Bundeskanzlerin sagt, dass sie die Kanzlerin für alle ist. Und wir brauchen mehr Veranstaltungen wie diese. Menschen mit Mehrfachzugehörigkeit müssen mitgestalten können.

Halten Sie es also für wichtig, dass man stärker auf sie zugeht?

Remmo: Ja, aber nicht nur. Zum einen reicht es nicht, am 3. Oktober eine Moschee zu besuchen, und das war’s dann. Ich wünsche mir zum anderen aber auch, dass die Migrantenorganisationen sich stärker untereinander austauschen und auf die Mehrheitsgesellschaft zugehen. Das ist ein Prozess, den die Politik steuern kann. Und es ist wichtig, dass erfolgreiche Bad Salzufler mit Migrationshintergrund in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden, dass sie zum Beispiel Amtsleiter werden können.

Das können sie doch bereits.

Remmo: Es gibt nur eine begrenzte Zahl, und wenn wir uns mit den Ursachen beschäftigen, sind wir bei der Frage, warum so viele Jugendliche mit Mehrfachidentität die Hauptschule abbrechen. Da ist oft die Rede von den "bildungsfernen Schichten". Aber es gibt auch andere Ursachen. Schließlich wollen alle Eltern, dass ihre Kinder eine Zukunft haben.

Was ist dann das Problem?

Remmo: Zum Beispiel, dass die Sprachen Türkisch oder Arabisch nicht so angesehen sind wie Englisch. Allerdings muss man auch sagen, dass sich seit dem Start der Integrationspolitik in Deutschland vor zehn Jahren etwas verändert hat. Nur ist das sowohl-als-auch nach wie vor ein Problem. Jugendliche haben es schwer, eine Balance zum Beispiel zwischen ihrer deutschen und ihrer kurdischen Identität herzustellen. Um das zu schaffen, ist auch die Pädagogik gefragt.

Das Interview führte LZ-Redakteur Jens Rademacher.

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